Das Werk von Enid Blyton

Enid Blyton: Fünf Freunde auf geheimnisvollen Spuren; 1 MC; Hörspielbearbeitung und Regie: Heikedine Körting; Produktion und Veröffentlichung: BMG Ariola Miller; Musik: Bert Brac; Sprecher: Oliver Rohrbeck, Oliver Mink, Ute Rohrbeck, Maud Ackermann, Lutz Mackensy und andere; ohne ISBN

Die Fünf Freunde verbringen ihre Sommerferien in der Felsenbucht. Schon in der ersten Nacht entdecken sie Lichtsignale, die von einem Boot auf See kommen. Als sie einen Ausflug auf die Felseninsel machen, entdecken sie eine Höhle in den Klippen und einen kleinen, schwarzen Koffer.

Besprechung

Hier liegt eine typische Geschichte a la Enid Blyton vor. Sommerzeit ist Urlaubszeit. Also treffen sich die vier Kinder und ihr Hund bei Georgina. Dann muß Tante Fanny plötzlich und unerwartet ins Krankenhaus. Onkel Quentin begleitet sie natürlich und läßt die Kinder unbeaufsichtigt alleine zu Hause zurück. Die neue Haushälterin heißt Stock. Sie wird als unsympathische Person gezeichnet, die sehr leicht und schnell mit den Kindern aneinandergerät. Ihr Sohn wird genauso platt als nervtötender Schreihals beschrieben. Als es die Kinder nicht mehr zuhause aushalten, weichen sie auch Georginas Insel aus. Und dort begegnen sie der Familie Stock erneut.

Als Junge habe ich die Geschichten von Enid Blyton ganz gerne gelesen. Damals gehörte ich ja auch noch zur Zielgruppe der Geschichten. Als Erwachsener sehe ich natürlich die Schwächen der Geschichten überdeutlich. Die Charaktere sind reichlich platt gezeichnet. Die Handlung ist ganz auf die Kinder zugeschnitten; sie erscheinen als die strahlenden Helden, die problem- und mühelos Kriminalfälle lösen können, an denen die naive Polizei scheitert. Als Erwachsener schlägt man da natürlich die Hände über dem Kopf zusammen. Der Alltag sieht doch ganz anders aus, weniger spektakulär und langweiliger...

Dies ist Band 18 der Hörbuchserie.

Enid Blyton als Person und Autorin

Enid Mary Blyton wurde am 11. August 1897 in Dulwich bei London geboren, wo sie auch am 28. November 1968 starb. Sie schrieb mehr als 753 Bücher und über 10.000 Kurzgeschichten. Mit über 600 Mio. verkauften Büchern gilt die englische Autorin als eine der kommerziell erfolgreichsten Jugendbuchautorinnen. Ihre Bücher wurden in über 100 Sprachen übersetzt.

Enid Blyton war die erste Kinderbuchautorin, die selbst die Künstler für die Illustration ihrer Bücher aussuchte. Die Idee, auf der Rückseite ihrer Bücher Bilder abzudrucken, stammt auch von ihr. Das Ergebnis: Die Buchhändler legten sie gerne zur Präsentation ins Schaufenster. Die eigene Unterschrift auf ihren Büchern ist ebenfalls eine ihrer Ideen.

Ihr erstes Buch erschien 1922. 1924 heiratete Enid Blyton den Verlagslektor Hugh Pollock und gab ihren Beruf als Lehrerin auf, um sich von nun an ganz der Schriftstellerei zu widmen. Das Paar lebte eine Zeit lang in London, doch schließlich zog es sie wieder zurück nach Beckenham. Ab 1926 brachte Enid ein Kindermagazin mit humorvollen Geschichten heraus. Enid und ihr Mann zogen 1929 in das kleine Örtchen Old Thatch nach Buckinghamshire, wo später ihre Töchter Gillian Mary (15. Juli 1931-2007) und Imogen (* 27. Oktober 1935) geboren wurden.

1931 schrieb Blyton ihren ersten Erwachsenenroman. Im gleichen Jahr zog sie nach Green Hedges in Baconsfield.

1942 wurde Blytons erste Ehe geschieden. In der Biografie von Barbary Stoney (die unter der Mitwirkung von Blytons Tochter Imogen Pollock entstand) wird die Autorin als lieblose, herrische Mutter dargestellt, die ihrem geschiedenen Mann den Umgang mit den Töchtern verbot und dafür sorgte, dass die beiden Mädchen fast fünfzehn Jahre lang keinen Kontakt zu ihrem Vater hatten. Blytons Verhältnis zu anderen Kindern soll laut ihrer Tochter Imogen schon in der Zeit als Lehrerin nicht besonders eng und warmherzig gewesen sein. Stoney und Pollock beschreiben Blyton als egomanische Tyrannin. 1943 heiratete Enid zum zweiten Mal. Ihr zweiter Ehemann war der Chirurg Kenneth Darrell Waters (1892-1967).

Den Großteil ihrer Werke schrieb Blyton in den 1940ern und 1950ern. In den 1950ern wurden Blytons Bücher zu Bestsellern und machten die Autorin international bekannt. 1953 stellte sie die Herausgabe ihres ersten Magazins ein und ersetzte es durch das „Enid-Blyton-Magazin“. 1964 wurde das letzte Kinderbuch veröffentlicht.

Anfang der 1960er Jahre merkte Blyton, dass Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit nachließen, sodass sie letztendlich nicht mehr in der Lage war, zusammenhängend zu schreiben. Ihre Fantasiewelt mischte sich immer wieder in die reale Welt. Ihr Mann Kenneth Darrell Waters, zu diesem Zeitpunkt selbst schwer krank, musste ihr beispielsweise die Antwortbriefe an ihre Fans diktieren. Er bemühte sich in der Öffentlichkeit, ihre Alzheimer-Krankheit zu verbergen. Nach dem Tod ihres Mannes verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand rapide. Schließlich wurde sie in eine Klinik in Hampstead eingewiesen, wo sie am 28. November 1968 nach einem Herzinfarkt starb.

