Selbstbestimmte Wege in gute Arbeit
Ralph Brauer ist Coach und Geschäftsführer der SWT-Akademie in Düsseldorf auf der Klever Straße. Hier werden Menschen bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz unterstützt. Die Teilnahme ist über den Aktivierungsgutschein förderbar durch das Jobcenter oder die Arbeitsagentur.
Die SWT-Akademie arbeitet mit der Methode des Selbstvermittlungscoachings SVC, das als Gruppencoaching oder als Einzelcoaching angeboten wird. In besonderem Maße können davon Menschen profitieren, die schon eine Weile ohne Arbeit sind. Der Coaching-Kurs SVC dauert sechs Monate in Teilzeit. Die maximale Teilnahmemöglichkeit beim Einzelcoaching beträgt 140 Unterrichtsstunden in acht Wochen bis drei Monaten. Es können aber auch einzelne Module herausgepickt werden, etwa eine gezielte Karriereplanung für Akademiker oder eine Existenzgründungsberatung. „Beim Selbstvermittlungscoaching geht es darum, herauszufinden was jemand gerne tun würde,“ sagt Ralph Bauer, der seit 25 Jahren im Bereich Arbeitsmarktpolitik und Bildungsberatung tätig ist. „Außerdem geht es um die Aktivierung des so genannten verdeckten Arbeitsmarkts. Viele Menschen können Netzwerke und Kontakte finden, die Ihnen bei der Jobsuche helfen können. Man muss sie nur aktivieren und sich trauen, auf Menschen zuzugehen.“
Einen Jobkompass entwickeln
Das Selbstvermittlungscoachings (SVC) wurde unter Federführung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW von Januar 2010 bis Februar 2012 als Modellprojekt entwickelt mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales (MAIS) NRW, des Europäischen Sozialfonds und der beteiligten Jobcenter. Das Selbstvermittlungscoaching ergänzt das klassische Bewerbungsverfahren über schriftliche Bewerbungen hinaus. Alternative Bewerbungsstrategien sollen den Zugang zum "verdeckten Arbeitsmarkt" erschließen. Im ersten Schritt geht es darum, Kompetenzen und Wünsche aufzuspüren, sagt Ralph Brauer: „Was hat mir in meinem alten Job gefallen, was nicht – oder was würde ich viel lieber machen?“ Es werden ein Jobkompass und ein Fünf-Jahres-Szenario entwickelt, wo jemand hin möchte. Ralph Brauer nennt Beispiele aus der Praxis: Da habe sich ein Personalreferent in Richtung Betriebliches Gesundheitsmanagement orientiert und ein anderer Teilnehmer machte sein Hobby zum Beruf: Er ist heute Straßenbahnfahrer bei der Rheinbahn. Ein 63-Jähriger gehört noch lange nicht zum alten Eisen und arbeitet heute als selbständiger Berater. Im zweiten Schritt geht es vielleicht darum, Defizite auszugleichen etwa durch eine geförderte Qualifizierungsmaßnahme der Arbeitsagentur. Oder es wird durchgespielt, wie man mit gesundem Selbstvertrauen bei Unternehmen persönlich oder telefonisch Kontakt aufnimmt, um Stellen zu finden, die noch nicht ausgeschrieben sind. ´
Das Coaching ist für alle Altersgruppen geeignet, die Teilnehmer sind zwischen 25 und 63 Jahre alt. Da gibt es Teilnehmer ohne Berufsabschluss, Akademiker und Handwerker. „Die Mischung der Gruppen ist gegenseitig befruchtend“, erklärt Brauer. Der Erfolg spricht für sich: 25 bis 35 Prozent der ehemaligen Teilnehmer sind auch nach sechs Monaten noch in einem neuen Job. „Weil die Teilnehmer wissen wo sie hin wollen, ist die Zufriedenheit auf der neuen Arbeitsstelle größer“, betont Brauer.
Für Flüchtlinge werden spezielle Kurse und Coachings angeboten. Für sie sei der Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt weitaus schwieriger. Hier sei vor allem nach einem ersten Deutschkurs ein interkulturelles Coaching angebracht. „Es geht dabei um Umgangsformen, Rituale bei Bewerbungsgesprächen und um tarifliche Gehaltsstrukturen. Damit nicht jemand mit dem Mindestlohn anfängt und dabei stehen bleibt“, so Brauer. Auch eine Qualifizierung für Flüchtlinge im Bauhandwerk ist geplant. Den Flüchtlingen fehle die notwendige Kenntnis über die bei uns verwendeten Baumateralien und die deutschen Normen.
Jobcoachings werden auch in anderen Städten und von anderen Institutionen angeboten. Eine Übersicht von Anbietern gibt es in der Kursnet-Datenbank der Arbeitsagentur. Einen Aktivierungsgutschein erhalten Sie bei Ihrem Fallberater oder Arbeitsvermittler.
Bürgerreporter:in:Norbert Opfermann aus Düsseldorf |
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