„Damals klangen unsere Ideen nach Utopie“ - Interview mit den CID-Vorsitzenden Felix Späth und Robert Ebner
Die City Initiative Donauwörth hat zusammen mit der Stadt das kulturelle und wirtschaftliche Leben Donauwörths im Jahr 2008 an ein neues Limit gebracht. myheimat traf sich mit den beiden CID-Vorsitzenden Felix Späth und Robert Ebner. Herr Späth arbeitet im Rathaus und Herr Ebner ist Geschäftsführer des Modehauses Anton Storr in Donauwörth. Diese Aufteilung garantiert eine ideale Zusammenarbeit zwischen Stadt und Einzelhandel.
myheimat: Herr Späth, Sie arbeiten bei der Stadt. Warum funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft in Donauwörth so gut?
Felix Späth: Gute Frage! Im Jahre 2002 haben wir die Notwendigkeit erkannt, dass es nur mit dieser Zusammenarbeit geht und es nichts nützt, wenn jeder alleine und möglicherweise gegeneinander arbeitet. Wir haben dann eine Konstruktion gefunden, die sich in unserer Satzung niederschlägt, unter anderem die Parität von Stadt und Gewerbetreibenden, Einzelhandel etc. Man sieht es an uns beiden. Es gibt keinen 1. und 2. Vorsitzenden, sondern zwei gleichberechtigte Vorsitzende, die zwar ihre Aufgaben aufteilen, aber nach außen hin gleichberechtigt sind. Die Finanzierung ist paritätisch. Und auch rein vereinstechnisch bei den Stimmrechten erhalten die Stadt 50 und die anderen 50 Prozent. Es ziehen alle an einem Strang und keiner schießt quer. Nur die Gemeinsamkeit macht stark, ist unser Motto.
myheimat: Wie war das vor 2002?
Robert Ebner: Vor 2002 gab es eine Arbeitsgemeinschaft Innenstadt. Die war nicht ganz so umfassend und die Zusammenarbeit hat nicht so gut funktioniert. Man merkte, dass man eigentlich die gleichen Ziele hatte und besser zusammenarbeiten sollte.
myheimat: Ist das Kaufverhalten der Donauwörther im letzten Jahr zurückgegangen oder war das ein starkes Jahr 2008?
Ebner:Wir haben großes Potential hier in Donauwörth: sehr große Arbeitgeber, gute Zulieferer, die über hervorragende Auftragslagen verfügen. Donauwörth ist in der Beziehung international aufgestellt. Auf der anderen Seite kam vor 8 Jahren die Nachricht auf Donauwörth zu, dass die Stadt vierspurig an Augsburg angebunden wird. Vor allem für den Handel stellte sich die Frage, wie sich das auf Donauwörth auswirken wird. Wenn man jetzt das Jahr 2008 betrachtet, kann man mit stolz sagen, dass wir im Rahmen der Wirtschaft- und Kaufkraftentwicklung unsere Position sehr gut gehalten haben. Wir haben nie – wie in vergleichbar großen Städten - Kaufkraft verloren. Wir haben in Donauwörth nach wie vor keine Leerstände. Wenn heute ein Betrieb schließt, dann gibt es vier, fünf neue Betriebe, die in unsere Stadt wollen – sowohl in unsere Innenstadt wie auch in der Peripherie. Wir gehören zu den ganz wenigen Städten in der Größe bis 20.000 Einwohnern, die nach wie vor ein sehr kompetentes Handelsangebot zusammen mit industriellen Arbeitsplätzen haben. Im Wettbewerb der Städte hat sich Donauwörth ganz hervorragend behaupten können.
myheimat: Ist Donauwörth im Donau-Ries ein Zentrum, in das viele Menschen von außerhalb hereinströmen?
Ebner: Wir haben mit Sicherheit unser Einzugsgebiet vergrößern können.
Späth: Der letzte Herbstmarkt war ein Beweis dafür.
Ebner: Dort hatten wir weit über 10.000 Besucher.
Späth: Allein an den Dialekten hat man bemerkt, dass sich dort eine Menge Menschen auch von anderen Orten gemischt hatten.
myheimat: Was versprechen Sie sich vom Wirtschaftsjahr 2009? Inwieweit kann sich der aus der Finanzkrise resultierende Wirtschaftsabschwung auch in Donauwörth bemerkbar machen?