Enid Blyton ließ immer wieder Ereignisse aus ihrem Leben, ihr bekannte Personen oder Orte in ihre Romane einfließen. Ein Beispiel: Die tierliebe Autorin, die in ihrem Haushalt immer viele Haustiere hielt, gab beispielsweise dem Papagei Kiki, der einer ihrer Tanten gehörte, eine Nebenrolle in den Büchern der Abenteuer-Serie.

Laut eigener Aussage gestaltete Blyton mit dem Mädchen „George“, das gern ein Junge wäre, in der Serie Die Fünf Freunde ihr Alter Ego. Jugendphotos der Autorin zeigen zudem große Übereinstimmung mit „Georges“ beschriebenen Aussehen. Bill Smugs aus der Abenteuer-Serie entstand durch eine Reisebekanntschaft Blytons. Es war seine Idee, als Polizeiinspektor in den Büchern aufzutauchen.

Ab 1950 wurden Blytons Romane auch in Deutschland veröffentlicht. 1957 war Enid Blytons produktivstes Jahr: Sie veröffentlichte 37 neue Bücher. In Deutschland erwiesen sich die Internatsreihen als besonders erfolgreich.

Die Anschuldigung, Blyton hätte einen Ghostwriter beschäftigt, wies die Autorin strikt von sich. Für sie sei ein solcher Arbeitsausstoß durchaus verkraftbar.

"Seit den 1950ern werden die Werke Blytons auch literaturwissenschaftlich untersucht. Die Werkanalysen und Kritiken fielen nicht immer positiv aus. Blytons oft simple Einteilung der Charaktere in „Gut und Böse“ wurde kritisiert: Ihre Charaktere seien mehr Figuren als ausgeformte Charaktere, sie seien stereotyp, angepasst und statisch. Kritisiert wird auch die Vorhersehbarkeit der Abenteuergeschichten: die Bücher folgten einem immer gleichen Muster - das „Böse“ muss „vom Guten“ bekämpft werden, „das Böse“ muss „zum Guten“ bekehrt werden. „Das Gute“ wird immer siegen, wobei nicht der Leser selbst entscheiden dürfe, was „gut“ und was „böse“ sei, da es ihm die Stereotypen unmöglich machten, die Handlung selbst zu interpretieren. So ist in der Regel schon am Aussehen und Benehmen der Figuren klar erkennbar, ob es sich um einen „guten“ oder „bösen“ Menschen handeln soll.

Alle Serienfiguren sind statisch angelegt, sie entwickeln sich nicht ständig, verändern nicht oder kaum ihren Charakter. Viele Figuren bleiben wenig ausgeformt und erfüllen lediglich ihre Funktion im Handlungsverlauf. Dies gilt insbesondere für die Erwachsenen in den Geschichten. Den Strukturen der Erwachsenenwelt entsprechen die Hierarchien in Blytons Kindergruppen: Zumeist vertritt der älteste Junge die elterliche Autorität und Befehlsgewalt gegenüber den Jüngeren. Die Mädchen und Jungen erfüllen stereotype Geschlechterrollenvorgaben, nur Georgina, genannt George, bricht in der Fünf Freunde-Serie aus dem strikten Rollenschema ansatzweise aus, indem sie die ihr zugewiesene Mädchenrolle strikt ablehnt.

Mehrere Jahrzehnte nach der Entstehung der Kinderbücher sind von Blyton dargestellte soziale Strukturen und Vorstellungen nicht mehr zeitgemäß. Das führte sogar dazu, dass neue Ausgaben der Werke inhaltlich verändert wurden.

Insbesondere enthalten die Bücher teilweise zeitbedingten versteckten bis offensichtlichen Rassismus vor, besonders in der Noddy-Serie. In den 1970ern und 1980ern weigerten sich einige britische Buchhandlungen, Blytons Bücher in ihrem Sortiment zu führen. Die anhaltende Kritik hat schließlich zu einer Überarbeitung zahlreicher Werke geführt.

Wohlwollende Kritiker sehen in Blytons Abenteuerromanen aber auch mitunter eine Abkehr der Protagonisten von gängigen Gesellschaftsmustern und deren Vorurteilen. So zeigen die kindliche Naivität und der ausgeprägte Sinn für Gerechtigkeit der „Fünf Freunde“, dass Enid Blyton den Wert des Menschen in dieser Serie eher an seinem individuellen Charakter und nicht nur an seiner Herkunft oder Geburt fest macht. In ihren Werken „Fünf Freunde helfen ihrem Kameraden“ und „Fünf Freunde im Nebel“ z. B. treten die Kinder den so genannten Zigeunerkindern völlig unvoreingenommen gegenüber und freunden sich mit ihnen an. Diese Geschichten enden mit einer erfolgreichen Integration eines Außenseiter-Charakters in die Gesellschaft. Allerdings ist auch hier wieder, wie in den Internatsgeschichten, die Anpassung an die dominante Gruppe (die bürgerliche Gesellschaft) der einzige Weg zur Integration," stellt die Internetenzyklopädie Wikipedia die Autorin vor. Ich gebe diesen Text hier gezielt als Zitat wider. Genauer und besser hätte ich Enid Blyton auch nicht besprechen können. Ich hätte den Wikipedia-text natürlich umformulieren können. Ich gebe an dieser Stelle aber gerne zu, daß ich ein bißchen faul bin und diese Mühe dann doch gescheut habe. Ich hoffe, es geht auch so.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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