Keine Erinnerung an Oberbürgermeister Karl Schmidtchen und den Arbeiterrat
Düsseldorf, 22. März 2019
Karl Schmidtchen, geboren am 26. November 1858, gestorben am 15. November 1923 war von Beruf Bergmann. Später wurde er Geschäftsführer des Konsumvereins zu Potschappel, dann wurde er in den Konsumverein für Harburg-Wilhelmsburg und Umgegend berufen und übernahm später die Geschäftsführung dieser Konsumgenossenschaft.
1904 wurde er Geschäftsführer des Konsumvereins Magdeburg-Neustadt. Von 1909 bis 1919 war er als Sekretär des Verbandes der Konsumgenossenschaften Rheinland-Westfalen tätig.
Bei den Unruhen im Januar 1919, die auch Düsseldorf erreichten, wurde der Düsseldorfer Oberbürgermeister Adalbert Oehler am 10. Januar durch den Vollzugsausschuss des Arbeiterrats vertrieben und Karl Schmidtchen als Oberbürgermeister eingesetzt. Als am 28. Februar Regierungstruppen einmarschierten, hatten sich die Führer der Spartakisten, unter ihnen auch Karl Schmidtchen, abgesetzt.
Die Ratsfraktion Tierschutz FREIE WÄHLER fragte die Verwaltung, wie man auch an diesen Teil Düsseldorfer Geschichte erinnern möchte (z.B. durch Benennung einer Straße, eines Platzes oder anders) und ob dies noch vor dem hundertsten Todestag von Karl Schmidtchen erfolge.
Man antwortete, dass die Würdigung einer Person ganz besondere Verdienste voraussetzt, die hier nicht erkannt werden. Daher plant die Verwaltung keine Straßen- oder Platzbenennung oder etwas anderes. Begründet wird diese Entscheidung damit, dass im Kontext der sogenannten „Novemberrevolution“ nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sich auch in Düsseldorf die Ereignisse überschlugen, Karl Schmidtchen und sein „Vollzugsrat“ die Macht an sich rissen und
freie Kommunalwahlen ablehnten, weil dass zu erwartende Wahlergebnis die Tätigkeit des Arbeiter Rats illusorisch machen würde.
Chomicha El Fassi, Vorsitzende der Ratsfraktion Tierschutz FREIE WÄHLER: „Man kann ja politisch und demokratisch von der Novemberrevolution und den Folgen halten, was man will, aber auch Karl Schmidtchen und sein „Vollzugsrat“ sind Teil der Düsseldorfer Geschichte. Warum Verwaltung auch nicht auf andere Art erinnern möchte, z.B. durch Geschichtstafeln am Rheinufer oder im Blau-Grünen-Ring, verstehe ich nicht. Nur wer an Geschichte erinnert, sich damit auseinandersetzt, überlegt, warum was wie geschah, kann daraus lernen, um es heute oder in Zukunft hoffentlich besser zu machen.“
Bürgerreporter:in:Alexander Führer aus Düsseldorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.