Die Zeche Zollern in Dortmund - Ein Prunkstück der Industriekultur
Wer im Ruhrpott auf Entdeckertour geht, der kann überall attraktive Ziele ansteuern. Stillgelegte Zechen und Kokereien sind längst zu interessanten und spannenden Industriedenkmälern geworden. Ob die Zeche Zollverein in Essen, an der Jahrhunderthalle in Bochum, der Landschaftspark Duisburg-Nord oder sonst irgendwo. Überall kann man den Spuren des Kohlebergbaus folgen, der einst das Ruhrgebiet hat entstehen lassen. Der seit Mitte des 19. Jahrhunderts in wenigen Jahrzehnten aus einer bäuerlich geprägten Landschaft mit wenigen Bewohnern den größten Ballungsraum Deutschlands gemacht hat, in dem über fünf Millionen Menschen leben.
Eine Zechenanlage jedoch, die hebt sich aus allen hervor, war sie doch während der Kaiserzeit um die Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts ein Prestige- und Vorzeigebergwerk. Das ist die Zeche Zollern in Dortmund. Zwischen 1898 und 1904 ist sie mit ihren beiden Schächten entstanden. Während sie sich unterirdisch von anderen Zechen nicht abhob, hat sie oberirdisch schon einen fast schlossähnlichen Charakter, weswegen sie auch „Schloss der Arbeit“ genannt wurde. Die Gebäude sind nach dem Vorbild der norddeutschen Backsteingotik im Stil des zu dieser Zeit populären Historismus errichtet worden. Besonders beeindruckt die Maschinenhalle, die aus einer filigranen Eisenkonstruktion, viel Glas und rotem Backstein besteht. Erst seit 2016 ist diese Halle mit original erhaltenen Maschinen den Besuchern zugänglich. Und man staunt über die Konstruktion, die an andere Bauwerke aus dieser Zeit denken lässt: die großen Schauhäuser Botanischer Gärten, das Schiffshebewerk Henrichenburg, die Markthallen der Großstädte oder den Eifelturm. Leider wurden diese historischen Eisenkonstruktionen, die durch Nieten zusammengehalten werden, im Krieg zum Großteil zerstört oder aber abgerissen, um sie durch Neubauten, die aus unserer heutigen Sicht nicht annähernd so großartig sind, ersetzt. Gerade deswegen ist diese Maschinenhalle besonders sehenswert und auch wertvoll.
Und fast vergisst man bei den schönen Gebäuden, dass an diesem Ort auch hart gearbeitet wurde. Ein Zwölf-Stunden-Tag war damals normal, und das an sechs Tagen in der Woche. Es gab drei Tage Urlaub im Jahr und der Lohn reichte gerade so aus, um eine Familie notdürftig zu ernähren. Es gab die Kinderarbeit und während der Nazizeit die Zwangsarbeit. Dazu der Lärm, die rußige, stark verschmutzte Luft, das alles andere als saubere Wasser. Es waren Gesundheitsverhältnisse, die katastrophal waren.
Aber das war einmal. Und heute denkt man kaum darüber nach, wie gut man es eigentlich hat, nimmt man doch alles als selbstverständlich hin. Dabei ist die Zeit unserer Großeltern und Urgroßeltern noch gar nicht so lange her.
Fast hätte es diese gesamte Zechenanlage Zollern nicht mehr gegeben. Nach ihrer Stilllegung in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sollte sie eigentlich abgerissen werden. Doch heftige Proteste der Bürger sorgten dafür, dass sie erhalten blieb und schließlich 1969 zum ersten Industriedenkmal Deutschlands ernannt wurde. So kann man sich heute über diese Hinterlassenschaften des Kohlebergbaus freuen, die ein eindrucksvolles Ensemble bilden.
Und natürlich erfährt der Besucher im Museum viel Interessantes über den Bergbau, erklimmt einen der beiden Fördertürme, der einen guten Überblick verschafft, nimmt an einer der vielen Veranstaltungen teil oder sitzt an einem lauwarmen Sommerabend im Biergarten. Und das vor dem Hintergrund einer einstigen Zeche, die dann fast unwirklich und wie eine Filmkulisse wirkt. Ein Besuch der Zech Zollern lohnt unbedingt. Sie ist eines der Highlights auf der Route der Industriekultur.
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Bürgerreporter:in:Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode |
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