Traditioneller Sportwagen aus Japan präsentiert sich gierig und giftig
Ein Rendezvous mit dem Nissan GT-R Nismo
(TRD/MID) Kein Sportwagen aus Japan hat mehr Tradition als der Nissan GT-R. Ehrfurchtsvoll „Godzilla“ genannt, entfaltet der 3,8-Liter-V6-Biturbo im „Nismo“, dem die Motorsport-Abteilung von Nissan nicht nur ihren Namen, sondern auch zwei Lader aus dem GT-3 mit auf den Weg gab, wahrhaft monströse 600 PS. Ob der Kampfsportler im Alltag zu zähmen ist, hat der Motor-Informations-Dienst (mid) erfahren dürfen.
Respekt. Das Monster, lackiert in harmlosem Brilliant White. Trotzdem geboren, um das Fürchten zu lehren. Eine aggressiv-bullige Optik, die zwar mit einem üppigen Einsatz von Karbon, aber ohne eine Spur von gefälligem Schnickschnack kommt. Der kantige Flügel auf dem Heckdeckel, eine steile Front mit dunklen Luftauslässen und Auspuffendrohre, aus denen mühelos Tennisbälle abgefeuert werden könnten. Das reicht dem Nissan GT-R Nismo aus, um Eindruck zu machen. Überall. Auch im Stand, geparkt in einer Kleinstadt im Nordwesten Deutschlands, staunend umlagert von Jung und Alt.
Edle Katze erledigt auch spontane Transportaufgaben
In Abhängigkeit von Geburtsjahr, Körpergröße und Gelenkigkeit gestaltet sich der Zugang zu den engen Sportsitzen leicht. Ob sie nun Race-Car -typisch tief genug gelegt sind, bleibt Ansichtssache. Optik, Haptik und Verarbeitung zeigen sich wie das überwiegend in Alcantara gehüllte Interieur jedenfalls sehr einladend. Im Cockpit wecken der Tacho, der bis zu 340 km/h reicht und ein Tourenzähler, der erst bei 7.000 U/min errötet, leise Zweifel, ob dieser Bolide abseits der Rennstrecke legal jemals an sein Limit kommen darf.
Nach dem Druck auf den Startknopf denkt das Biest für einen Wimpernschlag nach, dann gibt die Elektronik den Weg frei und die Automatik lässt sich auf D stellen. Nicht nur der erste der sechs Gänge rastet mit einem metallischen Klacken ein. „Da ist nichts kaputt, das muss so“, tönt es fachmännisch vom Beifahrersitz. Auf dem hat sich ein neugieriger Fan und mit ihm angesichts des jugendlichen Alters rein theoretisches, männliches Wissen um Rennwagen breit gemacht.
Schwedischer SUV-Musterknabe in der Mittelklasse aktiv
Die drei Tasten in der Mittelkonsole regeln Voreinstellungen für Dämpfer, Getriebe und Stabilitätskontrolle. Der Start im „Comfort“-Modus soll die Testfahrt erstmal versöhnlich stimmen. Fehlanzeige. Das Kopfsteinpflaster und die ersten Bodenwellen auf dem Weg hinaus aufs Land nimmt der Nismo bretthart. Daran ändert sich auch in der „Normal“-Stellung nichts. Relativ verhalten reagiert die Automatik im „Save“-Modus, doch schon im „Normal“-Programm schaltet das Getriebe zackiger hoch.
„Jetzt in „R““, tönt es erwartungsvoll von rechts. „R“ wie Race heißt über alle Parameter die ultimative Lizenz für den gierigen Kurvenräuber. Das harte Fahrwerk wird härter, die Gasannahme bissig, der Sound heiser fauchend und das ESP regelt nur spät. Wenn man es überhaupt lässt. Nur mit strenger Hand am Alcantara-Lenkrad sollte man sich auf der langen Geraden dem Beschleunigungsrausch beim 2,8 Sekunden währenden Spurt von 0 auf 100 km/h hingeben.
Trotz seiner fast 1,90 Meter Breite lässt sich der Nismo auch auf winkligen Landstraßen gut platzieren, er pfeilt neutral und praktisch ohne Seitenneigung durch Kurven aller Radien. Die Brembo-Bremsen packen kraftvoll zu und bilden ein gutes Gegengewicht zum schier unstillbaren Vorwärtsdrang des Geschosses, das mit Allradtechnik, aber überwiegend mit Heckantrieb unterwegs ist. Nur bei zu viel Schlupf dort werden die Vorderräder hinzugeschaltet.
Bürgerreporter:in:Heinz Stanelle aus Düsseldorf |
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