Motorradhelme mit Bluetooth-Funktion sind angesagt
Dem Chef ein „Komme später“ von unterwegs auf der Mailbox zu hinterlassen, Gespräche während der Fahrt auf dem Bike zu führen, telefonieren oder Radio hören – immer mehr Helme lassen das zu und werden dazu mit einer Bluetooth-Funktion ausgestattet. Ein Praxistest der Fachzeitschrift Motorrad klärt auf, wo die Systeme noch sprachlos machen.
Ein Brummen in der Jackentasche, die Mailbox am Smartphone ist ausgeschaltet, der Anrufer lässt nicht locker. Im dichten Verkehr raus aus der Stadt, da ist es gar nicht so einfach, schnell einmal anzuhalten. Eine Lücke im Feierabendverkehr tut sich auf, rasch ist die Spur gewechselt. Handschuh aus, den Reißverschluss geöffnet, das Mobiltelefon liegt noch klingend in der Hand. Schnell ist die Rufannahme gedrückt, doch in diesem Moment ist das Gespräch weg. Die Gegenseite hat aufgelegt und zu allem Überfluss auch keine Rufnummer hinterlassen. Die ständig gewollte Erreichbarkeit funktioniert sogar auf dem Motorrad nicht immer. Das kann sich nun ändern. Was für viele Autofahrer und Fußgänger mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden ist, hält nun auch in die Motorradwelt Einzug: die kabellose multimediale Kommunikation via Bluetooth.
Noch ist der Markt überschaubar. Helmanbieter wie Dainese, Nolan oder BMW haben sich mit Komplettlösungen in den Hightech-Bereich gewagt. Anbieter wie Midland oder Bluebike bieten universal passende Anbaukits für Integral- wie Jethelme. Zum Nachrüsten gibt es am Markt für Einsteiger und Wiedereinsteiger auch preisgünstige Lösungen, um unterwegs den Anschluss nicht zu verlieren. Robuste Freisprecheinrichtungen abseits vom Motorradzubehörhandel findet man laut TRD Pressedienst beim Bugginger Direktversender Pearl. Mit dem robusten Intercom Bluetooth 3.0-Headset von Callstel zum Preis von 180 Euro im Doppelpack gibt es für Fahrer und Sozius bis zu 1.000 Meter Reichweite auf die Ohren sowie zusätzlich eine Lenker-Fernbedienung und ein starkes Akku, um sich unter dem Helm bequem mit dem Smartphone verbinden zu lassen.
Die Vernetzung des Motorrades schreitet voran
Der Geschäftsführer eines Helmherstellers zeigte sich überrascht von der Akzeptanz: „Durch unser modular aufgebautes System können Kunden die drahtlose Kommunikation mit kabelgebundenen Varianten zum Gegensprechen, Telefonieren oder Musikhören ergänzen“. Doch fast alle greifen zum Bluetooth-Kit. Der in der Regel nicht billig ist. 270 Euro sind es bei Nolan, satte 400 Euro Aufpreis werden fällig, wenn man zum Systemhelm 5 von BMW greift. Will man mit dem Partner kabellos kommunizieren, legt man für zwei Helme schnell über 1600 Euro auf die Ladentheke. Und das Ende der Rechnung ist offen. Denn Bluetooth-Helme sind erst der Anfang. Bei BMW ist ein Steuergerät in der Entwicklung, das nach Wunsch Musik vom MP3-Player, Verkehrsfunkdurchsagen des Bordradios oder Sprachanweisungen des Navigationsgerätes in den Helm einspielen soll. Noch halten sich die Verantwortlichen bedeckt, wann das System marktreif ist. Ebenso ist der Preis noch offen. Niedrig wird er nicht ausfallen: Bei Bluebike kostet ein ähnliches System stolze 650 Euro.
Bis alles funktioniert, braucht man oft viel Geduld
Gewarnt sei generell vor der berühmten „Plug and Play“-Vorstellung. Die Schwierigkeit beginnt beim Kauf: Die Fachzeitschrift musste feststellen, dass Schnelligkeit und Hightech nicht immer konform gehen. Marktführer Schuberth und Vemar bieten offiziell zwar ebenfalls Helme mit der Bluetooth-Verbindung an, aber die Anfrage der Fachzeitschrift überraschte die Vertriebsabteilungen: Zum derzeitigen Zeitpunkt, so bekam man lapidar zu hören, könne man die Helme noch nicht zur Verfügung stellen. Wer also vor der Urlaubstour eine solche Anschaffung geplant hat, sollte nicht kurz vor Ladenschluss und Abfahrtstermin beim Händler aufkreuzen. Beim Thema Bluetooth ist mit längeren Lieferfristen zu rechnen. Ob das eigene bluetoothfähige Mobiltelefon überhaupt mit dem Helm vernetzt werden kann, sollte vorher geprüft werden. Denn obwohl bestimmte Standards existieren, die eigentlich alle Bluetooth-Geräte erfüllen sollten, kann es beim Verbindungsaufbau immer wieder Fehlermeldungen geben. Auf den Internetseiten der jeweiligen Helmhersteller werden in der Regel die Handy-Typen gelistet, mit denen ein problemloser Verbindungsaufbau möglich ist. Empfehlenswert ist es auf jeden Fall, die Helm-zu-Handy-Vernetzung vor dem Kauf auszuprobieren. Problematisch soll nach wie vor die gleichzeitige Verbindung von zwei Helmen im Gegensprechmodus plus ein zugeschaltetes Telefon auf einen der Helme sein. Obwohl das bei allen Systemen funktionieren sollte, verabschiedete sich im Test der Fachzeitschrift wiederholt die eine oder andere Verbindung. Nahezu unlösbare Aufgaben stellt sich derjenige, der neben der Gegensprech- und Telefonfunktion auch noch die Sprachanweisungen des Navigationsgerätes in den Helm einspielen will. Im Test war die gleichzeitige Nutzung aller drei Merkmale bei keinem Probanden möglich. Es gibt auch Bluetooth-Kits für MP3-Player oder den I-Pod. Diese sind stets fest mit einem entsprechenden Headset verknüpft und lassen den Helm als Alternative nicht zu.
Bürgerreporter:in:Heinz Stanelle aus Düsseldorf |
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