Haus Meer in Meerbusch

Haus Meer ist ein Herrenhaus, das am südlichen Rand von Büderich, einem Stadtteil von Meerbusch, liegt.

"Am 22. Februar 1166 wurde durch zwei bischöfliche Urkunden, unterzeichnet von dem Kölner Erzbischof Rainald von Dassel, die Klostergründung dokumentiert. Eine Urkunde regelt eine Erbaufteilung zwischen Hildegunde von Ahr und Meer und ihrer Schwester Elisabeth von Randerath, die andere bestätigt die Übertragung des durch die Erbteilung an Hildegunde übergegangenen Besitzes einschließlich der Burg Meer an die Kölner Kirche zum Zwecke der Klostergründung.

Hildegunde wurde vermutlich zwischen 1110 und 1115 als Tochter des Grafen Hermann von Liedberg und seiner Frau Hedwig geboren. Sie wurde mit dem Grafen Lothar von Ahr vermählt. Die streng gläubige Hildegunde machte nach seinem Tod 1165 eine Wallfahrt nach Rom, nach ihrer Rückkehr vermachte sie der Kölner Kirche 1166 ihr gesamtes Vermögen, um ein Prämonstratenserinnenkloster nach den Regeln des heiligen St. Augustin, eine Gemeinschaft heiliger Jungfrauen und Mägde Christi, zu gründen.

Mit dem Aufbau des Klosters auf Grundmauern eines alten Gutshofes wurde 1168 begonnen. Die geistliche Führung des Klosters übernahm die Abtei Steinfeld, die mit Ulrich, dem Propst von Steinfeld, den ersten Prior des Klosters stellte. Hildegundis und ihre Tochter traten in die Gemeinschaft ein und Hildegundis wurde Vorsteherin des Klosters. Obwohl das Kloster offiziell von Ulrich geführt wurde, wurde Hildegundis in der Urkunde, mit der Papst Alexander III. 1178 die Klostergründung bestätigt als priorissa bezeichnet. Sie bemühte sich sehr um die Sammlung von Reliquien und erhielt von Rainald von Dassel, dem Erzbischof von Köln, die Armknochen der Märtyrer Felix und Nabor. Das Kloster verfügte über zahlreiche Ländereien und Waldflächen. Insbesondere in Krefeld gehörte etwa die Hälfte der Bauernhöfe zum Meerer Latenverband. In Neuss wurde der Stadthof „Meererhof“ gegründet, der als Handelsplatz für das Kloster diente. In Krefeld der Münckerhof, an den die Abgaben der Krefelder Höfe zu entrichten waren.

Hildegundis starb am 6. Februar 1183. Nach ihrem Tode soll ihr Leichnam zweimal morgens ausgegraben und zur Tür des Presbyteriums ausgerichtet gefunden worden sein. Schriftliche Aufzeichnungen darüber existieren nicht mehr. Nach Hildegundis Tod übernahm ihre Tochter Hedwig 1186 die Führung des Klosters bis 1215 (Laut dem "Vollständigen Heiligen-Lexikon" von J. E. Stadler, 1858, starb Hedwig oder Hadwigis bereits im Jahr 1200)[3]. Sie konnte aber die unabhängige Stellung ihrer Mutter nicht weiterführen, die Angelegenheiten des Klosters wurden überwiegend durch die Abtei Steinfeld geregelt.

Hildegundis und Hedwig wurden von ihrem Orden als Venerabiles (Ehrwürdige) betrachtet, sie wurden nicht offiziell selig oder heilig gesprochen. Die Reliquien Hildegundes wurden 1802 nach Osterath gebracht. Ein Teil von ihnen liegt seit 1971 in der St. Mauritius Kirche in Büderich, andere Teile befinden sich in der Pfarrei St. Georg in Liedberg und in der Pfarrei Immerkeppel bei Overath. Der in Osterath verbliebene Teil wurde 1987 in das Seniorenzentrum „Hildegundis von Meer“ überführt.

Während des Truchsessischen Krieges wurde das Kloster 1583 geplündert. Nachfolgend versuchten die Jesuiten, das Kloster zu übernehmen. Dem konnte der ansässige Adel entgegenwirken, der das Kloster zur Unterbringung seiner Töchter nutzte. Durch einen Brand wurde das Kloster 1584 so stark zerstört, dass ein Wiederaufbau erst 1593 mit einer neuen Meisterin erfolgen konnte.

Um den strengen Regeln des Klosters auszuweichen, versuchten 1597 die Nonnen selbst erfolglos, das Kloster aufzugeben und die Gemeinschaft mit den Neusser Augustinerinnen von St. Quirin zu vereinigen.

Während des Dreißigjährigen Krieges, nach der Schlacht auf der Kempener Heide im Jahre 1642, wurde das Kloster erneut niedergebrannt. Die Nonnen kamen bis zum Wiederaufbau, der von 1650 bis 1664 erfolgte, im Kloster Unterzell bei Würzburg unter.