Ebner: Es wird mit Sicherheit ein schweres Jahr. Da braucht man sich nix vormachen. Wenn man weiß, dass es schwieriger wird, kann man sich überlegen, was man tun kann. Die Devise von der CID ist, wir packen das offensiv an und versuchen aus der Kaufkraft, die die Kunden haben, das Beste zu machen. Die nächsten Aktionen werden groß aufgezogen, um nach außen hin zu strahlen egal wie es wird und zu zeigen, dass Donauwörth attraktiv bleibt. Wir haben zwei Regionalbanken hier, denen es ganz hervorragend geht. Wir versuchen uns von dem negativen Trend abzukoppeln.
Späth: Was die Bankenkrise mit sich zieht ist ein psychologisches Problem. Die Emotionen können für Donauwörths Kaufkraft also das größere Problem sein. Wir versuchen mit positiven Aktionen gegenzusteuern, um die Bürger aufzufangen.
Ebner: Unser größter Arbeitgeber hat Aufträge bis 2012. In der Sache allein liegt Donauwörth ganz hervorragend im Geschäft.
myheimat: Wird es im Fasching wieder das „Kehraus Shopping“ geben?
Späth: Das wird’s geben, ja! Fürs erste Mal wurde es letztes Jahr von den Leuten gut angenommen. Alles kann man noch steigern. Wobei das größere Event der Tandlerfasching am Rosenmontag sein wird – eine besondere Tradition, die es nur in Donauwörth gibt. In den Geschäften und in der ganzen Reichstraße ist was los. Das geht von 10 Uhr bis in die Abendstunden. Früher war am Faschingsdienstag geschlossen, das hat man jetzt auch geändert: Dienstag ist auf und wir machen jetzt Kehrhausshopping draus.
myheimat: Wie ist die Resonanz auf die XXL-Samstage? Nimmt der Bürger die verlängerten Öffnungszeiten gut an?
Späth: Es hat etwas gedauert bis sich das rumgesprochen hatte. Der XXL-Samstag ist der umsatzstärkste Tag der Woche. Ohne diesen Tag würde Kaufkraft nach Augsburg oder in andere Städte abfließen.
Ebner: Kleine Städte stehen unter dem Verdacht, dass man dort nicht am Samstag hinzugehen braucht. Wir machen am Samstag den gleichen Umsatz wie an den übrigen Wochentagen. Das ist für eine kleine Stadt doppelt so gut wie im Schnitt. In Großstädten hat der Samstag die Hälfte mehr und in Kleinstädten die Hälfte weniger. Das macht 10 Prozent Kaufkraft aus, die wir an unsere Stadt binden können.
myheimat: Im Punkto Öffnungszeiten dürfte es manchmal schwierig sein wirtschaftsankurbelnde Aktionen durchzuführen. Mit welchen Problemen muss sich die CID in dem Punkt rumschlagen?
Ebner: Die Schwierigkeit war, dass es keine rechtliche Handhabe gab. Man kann ja niemand zwingen seinen Laden aufzusperren – das ist eine freiwillige Entscheidung. Es war ein relativ langer Prozess bis die Mehrheit der Händler eingesah und akzeptierte an diesen Samstagen ihre Läden länger aufzumachen. Inzwischen ist dieses Thema aber etabliert.
Späth: Also auf beiden Seiten, sowohl bei den Händlern als auch bei den Kunden. Es hat etwas gedauert, bis sich beide Seiten aufeinander verlassen konnten.
Ebner: Weil Stadt und Wirtschaft zusammenarbeiten, kann sich sowohl der Händler als auch der Kunde darauf verlassen, dass etwas los ist. Kunden kommen wegen Aktionen wie Herbstmarkt und für Händler lohnt es sich dann aufgesperrt zu haben.
myheimat: Welche CID-Aktion liegt Ihnen besonders am Herzen?
