Christadelphians
Die Christadelphian-Gemeinden gehören zu einer kleinen christlichen Gemeinschaft. Die Bezeichnung „Christadelphian“ ist von den griechischen Wörtern „Christos adelphoi“ abgeleitet und bedeutet „Brüder in Christus“. Andere verwendete Bezeichnungen sind Urchristen (Selbstbezeichnung im deutschen Sprachraum), Brethren in Christ oder Broeders in Christus.
Ähnlich wie viele andere christliche Gemeinschaften, insbesondere solche, die aus der adventistischen Tradition oder der Erweckungsbewegung in den USA des 19. Jahrhunderts erwachsen sind, glauben die Mitglieder der Christadelphian-Gemeinden an ein kommendes Reich Gottes auf der Erde, lassen sich als Erwachsene (Glaubenstaufe) taufen und hoffen auf die leibhaftige Auferstehung aus den Toten bei der Wiederkunft Christi.
Die Christadelphians unterscheiden sich von vielen anderen christlichen Gemeinschaften durch ihre Ablehnung aller Glaubenslehren, die nach ihrer Auffassung nicht mit den ursprünglichen Zeugnissen der Bibel übereinstimmen, sondern erst nach dem Kontakt des Urchristentums mit der hellenistischen Welt entstanden seien. So lehnen sie die Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes, die Vorstellung einer unsterblichen Seele und die Ansicht einer Präexistenz Christi ab und glauben nicht an die Existenz eines bösen, gefallenen Engels namens Satan oder Teufel. Der einzige Widersacher gegen Gottes Willen sei nach ihrer Auffassung der Mensch selbst. Mit dem Begriff "Dämonen" werden ihrem Bibelverständnis gemäß keine bösen Geistwesen, sondern Krankheiten, insbesondere geistiger und seelischer Art, bezeichnet.
Jesus Christus gilt ihnen als „zweiter Adam“, als von Gott gezeugter Mensch, der mit göttlicher Kraft Wunder vollbracht, jedoch von seiner Mutter die menschliche, zur Sünde neigende und daher sterbliche Natur geerbt habe, obwohl er selbst immer frei von Sünde geblieben sei. Durch seinen Gehorsam bis zum Tod am Kreuz (als Repräsentant der Menschen, nicht als ihr Stellvertreter) habe er „die Sünde im Fleisch“ besiegt und sei dafür von Gott als einziger Mensch in den Himmel aufgenommen worden.
Als Annihilationisten halten sie den Glauben an die Existenz einer Hölle für unbiblisch. Weiterhin beteiligen sie sich nicht an politischen Wahlen und lehnen (obwohl sie keine grundsätzlichen Pazifisten sind, sondern es als biblisch von ihnen geforderte Nichteinmischung in die „Angelegenheiten dieser Welt“ verstehen) für sich jede Form von Gewalt ab, was sie auch zu überzeugten Militärdienstverweigerern macht. Christadelphians dürfen daher auch nicht in Berufen (z. B. Polizei) tätig werden, die Gewaltanwendung erforderlich machen können. Die Errichtung des Staates Israel 1948 interpretieren sie als Erfüllung von Gottes Zusagen, auch bei Jesu Wiederkunft wird dieser Staat ihrer Lehre nach eine wichtige Rolle einnehmen.
Die Evolutionslehre lehnen die Christadelphians als mit Gottes Wort in der Bibel nicht vereinbar ab. Die Institution der Ehe genießt bei ihnen einen hohen Stellenwert, da sie als Ebenbild der Verbindung Christi mit seiner Gemeinde gilt. Scheidungen seien unbedingt zu vermeiden. Eheverbindungen sollten möglichst zwischen Glaubensgeschwistern geschlossen werden, wobei dem Ehemann ihrer Ansicht nach (sie begründen dies u. a. mit Eph 5,22-25) die Rolle des (geistlichen) Oberhaupts der Familie zugedacht ist.
Abgelehnt werden ferner die Verwendung jeglicher Glaubenssymbole (z. B. Kreuz) sowie Abbildungen Jesu oder Darstellungen Gottes, da Christadelphians all dies als im Heidentum wurzelnd und nicht bibelkonform betrachten. Ebenso halten Christadelphians es mit weltlichen Symbolen und verweigern daher beispielsweise den Fahnengruß.
Ansonsten halten sich Christadelphians ihrem Bibelverständnis gemäß strikt an die Gesetze des Staates, in dem sie jeweils leben, sofern diese in ihren Augen nicht göttlichen Geboten zuwiderhandeln.
Aufgrund ihres Selbstverständnisses haben Christadelphians kein Interesse an ökumenischen Bestrebungen.
