Ausstellung MKM
Vom 26. Februar bis 24. Mai 2010 zeigt das Museum Küppersmühle in Duisburg Werke von Olaf Metzel, einem der wichtigsten und einflußreichsten deutschen Bildhauer der Gegenwrt. Der Künstler präsentiert elf Skulpturen und Rauminstallationen sowie eine Auswahl seiner Zeichnungen. Fünf neue Arbeiten sind eigens für die Ausstellung entstanden. Die Ausstellung ist Teil von "Mapping the Region", einem gemeinsamen Ausstellungsprojekte der Kunstmuseen des Ruhrgebiets. "Mapping the Region" ist ein offizielles Projekt der Ruhr2010.
Olaf Metzel wurde 1952 in Berlin geboren. Dort studierte er auch an der Freien Universität und an der Hochschüle der Künste. Heute lebt und arbeitet er in München. Dort ist er auch seit 1990 als Professor an der Münchener Akademie der Bildenden Künste tätig; von 1995 bis 1999 leitete er sie auch als Rektor. Metzel bestückte im Rahmen seiner künstlerischen Tätigkeit auch schon zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Teilnahmen an der "documenta 8" und an den "Skulptur Projekten Münsten" schlagen bei ihm auch zu Buche. Metzel erhielt inzwischen auch verschiedene Preise, so den Lichtwark Preis 2009 der Stadt Hamburg.
Glaubt man der Pressemeitteilung des Museums, nähert sich Metzel der Ausstellung über das Unspezifische, alltäglich Naheliegende. Er greift demnach für seine Skulpturen beispielsweise auf Medienberichte zurück, die er aus regionalen Tageszeitungen (Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Neue Ruhr Zeitung, Bild, Rheinische Post) nimmt. "Das künstlerische vermessene Gelände - Alltag, Öffentlichkeit und vermöffentlichte Meinung - umfaßt in seiner Interpretation die thematischen Felder Sport, Bildung, (unfreiwillige) Freizeit, Religion, Integration, postindustrielle Erneuerung, Alltagskultur und Alltagsgeschmack. Mit den fünf neuen Arbeiten ("Schicht im Schacht", "Ichhasseschule", "Hartz IV wird fünf", "BILD Ruhrgebiet, 22.12.2009", "Und dann noch das Wetter") setzt er sich gezielt mit dem Ruhrgebiet auseinander und greift Befindlichkeiten auf, die die Region wiederspiegeln, zugleich aber universellen Charakter haben," berichtet die Pressemitteilung des Museums.
Die Installation "Ichhasseschule" geht auf eine Meldung in der NRZ über ein Duisburger Hilfsprojekt in Malawi zurück. Konkreter Auslöser war das begleitende Pressefoto der skulptural spektakulären Anlieferung der Schulbänke auf einem kleinen LKW. Die Hilfsaktion lenkt den Blick in die Ferne, die Schulbänke lenken den Blick auf das Nahe: Bilder als neuer "Rohstoff" im postindustriellen Duisburg. Das Klassenzimmer ist nicht nur der Ort, in dem der Unterricht stattfindet. Gesellschaftlich gesehen trennt er arm und reich, bildungsnah und bildungsfern. Schüler des Duisburger Sophie-Scholl-Berufskolleg und des Münchener Gisela-Gymnasiums wirkten an der Arbeit mit.
Zwei weitere neue Arbeiten, die speziell für die Ausstellung entstanden, basieren auf Metzels Lektüre regionaler und überregionaler Tageszeitungen. Sie thematisieren das Medium Zeitung im Allgemeinen. Die Arbeit "BILD Ruhrgebiet, 22.12.2009" aus dem Jahre 2009 besteht aus verformten Matrizen, die von Plexiglas überzogen sind. Für "Und dann noch das Wetter" aus dem Jahre 2010 isoliert Metzel Meldungen, die ihn aus der Masse der Mitteilungen anspringen. Sie greifen Ereignisse und eigene Stimmungslagen der letzten Monate auf. Vergrößert druckt er sie auf dünne Metalltafeln, die wie zerknülltes Papiert verformt werden. "Das Herumschwirren veröffentlichter Meinung durch den Alltagsraum der Stadt wird ins Räumliche übersetzt und skulptural faßbar. Auf Metallstäbe gespießt, ergeben die dem Kontext entrissenen Meldungen neue Konstellationen."
Grundlage der Arbeit "Hartz IV wird fünf" sind Prospektbeilagen regionaler Möbelhäuser, die die Beliebigkeit immer gleicher Türen und Sofatische aus Rauchglas abbilden. In Anlehnung an das Material verwendet der Künstler Plexiglas, das er erhitzt und zu einer skulpturalen Apotheose des Alltagsgeschmacks bzw. des erschwinglichen Möbelstücks auftürmt. Der Titel des Kunstwerks stammt aus einer Zeitungsschlagzeile.
