DOSB-Trimmplatz in Römerberg-Dudenhofen
In der Nähe von Speyer liegt ein Ort mit dem Namen Römerberg-Dudenhofen, welcher über noch über einen der wenigen Trimmplätze nach den Plänen des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) verfügt.
Anfang der siebziger Jahre entstanden in Deutschland zahlreiche Trimmpfade, bei denen sich zwanzig Übungsstationen an einer zwei bis drei Kilometer langen Laufstrecke befanden. Sie sind unter dem Namen Vita-Parcours bekannt, da anfangs von der Lebensversicherung Vita die Kosten für die Beschilderung übernommen wurde.
Ab 1973 gab es vom Deutschen Olympischen Sportbund einen Gegenentwurf zum Trimmpfad, bei dem Übungsstationen und Laufstrecke getrennt waren. Die Übungsstationen befanden sich alle an einem Platz, an den sich eine drei Kilometer lange Laufstrecke anschloss.
Der Trimmplatz vom DOSB erlangte im Gegensatz zum Vita-Parcours keine Bedeutung. Während es einst weit über 1000 Trimmpfade vom Typ Vita-Parcours in Deutschland gab, scheint die Zahl der entstandenen DOSB-Trimmplätze nicht sehr groß zu sein. Schaut man sich die Fotostrecken von diversen Trimmpfaden und Trimmparks auf trimm-dich-pfad.com an, so findet man dort noch zahlreiche Vita-Parcours-Trimmpfade. Hinzu kommen diverse umgestaltete Trimmpfade, die früher einmal Vita-Parcours waren - man erkennt das etwa an übrig gebliebenen Wegweisern der früheren Beschilderung. Hingegen finden sich nur noch vier Standorte von Trimmparks nach DOSB-Konzept. Dies befinden sich in folgenden Orten:
67373 - Römerberg-Dudenhofen
93059 - Regensburg
94249 - Bodenmais
94253 - Bischofsmais
Zu den letzten beiden Orten ist noch anzuermerken, dass das Konzept nicht wie geplant umgesetzt wurde - statt eines Trimmparks wurde mit den vorgegebenen Stationen ein kleiner Trimmpfad bestückt. In Regensburg wurde der Trimmpark um neuere Geräte mit anderen Übungen erweitert. Die Beschilderung ist wahrscheinlich an keinem der Orte mehr komplett vorhanden.
Ausstattung eines DOSB-Trimmplatzes
Zu einem DOSB-Trimmplatz gehören 14 Übungen:
1. Bockspringen
2. Klettern
3. Handanschlagen
4. Oberkörperheben
5. Liegestütze
6. Beineheben
7. Balancieren
8. Hüpfen seitwärts
9. Klimmzüge
10. Hindernisspringen
11. Balkenheben
12. Hangeln
13. Hockwenden
14. Drüber Drunter
Dabei können einzelne Geräte für aufeinanderfolgende Übungen verwendet werden.
Für jede Übung existiert ein quadratisches Schild, auf dem sich oben genannte Bezeichnungen (inklusive Nummer) mit einer Zeichnung befinden. Zudem befindet sich ein Trimmy-Männchen rechts oben. Bei den Zeichnungen wurden unterschiedliche Personen (sowohl männlich als auch weiblich) gewählt).
Auf einem Informationsschild mit der Überschrift "Trimm Platz" finden sich folgende Hinweise:
1. Den Trimm-Platz kann jeder benutzen.
2. Die Einhaltung der Geräte-Reihenfolge ist aus Gründen der verschiedenartigen Belastung zweckmäßig.
3. Jeder kann je nach Geschlecht, Alter, Konstitution und Leistungsfähigkeit die ihm entsprechenden Geräte auswählen.
4. Die möglichen Übungsformen sind von der Art des Gerätes her leicht zu erkennen. Übungstafeln helfen dabei.
5. Jeder bestimmt selbst die Anzahl der Wiederholungen. Die Überprüfung der persönlichen Leistungsfähigkeit ist mit Hilfe der Testkarte möglich.