Späth: Mir persönlich lag die Donauwörther Weihnacht am Herzen. Und zwar deshalb, weil schon sehr viele Aktionen und Konzerte stattfanden, aber vollkommen unkoordiniert gelegt waren. Manche Highlights waren dann am gleichen Samstag. Gemeinsam mit Frau Steger vom Touristinfo haben wir das dann in den letzten Jahren besser koordiniert. Wir haben jetzt viele schöne Aktionen zusammengefasst unter der Überschrift Donauwörther Weihnacht und das in einem Kalender zusammengefasst damit sich der Bürger informieren kann. Alles ist vom ersten Adventswochenende bis zu Drei Heilige Könige aufeinander abgestimmt. Mir war das wichtig, weil ich früher erst am Montag von interessanten Veranstaltungen in der Zeitung gelesen habe. Jetzt wird wirklich jeden Tag etwas anderes mit dem Konzept des Adventskalenders geboten.
Ebner: Für mich gibt es zwei Aktionen. Zu einen der Maimarkt. Der war nämlich vor 8 Jahren komplett am Hund. Der Traditionsmarkt bestand damals nur noch aus ganz wenigen Ständen. Für den hätte damals keiner mehr ein Pfifferling gegeben. Heute ist es einer der meist frequentierten Sonntage, die Donauwörth überhaupt hat. Inzwischen besteht das Wochenende aus einer ausführlichen Zusammenarbeit zwischen CID, städtischem Touristenamt, Fischerstechern und dem Museum: Am Samstag veranstaltet die CID das erste Walking-Event im Jahr in Zusammenarbeit mit verschiedenen Shows und am Sonntag die Eröffnung der Tourismussaison jedes Mal mit einem neuen Motto, gleichzeitig gibt es den traditionellen Jahrmarkt. Das Tolle ist, dass aus allen Bevölkerungskreisen von überall her die Leute zum Maimarkt kommen. Das ist für mich das Paradebeispiel wie man aus veralteten Dingen etwas Neues machen kann. Es demonstriert auch wie viel man mit der Zusammenarbeit erreichen kann, weil jeder das nötige Know-How mitbringt.
Mein Lieblingsevent ist übrigens das Reichstraßenfest, weil da die CID nicht beteiligt ist. Da bin ich dann selber Gast.
myheimat: Wie ist das Resume nach über 5 Jahren CID?
Späth: Wir haben damals mit 60 Gründungsmitgliedern angefangen. Wir sind zwischenzeitlich bei etwas über 150 Mitgliedern. Wenn man anschaut, wie viele Menschen inzwischen an den Tagen, die wir organisieren, besuchen, kann man schon stolz sein. Man vergisst immer schnell, sobald man einen Standart erreicht hat, wie es vorher war. Wenn man zurückblickt und die früheren Jahresprogramme mit den heutigen vergleicht, sieht man schon eine positive Entwicklung.
Ebner: Faszinierend für mich ist, dass Auslöser des Ganzen der Politikwechsel war. Der neu gewählte Oberbürgermeister hat mehrere Leute an den Tisch geholt und die Frage gestellt, was man machen kann damit die wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt positiv wird. Damals klangen unsere Ideen nach Utopie. Wir wollten monatliche Aktionen, die richtig Geld kosteten. Wir orientierten uns dann an Großeinkaufszentren und wollten Donauwörth genauso professionell und intensiv vermarkten und mehr Geld in Werbung investieren. Bloß mit dem Unterschied, dass wir es miteinander und ehrenamtlich also ohne Lohnkosten machen wollten. Dass diese Vision Wirklichkeit geworden ist, das ist für mich das Faszinierende. Es freut mich da mitgeholfen zu haben.
myheimat: Wie wird es für die CID weitergehen?
Ebner: Es darf keinen Stillstand geben. Die Qualität kann jederzeit verbessert werden. Die Musiknacht zum Beispiel wurde dieses Jahr zur Internationalen Musik- und Lichternacht mit mehr Band und Late-Night-Shopping.
myheimat: Kann man noch mehr Aktionen in Donauwörth machen?
Späth: Von der Anzahl her sind wir an einer gewissen Obergrenze angekommen, denke ich. Was man verbessern kann, ist vielleicht mal das eine gegen das andere auszutauschen. Wir sollten uns auf die Qualität konzentrieren.
Bürgerreporter:in:Juan Carlos Oliver-Vollmer aus Augsburg |
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