Französische Soldaten plünderten im Oktober 1794 das Kloster und nutzten es als Kaserne und Pferdestall. Während der Säkularisation wurde es im August 1802 aufgelöst, der Besitz des Klosters ging auf den französischen Staat über. Die Prämonstratenserinnen erhielten eine kleine staatliche Pension, die Dienstboten wurden entlassen.

Der Besitz von etwa 700 ha und das Kloster wurden in einer Versteigerung 1804 von Friedrich und Konrad von der Leyen, Seidenfabrikanten aus Krefeld, für 180.000 Francs erworben. Es wurde zum Schloss der Familie von der Leyen aufgebaut, das als Herrensitz diente und mit einem Landschaftsgarten nach englischem Vorbild und einem landwirtschaftlichen Gut komplettiert wurde. 1827 wurde das Gut als „Landtagsfähiges Rittergut“ anerkannt, was der Familie die Bezeichnung Rittergutsbesitzer und die Wahlmöglichkkeit in den Preußischen Landtag verschaffte.

Die romanische Klosterkirche wurde 1807 abgebrochen, die Hauptgebäude blieben zunächst bestehen. Die Brüder Friedrich und Konrad bewohnten das heruntergekommene Anwesen nur kurze Zeit, Friedrich hinterließ seinen Besitz 1825 seiner Frau Henriette. Konrad war kinderlos und vermachte seinen Anteil 1835 den drei Kindern von Konrad und Henriette. Nach Henriettes Tod 1850 wurde der das Schloss per Los an den zweitältesten Sohn, Julius Konrad von der Leyen, übertragen. Der wohnte ohne Familie bis zu seinem Tod 1864 im Hauptgebäude, ohne es baulich zu verändern, lediglich weitere Abbrüche der Klostergebäude folgten zwischen 1850 und 1860.

Nach seinem Tod ging der Besitz an seinen älteren Bruder Friedrich Johann, der mit der Umgestaltung des Haupthauses begann und dieses und das ehemalige Gästehaus von 1865 bis 1868 umbaute. Er beauftragte den Landschaftsgärtner Joseph Clemens Weyhe mit der Gestaltung des Schlossparks. Seine Schwägerin Mathilde zog Anfang der 1870er Jahre in das Gebäude und renovierte nach dem Tod von Friedrich Johann ab 1874 gemeinsam mit ihrem Sohn Friedrich Ludwig, dem Erben des Besitzes, weitere Teile des Gebäudes. Auf ihr Engagement geht der Ausbau des Schlosses zurück. Baron Friedrich Ludwig war als Bürgermeister von Büderich und als Landrat des Kreises Neuss politisch sehr aktiv und bewohnte mit seiner Familie das Schloss bis zu seinem Tod 1935.

Erbe des Besitzes war sein Sohn Joachim Adolf Otto, der sich jedoch nicht in Büderich niederließ. Das Schloss wurde nicht mehr von der Familie von der Leyen bewohnt, einige Teile vermietet. Ab 1933 bewohnte der Publizist Wernher Wittaus den Gartenflügel des Schlosses. In seiner Wohnung trafen sich von bis 1943 regelmäßig die „Kerzianer“ (die Treffen fanden bei Kerzenlicht statt), eine Gruppe befreundeter Künstler, unter ihnen Ewald Mataré und Heinrich Nauen.

Das Haupthaus wurde im Zweiten Weltkrieg als Truppenquartier genutzt. Joachim versuchte, durch die Vermietung an die Vereinigten Stahlwerke, weitere Beschädigungen und Verwohnungen durch das Militär zu verhindern. Das Schloss wurde von dem neuen Mieter renoviert, der konnte jedoch nicht mehr einziehen, denn im August 1943 wurde das Schloss bei einem Luftangriff zerstört.

Nur die Wirtschaftsgebäude wurden wieder aufgebaut. Die oberirdischen Reste der Schlossruine wurden 1959 gesprengt und abgetragen. 1960 wurde das Gelände von Huberta von der Leyen an den Gesamtverband der evangelischen Kirchengemeinden Düsseldorf verkauft. Nach mehreren Eigentümer-Wechseln ist das Areal heute im Besitz der Agne-Wahlen Meerbusch GbR," stellt die Internetenzyklopädie Wikipedia Kloster und Schloß vor. Auch Gebäude wie das Gartenpavillon, der Eiskeller, die Motte, Mühle sowie Garten werden dort vorgestellt.

Haus Meer ist unter touristischen Gesichtspunkten völlig uninteressant. Die verbliebenen Gebäude werden gewerblich genutzt; eine Besichtigung der Innenräume ist also nicht vorgesehen und dementsprechend nicht möglich. Es gibt weder Gastronomie noch eine museale Nutzung.

Da Haus Meer sehr ländlich liegt, werden Radwanderer hier schon auf ihre Kosten kommen. Radwanderwege sind hier auch dementsprechend ausgeschildert. Ob es auch Fußwanderwege gibt? Keine Ahnung. Ausgeschildert ist jedenfalls nichts.

Das ernüchternde Fazus diesem Baudenkmal hätte mehr gemacht werden können.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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