6. Bei akuter Krankheit oder chronischen Gesundheitsschäden muß der Arzt vor Benutzung des Trimm-Platzes um Rat gefragt werden.
Zudem gab es Wegweiser mit einem dreiseitig beschrifteten Pfeil, der dadurch für alle Richtungen (links, rechts, geradeaus) montiert werden konnte.
Die Schilder waren mehrfarbig und hatten einen gelben Hintergrund mit einem Rahmen aus den Farben Orange und Rot. Beim Trimmpark in Regensburg wurden jedoch Schilder mit reduzierter Anzahl Farben verwendet.
Ein Foto von trimm-dich-pfad.com zeigt beim Trimmpark in Römerberg-Dudenhofen noch ein weiteres Informationsschild mit der Überschrift "Trimm Park" und drei Textzeilen. Wegen mangelnder Auflösung des Bildes lässt sich der Text des nicht mehr vorhandenen Schildes nicht entziffern.
Trimmplatz in Römerberg-Dudenhofen
Der Trimmplatz befindet sich hinter einem Sportplatz an der Albrecht-Dürer-Straße. Daneben grenzt ein Spielplatz an dem Trimmplatz an.
Bei einem Besuch am 27.5.2017 waren nur noch Teile der Originalbeschilderung vorhanden. Nur die Übungen 1, 3, 5 + 6, 8, 9 und 10 waren beschildert. Auf einem Foto von trimm-dich-pfad.com sind an einem Baum die Schilder für die Übungen 13 (unten)und 14 (oben) erkennbar. Dieser Baum war jedoch am 27.5.2017 nicht mehr vorhanden.
Immerhin sind alle Geräte für die Übungen noch vorhanden beziehungsweise wurden durch Austausch von Holzteilen wieder instand gesetzt. Noch recht frisches Holz war beim Gerät für die Übungen 5 und 6 erkennbar. Die Geräte zum Klettern und Hangeln sind komplett aus Metall, während andere (Klimmzüge, Balkenheben) Metallteile enthalten.
Auf dem Trimmplatz wurden zudem drei moderne Trimmgeräte aus Metall aufgestellt. Bei diesen Geräten befinden sich auf der Vorderseite und Rückseite einer Halterung jeweils die Komponenten für eine Übung, welche auf einem kleinen Schild erläutert wird. Es können also zwei Übungen von zwei Personen auf einem Gerät gleichzeitig ausgeführt werden.
Ein Holzpfeil weist den Weg zum 3000m langen Trimm-Dich-Pfad, den ich aber nicht besucht habe.
Hintergrundinformationen
Beim Deutschen Olympischer Sportbund (www.trimmy.de) findet sich eine Studie von Verena Mörath aus dem Jahr 2005 mit dem Titel: "Die Trimm-Aktionen des Deutschen Sportbundes zur Bewegungs- und Sportförderung in der BRD 1970 bis 1994". In Kapitel 4.2.1 (Trimmpfad versus Trimmpark) gibt es einige Informationen zur Enstehung der Trimmparks und ihrem Aufbau:
Viele Menschen assoziieren heute noch die Trimm-Aktion mit dem Trimmpfad, dagegen kennt den Trimmpark kaum jemand. Dabei war der Trimmpfad zu keinem Zeitpunkt der Kampagne ein Angebot, dass der DSB und seine Mitgliedsorganisationen entwickelt und verbreitet haben. Alles fing an mit der Züricher Lebensversicherung Vita, die den so genannten Vitaparcour zusammen mit einem Schweizer Oberförster und einem Schweizer Diplomsportlehrer entwickelte: Eine Waldstrecke, unterteilt in einzelne Stationen, an denen Schilder mit Übungsanleitungen angebracht waren und an denen zum Teil einfache Übungsgeräte (z. B. Reckstange, Holzklötze) zur Verfügung standen. Diese Vitaparcours (Geräte und Schildersätze) wurden zeitgleich zur Trimm-Aktion Gemeinden und Kommunen von Vita