Jaguar F-Type bietet nicht nur bei Tunnelfahrten erstklassige Klangerlebnisse mit hohem Suchtpotenzial
(TRD/MID) Es ist das perfekte Setting für eine Ausfahrt mit einem Sportwagen, der wohl kaum einen Auto-Liebhaber kalt lässt: Vier Jaguar F-Type begeben sich auf einen Road-Trip quer durch Italien. Auf den Spuren der legendären Mille Miglia beweist das Modell, das wie kein anderes für den Aufschwung bei der britischen Traditionsmarke steht, dass es selbst auf bestem Wege ist, zur automobilen Legende zu werden. Was macht ihn aus, den Herzensbrecher aus Birmingham?
Wir rollen in vier Exemplaren des neuen 2018er-Modelljahres auf die Piazza Giacomo Matteotti im kleinen Städtchen Greve in der Toskana. Das Quartett legt eine Verschnaufpause auf diesem ganz speziellen Giro d’Italia über mehr als 1.100 Kilometer ein, und sofort schart sich eine Traube von Menschen um die Attraktion des Tages. Etliche Passanten schlendern während dem kurzen Stopp um die Fahrzeuge, lachen, strecken den Daumen nach oben und machen Fotos von sich und den formschönen Wildkatzen. „Das ist doch der Jaguar-Sportwagen, oder? Sehr schön, der könnte fast aus Italien kommen“, sagt ein Einheimischer mit einem Augenzwinkern. Ein größeres Kompliment hätte er der bella macchina von der Insel wohl kaum machen können.
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Vier Jahre nach dem Marktstart hat der F-Type nichts von seiner Faszination eingebüßt. Dennoch hat Jaguar nun erstmals zart Hand angelegt an eine der wohl betörendsten Kreationen von Ian Callum, der seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten das Design-Zepter bei den Briten schwingt. Das Aluminium-Kleid selbst bleibt unangetastet – hier wären Veränderungen auch purer Aktionismus. Lediglich die vorderen Lufteinlässe sind nun nicht mehr vertikal zweigeteilt und wirken dadurch noch etwas voluminöser. Die V8-Modelle kennzeichnet nun eine horizontale Strebe. Das war es schon an optischem Feinschliff.
Getan hat sich dennoch einiges. So hält – beim Basismodell (ab 66.200 Euro) optional, bei den übrigen Varianten ohne Aufpreis – LED-Technik Einzug in die Hauptscheinwerfer, die automatisch zwischen Abblend- und Fernlicht wechseln. Und im Innenraum kommen nun standardmäßig das Infotainment-System „Touch Pro“ mit Acht-Zoll-Display sowie Festplatten-Navigation und neue Leichtbau-Sitze zum Einsatz, wodurch der mindestens 1.567 Kilogramm schwere Zweisitzer um acht Kilo abspeckt.
Mehr Wandel folgt zum Modelljahr 18 ½, das in einigen Monaten an den Start geht. Dann stattet Jaguar den F-Type zum einen erstmals mit einem Turbo-befeuerten Vierzylinder aus der Ingenium-Baureihe mit 2,0 Liter Hubraum und 300 PS aus, was den Einstiegspreis um 9.000 auf 57.200 Euro reduziert. Ob dieses wohl auch mit Blick auf den Flottenverbrauch in Angriff genommene Unterfangen gelingt, muss sich noch zeigen. Zum anderen ermöglicht die Integration einer Stereo-Kamera Assistenzsysteme wie Spur-Assistent und Totwinkel-Warner. Ein Abstands-Tempomat wird aber auch dann im Angebot fehlen, was angesichts der Langstrecken-Talente nicht ganz nachvollziehbar ist. „Zum Kilometer-Schrubben auf der Autobahn ist er ja auch nicht wirklich gedacht“, heißt es. OK, aber auch das kann der F-Type und könnte es mit dem Helferlein noch besser.
Als besonderes Schmankerl legt Jaguar schon jetzt die auf ein Produktionsjahr limitierte Edition „400 Sport“ mit reichhaltigerer Ausstattung und mehr Leistung als Coupé und Cabrio auf. Zum Preis ab 99.350 Euro sind bei dem Sondermodell etwa das Premium-Lederpaket, Alu-Schaltwippen für die obligatorische Achtgang-Automatik und 20 statt 19 Zoll große Alu-Räder inklusive. Der von einem Kompressor befeuerte 3,0-Liter-V6 leistet hier glatte 400 PS und leitet seine Kraft wahlweise an die Hinterräder oder an alle Viere weiter, die Sechszylinder mit 340 und 380 PS bleiben im Programm. Darüber rangieren weiterhin die Varianten mit 5,0-Liter-V8 – der F-Type R mit 550 PS (ab 116.200 Euro) und der SVR mit 575 PS (ab 139.400 Euro). Neben dem 400 Sport als Coupé und Cabrio waren bei der Italien-Rundfahrt das Top-Modell und der 380-PS-V6 mit von der Partie.
Von letzterem unterscheidet sich das Editionsmodell in der entsprechenden Antriebsart beim Fahren allenfalls in Nuancen, denn das Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern, ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse und Torque Vectoring für mehr Stabilität und Dynamik in Kurven haben beide. Das macht die malerischen Landstraßen zum idealen Revier der Großkatze, was die sehr direkte – für die Autobahn für manch einen zu spitze – Lenkung noch verstärkt. Die 400 PS und 460 Newtonmeter maximales Drehmoment bleiben dank Allrad in jeder Situation recht leicht kontrollierbar. Von Null auf Tempo 100 geht es im 400 Sport AWD Coupé in 5,1 Sekunden und bis auf maximal 275 km/h.
Was überrascht: Der Langstrecken-Komfort des F-Type ist, begünstigt durch die zwölffach verstellbaren und bequemen Sitze, ausgezeichnet. Die Ingenieure lassen bei aller Sportlichkeit in der Abstimmung auch den Komfort nicht zu kurz kommen – nach drei Tagen auf Achse hat der Rücken nicht gelitten. Und auch die Alltagstauglichkeit in Sachen Kofferraum fällt positiv aus: 310 bis 408 Liter passen beim Coupé in den tiefen Schacht hinter den Sitzen. Beim Verbrauch hängt wie so oft vieles vom Fahrer ab. Bei gesitteten Überführungsetappen waren es im Test um die elf Liter, bei Flotter Kurvenhatz auch mal 16 Liter und mehr.
Eine weitere große Stärke ist die häufig besungene Klangkulisse des Motors und der per Knopfdruck verstellbaren Klappen-Auspuffanlage. Die brillante Meridian-Soundanlage bleibt da auf dem Trip meist stumm und jeder Tunnel wird zur Versuchung. Das zeigt sich auf der viel zu kurzen Tour selbst noch auf den letzten Kilometern. Schon niedertourig sonor brabbelnd, setzt das Sextett im Motorraum bei steigender Drehzahl zum kernigen Crescendo an und quittiert ein Gaszurücknehmen mit einem durch geplante Fehlzündungen hervorgerufenes Knattern, das bei Sound-Fetischisten für Gänsepelle sorgen dürfte. Eine Ode an die Freude für die Ohren von Auto-Fans. „Gib mir mehr“, scheint der F-Type dem Fahrer zu signalisieren. Das ist genau der Stoff, aus dem Legenden gestrickt sind. Denn wie könnte man nicht? Die Antwort – in den Worten einer weiteren Legende – gibt der Gasfuß: „Spiels noch einmal, Sam!“
Bürgerreporter:in:Heinz Stanelle aus Düsseldorf |
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