Die Arbeit "Schicht im Schacht" ist zugleich autonome Skulptur und architektonisches Modell für einen 20 Meter hohen Turm, den Metzel für den Duisbuger Hafen plant. Die Formen des Turms entnahm er der Kästchenstruktur des Logos der RUHR.2010 und übertrug sie ins Dreidimensionale.
"Metzel arbeitet nach dem Prinzip Produktion = Provokation. Dies ist durchaus im wörtlichen Sinne zu verstehen. Was entsteht, wenn man genauer hinschaut? Mit seinen Skulpturen erweckt der Künstler Bewußtsein über die Arten von realem oder zwischenmenschlichem Raum, in denen sich der Betrachter befindet. Dabei sucht Metzel offensiv die Auseinandersetzung mit dem Betrachter, weil er an die Diskussionsfähigkeit der Gesellschaft glaubt," berichtet das Museum Küppersmühle in der oben schon erwähnten Pressemitteilung.
Ab dem 25. Februar ist Metzel auch im Lehmbruck Museum vertreten. Im Rahmen der dortigen neuen Ausstellungsreihe zeigt der Bildhauer drei ausgewählte Arbeiten. "Zu Gast in unserer Sammlung: Olaf Metzel" findet parallel zur Ausstellung im Museum Küppersmühle statt.
Im Lehmbruck-Trakt steht die Skulptur "Roter Beton". Sie befindet sich dort in Sichtweite der Menschenbilder Lehmbrucks. Die Figur aus rötlichem Stahlbeton ist die früheste erhaltene Arbeit Metzels. Er schuf sie in Erinnerung an den Tod eines Demonstranten 1981 in Berlin. Kopft und rechter Arm der Skulptur sind abgetrennt. "So ist das Bewegungsmotiv noch verstärkt, das von den Fernsehbildern noch in Erinnerung ist, die zeigen, wie der Demonstrant unter einen anfahrenden Bus geriet. Auf einer gewöhnlichen Transportpalette stehend, aktualisiert die SKulptur auch die Sockelfrage in der Bildhauerei," erfahre ich in einer Pressemitteilung des Duisburger Museums.
In der Großen Glashalle steht die Installation "Milieufragen" aus dem Jahre 2007. Sie besteht aus zweireihig angeordneten, in Gips gegossenen Urinalen, die in der Glashalle stehend zur Skulptur im öffentlichen Raum wird.
Am gegenüberliegenden Ende der Halle steht die aus dreizehn deformierten Bistrotischen bestehende Installation "Red Party" aus dem Jahre 2008. Eine verlassene und in die Ecke geschobene Nach-Partysituation.
"Metzel gestaltete die Räume wie aus einem Guß," berichtet Walter Smerling, Direktor des Museums Küppersmühle. "Er nutzte die Räume so, als wären sie für die Ausstellung gemacht. Metzel zieht seismographisch durch die Welt, nimmt Stimmungen auf und gibt ironisch, zynisch und provokativ Antworten. Die Ausstellung ist eine Realität aus der Sicht des Künstlers und nicht ihre idealisierende Darstellung."
Doch der Museumsdirektor geht auch weiter. Er kritisiert auch ungewohnt deutlich die Duisburger Kommunalpoliitk. "Das Filfourm als kommunales Kino soll geschlossen werden. Die Bücherei wird neu gebaut, aber nicht angemessen ausgestattet. Und das in Zeiten der Kulturhauptstadt 2010. Man faßt sich schon an den Kopf, wenn man sieht, was die kommunale Kulturpolitik macht. Wir haben hier Kultur in Bundesliga-Format, werden aber wie Kreisklasse behandelt." Sein Motto lautet: "Wir reden von Krise. Kohle muß in Geist umgewandelt werden."
"Wir müssen intelligent sparen," hält der Duisburger Kulturdezernent Karl Janssen dagegen. Wir haben hier Champions-Liga format. Wir haben in Duisburg ein Pfund, mit dem wir wuchern können, nämlich die Küppersmühle, das DKM und das Lehmbruck-Museum. Sie sind Publikumsmagneten. Am vergangenen Wochenende standen die Leute am Lehmbruck-Museum Schlange. Sparen wir bei den Schulen an der falschen Stelle, bieten also beispielsweise keine Begleitung der Schüler an, erzeugen wir zerstörerische Gewalt."
Bürgerreporter:in:Andreas Rüdig aus Duisburg |
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