kostenlos bereitgestellt mit dem Effekt, dass sie bald darauf Trimmpfade genannt wurden. Der DSB wurde in Folge dessen als Urheber angesehen und dafür verantwortlich gemacht: Zum einen glaubten die Städte und Kommunen, dass die Instandhaltung der Trimmpfade dem DSB oblag, zum anderen musste er sich der Kritik seitens der Sportmediziner stellen, dass die Trimmpfade ergonomisch nicht ausgereift seien und darüber hinaus für Ungeübte die Verletzungsgefahr erhöhten. Die Antwort auf die „ungewollten“ Trimmpfade war ab 1973 der Trimmpark: Eine Freizeitsportanlage im Wald, die vier Bedürfnisse erfüllen sollte: Ausdauer, Übung und Kraft, Geschicklichkeit, Spiel und Geselligkeit für die ganze Familie. Entwickelt wurde sie von dem Sportwissenschaftler Jürgen Dieckert in Zusammenarbeit mit dem DSB und dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft – Fachbereich Sport- und Freizeit-anlagen.
Die einzelnen Elemente waren:
1. Trimm-Bahn mit 3000m Jogging-Bahn (Ausdauer, Herz-Kreislauf-Belastung)
2. Trimmplatz mit 12 Übungsstationen an Holzgeräten (Kraft und Kondition)
3. Trimmspielplatz mit Federball, Fußball, Tischtennis, Boccia usw. (für die Familie)
4. Trimmhütte zum Unterstellen, Umkleiden, Erfrischen und evt. mit Sauna.
Die 52-seitige Baumustermappe für den Trimmpark stellte der DSB allen interessierten Kommunen und Gemeinden sowie Forstämtern kostenlos zur Verfügung. Anhand dieser Baumustermappe konnten sie sich über Kosten und Bauabschnitte informieren und anhand von Plänen den Trimmpark baulich umsetzen. Die Schildersätze für die 12 Übungsstationen mussten beim DSB angefordert werden. Wie viele solcher Trimmparks bundesweit entstanden sind, ließ sich nicht genau feststellen bzw. wurde seitens des DSB nicht evaluiert.
Die Baupläne für den Trimmpark scheinen glücklicherweise nicht verlorengegangen zu sein, denn im Jahr 2017 wurde im Freilichtmuseum Hessenpark ein Trimmpark nach dem DSOB-Konzept in der Baugruppe Rhein-Main aufgebaut. Dieser verfügt auch weitestgehend über die originale Beschilderung. Leider wurden die Informationstafeln zur Nutzung der Trimmanlagen mit einem eigenen Text versehen. Hier wäre es schöner gewesen, den Originaltext zu lassen und weitere Hinweise auf eine Zusatztafel zu setzen - wie es auch bei den Übungen gemacht wurde, wo neben dem historisch korrekten Schild eine moderne Texttafel die Übungen etwas genauer beschreibt.
Im Hessenpark gibt es auch die zugehörige Laufstrecke, die jedoch mit nur 800m nicht der vorgesehenen Länge entspricht.
Eigentlich wäre der Aufbau eines Vita-Parcours im Museum angemessener gewesen, da dieser Trimmpfad die mit Abstand erfolgreichste Trimmanlage war. Zumal es auch einen Bezug zu Hessen gab, da die bekannten hellblauen Schilder bis zur Einstellung der Produktion in einem Werk in Diezenbach hergestellt wurden. Andererseits gibt es noch immer vollständige Vita-Parcours in Hessen, während es wahrscheinlich keinen DOSB-Trimmpark mehr gibt. So bietet das Museum die einzige Möglichkeit, dieses seltene Exemplar der Trimmkultur mit den Schildern im 70er-Jahre-Design zu erleben.
Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
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