Abgehalten werden in der Regel wöchentlich drei Zusammenkünfte, zwei an Sonntagen und eine an einem anderen Wochentag. Für gewöhnlich findet am Sonntag das Gedächtnismahl (mit Brot und Wein) statt, an dem nur getaufte Christadelphians aktiv teilnehmen dürfen, der Besuch der gehaltenen Vorträge dagegen steht grundsätzlich auch Nicht-Gemeindemitgliedern offen. Daneben werden Gebete gesprochen, Lieder gesungen und die Gemeinde betreffende Bekanntmachungen mitgeteilt. Auch eine „Sonntagsschule“ für Kinder und Jugendliche ist üblich. Die dritte Zusammenkunft an einem anderen Wochentag ist überwiegend dem Studium der Bibel vorbehalten. Geistliche Aufgaben wie das Halten der Vorträge in der Gemeinde oder die Verantwortung für das Gedächtnismahl sind Männern vorbehalten, Frauen können dagegen in der Sonntagsschule der Gemeinde aktiv sein oder bei speziellen Treffen weiblicher Gemeindemitglieder, die der Stärkung des Glaubens wie auch der Zusammengehörigkeit dienen, eine aktive Rolle spielen. Darüber hinaus übernehmen sie viele unterstützende und logistische Aufgaben, was den reibungslosen Ablauf des Gemeindelebens betrifft, wie beispielsweise die Organisation der Bewirtung bei besonderen Veranstaltungen oder das Putzen des Gemeindehauses.
Bei einem Verstoß gegen die Glaubensgrundsätze seitens eines Mitglieds wird dieses von den Verantwortlichen der jeweiligen Versammlung darauf hingewiesen; bei fehlender Reue und/oder fortgesetztem Fehlverhalten wird ihm die Gemeinschaftszugehörigkeit entzogen. Die Konsequenzen einer solchen Maßnahme sind zum einen das Verbot, auf irgendeine Weise Tätigkeiten in der Versammlung zu übernehmen oder aktiv beim Gedächtnismahl an den Symbolen Brot und Wein teilzuhaben, zum anderen eine mehr oder weniger deutliche Distanzierung seitens der übrigen Versammlungsmitglieder gegenüber dem/der Ausgeschlossenen (auch wenn Christadelphians nicht offiziell dazu verpflichtet sind, alle sozialen Kontakte mit Personen, denen die Gemeinschaft entzogen wurde, zu meiden). Der Besuch der Zusammenkünfte ist ihnen jedoch weiterhin gestattet. Bei erfolgter Reue steht für gewöhnlich einer Wiederaufnahme nichts im Weg.
Die unamended-Richtung geht davon aus, dass nur diejenigen, die „in Christus“ (also getauft) gestorben sind, auferstehen und, sofern sie den Geboten Gottes treu geblieben sind, ewiges Leben haben werden. Der Rest bleibt im Zustand des Todes ohne Bewusstsein. Die amended-Richtung vertritt die Ansicht, dass alle, die verantwortlich sind, zum Jüngsten Gericht von den Toten auferstehen werden. „Verantwortlich“ seien diejenigen, welche die Botschaft des Evangeliums gehört haben. Dabei würden die Rechtschaffenen aufgrund ihrer Werke beurteilt und ewiges Leben erhalten. Die Gottlosen werden ihrer Ansicht nach ausgelöscht und hören auf zu existieren. Diejenigen, die nicht verantwortlich seien, weil sie nie das Evangelium gehört haben, würden nicht auferstehen.
Von Christadelphians wird erwartet, daß sie zumindest in ihrem persönlichen Umfeld über ihren Glauben reden und dafür Zeugnis ablegen, um dadurch auch andere Menschen auf sich aufmerksam zu machen und sie gegebenenfalls zu „bekehren“ und zur Taufe zu veranlassen. Es werden auch öffentliche Vorträge veranstaltet sowie an öffentlichen Orten Stände aufgebaut, an denen ihre (kostenfreien) Schriften angeboten werden.
Die rheinische Gemeinde hat etwa 25 Mitglieder. Sie stammen alle aus einem Städtedreieck Siegburg – Paderborn – Mönchengladbach. Sie treffen sich alle drei Wochen nach einem festen Jahresplan. Da die Gemeinde keine eigenen festen Räumlichkeiten hat, finden diese Treffen in Privatwohnungen statt. Der sonntägliche Gottesdienst hat dabei eher den Charakter eines Hauskreises. Es gibt – wie schon oben angedeutet – Gesang und Gebet. Die Gemeindemitglieder sprechen gemeinsam über bestimmte Bibelstellen und Psalmen, die auch gemeinsam gelesen werden. Daneben sind prinzipiell aber auch Vorträge möglich. Wer möchte, kann also aktiv am Geschehen der Versammlung teilnehmen.
Bürgerreporter:in:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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