Kolumne
Kamele aus Somaliland

Somaliland liegt in Nordafrika. Völkerrechtlich gehört es zu Somalia. Als praktisch aber unabhängiges Land wird es nur von Taiwan anerkannt. Haregysia heißt die Hauptstadt der präsidialien Republik. In dem Land leben rund 3,5 Millionen Einwohner. Die Fläche beträgt 137.600 Quadratkilometer. Der Somaliland-Schilling ist die quasi-offizielle Währung.

Kamele sind edele Tiere. Ihr dunkelbraunes Fell ist seidig, ihr Gang gleichmäßig, ihr Charakter geduldig, genügsam und duldsam. Kamele sind bessere Tiere als Dromedare, Pferde oder gar Esel.

Buschhausen ist ein nördlicher Stadtteil der Ruhrgebietsmetropole Duisburg. Dort wohnt Samantha. Sie ist eine zoophile Kamelliebhaberin, also sozusagen "vom Fach". "Ich bewege mcih gerne auf Kamelen fort, vor allem am Niederrhein, abseits der Touristenströme. Die beiden Höcker bilden einen idealen Sattel und das flaumige Fell kitzelt so schön an gewissen Stellen. Das erregt mich. Wenn ich reite, trage ich nichts unter meinem Rock." Samantha ist aber auch unzufrieden. Ihr Kamelbestand sei alt und träge geworden. "Die Viecher" sind nach ihren Worten "selbst für gemächliches Reiten durch Feld, Wald und Wiesen nicht mehr zu gebrauchen."

Was also tun? Genau: Eine Frischellenkur muß her, eine Verjüngnugskur. "Genetische Regeneration, sozusagen,"

Wie das gehen kann, weiß Samantha auch schon. "Ich werde mir neue Kamele besorgen. Und zwar im ostafrikanischen Somaliland. Das liegt bekanntlich am Horn von Ostafrika. Dort gibt es große, stattliche, kräftige und vor allem: humanophile, also: menschenliebende Kameltiere."

Dooch wie an die Tiere herankommen? Frau kann ja nicht einfach so in ein mohamedanisches (um dieses veraltete, nicht mehr zeitgemäße Wort noch einmal zu gebrauchen) Land fahren und 3 Hengste sowie 3 Weibchen (wegen natürlicher fortpflanzung, Sie verstehen) mit nach Hause nach Bruckhausen zu nehmen.

Da fällt ihr eine Zeitungsanzeige ins Auge: "Reiner scharwenzelt auch für Sie! Kontaktanfragen unter 0700 - 000 1 000." Samantha greift zum Telefon - trotz der verdächtigen Telefonnummer - und ruft sofort an. Und siehe da: Der Auftrag ist schnell und unkompliziert erteilt.

"Die Reise nach Somaliland sollte sich allerdings als etwas komplizierter als gedacht gestalten," blickt Reiner nach der Rückkehr zurück.

Wie kommt man in ein Land, das es offiziell gar nicht gibt? "Hier war es einfach," meint Reiner. "Wir sind die offizielle Route gegangen, also über Somalia. Heimische Führer brachten uns dann auf Schleichwegen zu der innerstaatlichen inoffiziellen Landesgrenze. Dort haben wir dann eine Aufenthaltsgenehmigung für Somalland besorgt."

Wenn Reiner "uns" sagt, meint er nicht den Majestätsplural "wir" = "ich". Nein, es hat ihn vielmehr sein fettleibiger Fraund Oliver genannt "Der Dicke" auf der Reise begleitet. "Mit seinen mehr als 175 Kilo Lebendgewicht mußte er schon 2 Sitzplätze im Flugzeug buchen. Und das schrottreife alte Auto aus Mogadishu ist seinetwegen kaum von der Stelle gekommen."

In einer kleinen Oasenstadt nahe der innerstaatlichen somalischen Grenze warschnell eine Kamelmarkt gefunden. Doch oh wehe - es stellte sich schnell heraus, daß Olver nicht für einen Kamelkauf geeignet war. "Entweder sind die Kamele im Wüstensand versunken oder in die Kniee gegangen, als er auf ihnen saß." Als endlich die passenden Tiere ausgewählt waren, gab es dann keine andere Rückreisemöglichkeit als die lange Strecke auf dem Landweg durch Arabien, das Osmanische Reich sowei die Balkanroute. "Der Zoll war nicht so sehr das Problem. Da hat Bestechungsgeld geholfen. Die Autobahnpolizei war schlimmer - die armen Kamele mit Oliver auf dem Rücken sind angeblich nicht schnell gelaufen. Doch auch dieses Problem konnten wir irgendwie finanziell lösen." Ab Gyögy an der ungarisch-serbischen EU-Außengrenze ist der kleine Truppe mt dem Balkan-Orient-Expreß nach Hause gekommen.

Ob Samantha mit den Tieren zufrieden ist, ist nicht überliefert. "Ich werde in Zukunft aber genauer hinschauen, welche Touren ich übernehme," betont Reiner. "Diese hier hat mich doch viele Nerven gekostet."

Bürgerreporter:in:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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