Christ Church Düsseldorf

William Thomas Mulvany wurde 11. März 1806 in der irischen Hauptstadt Dublin geboren.

Sein Vater war Kunstmaler. 1832 heiratete William Mulvany Alicia Winslow. Er hatte fünf Kinder mit ihr. Von 1855 bis zu seinem Tode lebte Mulvany in Düsseldorf, wo er im Stadtteil Pempelfort das Knappengut bewohnte. Er starb am 30. Oktober 1885 und wurde auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof beigesetzt. Soviel zu seinem Privatleben.

Mulvany qualifizierte sich durch praktische Erfahrungen zum Ingenieur. 1855 kam Mulvany als Repräsentant und Teilhaber einer irischen Investorengruppe nach Deutschland, um am Steinkohlebergbau im Ruhrgebiet teilzuhaben. Mulvany holte englische Fachleute ins Ruhrgebiet, um die Zechen Hibernia in Gelsenkirchen und Shamrock in Herne zu erschließen. Er ließ von ihnen auch neue Abbaumethoden einführen.

Sein besonderes Augenmerk richtete Mulvany auf Transport, Vertrieb und die Erschließung neuer Märkte für die im Ruhrgebiet geförderte Kohle. Das trug ihm die Anerkennung der Öffentlichkeit ein, optimierte aber nicht die Rendite der Zechen. Die unangenehme Begleiterscheinung: 1864 wurde er von den Eigentümern von Hibernia und Shamrock entlassen. Die Wende kam dann im Jahre 1873: Als die Bergwerksgesellschaft Hibernia verkauft wurde, setzte die neue Aktiengesellschaft Mulvany als Vorstandsvorsitzenden ein.

Daneben hatte Mulvany neue Bergwerkserschließungen auf eigene Rechnung geplant. 1866 gründete er zusammen mit anderen Unternehmern die Preußische Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschaft (PBHAG). Die PBHAG umfaßte die Zechen Hansa und Zollern sowie die neu angelegte Erin, Erzbergwerke und die Eisenhütte Vulcan. Wirtschaftliches Glück hatte Mulvany damit aber nicht. Kostenintensiver technischer Probleme beim Ausbau der Zechen und aufgrund eines stockenden Ausbaus der Eisenbahnverbindungen führten dazu, daß die PBHAG Verluste machte und während der Gründerkrise 1877 Konkurs anmelden mußte.

Diese Lebens- und Wirtschaftsgeschichte sei hier nicht umsonst erzählt. Sie hat nämlich eine kirchengeschichtliche Bedeutung in der Region.
Wie schon oben gesagt, kamen in Mulvanys Zeit viele Engländer ins aufstrebende Ruhrgebiet. Sie wollten natürlich nicht nur arbeiten, sondern auch religiös betreut werden. Die anglikanische Kirche und damit die Kirche von England ist daher seit 1850 in Düsseldorf, der heutigen Landshauptstadt von Nordrhein-Westfalen, vertreten. Seit diesen Tagen werden auch Gottesdienst in englischer Sprache dort gefeiert.

Das erste Kirchgebäude befand sich im Garten des englischen Generalkonsulats an der Prinz-Georg-Straße in Düsseldorf-Pempelfort. Er wurde von der Familie Mulvanys gestiftet. Im Jahre 1899 erfolgte die Einweihung. Passenderweise am ersten Weihnachtstag. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Das Kirchgebäude war von 1897 bis 1899 nach Plänen des Architekten August Zögen im Stil der Neogotik erbaut worden.

Die Christ Church, so, wie wir sie heute kennen, wurde 1951 am Nordpark, ganz in der Nähe des Messegeländes eingeweiht. 1985 wurde vor dem Sakralbau eine Stele zur Erinnerung an William Thomas Mulvany errichtet.

„Wir haben es der Britischen Rheinarmee zu verdanken, daß es unser heutiges Kirchgebäude gibt,“ berichtet Stephen J. G. Seamer, der heutige Gemeindepfarrer. „Mit tatkräftiger Unterstützung der Stadt Düsseldorf hat sie die heutige Anlage gebaut.“

Das eigentliche Kirchgebäude besteht im Grunde genommen aus einem großräumigen Gottesdienstsaal. Das innen holzverkleidete Dach ist spitz aufeinander zulaufend gestaltet. Es gibt eine hölzerne Kanzel. Kirchbänke gibt es nicht, stattdessen Stühle, so daß jeder Besucher seinen eigenen Platz hat. Eine Orgel, wie wir sie aus anderen Kirchbauten kennen, ist hier nicht vorhanden. Es gibt vielmehr eine Heimorgel. Zwei farbige Glasfenster (eines davon im kaum benutzten Altarbereich) sind die einzigen schmückenden Einrichtungsgegenstände in dem ansonsten eher schlichten und doch irgendwie heimeligen Gottesdienstsaal.

Eine Pfarrwohnung und das Gemeindehaus sind ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft vorhanden.

Die Düsseldorfer Gemeinde ist nicht die allererste anglikanische Kirchengemeinde, die es bei uns in Deutschland gibt. Im Jahre 1562 wurde die erste anglikanische Kirchengemeinde Deutschlands in Hamburg gegründet. Klar – wo auch sonst? Schließlich ist Hamburg auch Hafenstadt, in der viele Schiffe aus dem Ausland ankommen. Berlin, Bonn, Köln, Leipzig und Stuttgart sind einige andere Standorte.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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