Israelin berichtet über die Situation im Westjordanland
"Über Unrecht darf man nicht schweigen." Dieser Ausspruch zog sich wie ein roter Faden durch den Vortrag von Roni Hammermann, die in der israelischen Friedensbewegung aktiv ist. Am 6. Juli war sie zu Gast im Münsterpfarrsaal in Donauwörth. Zuerst waren alle Gläubigen jedoch zum ökumenischen Friedensgebet eingeladen.
Mit dem Ausruf „Wünscht Jerusalem Heil, Frieden seinen Mauern“ wurden die Gläubigen beim ökumenischen Friedensgebet im Liebfrauenmünster von der pax christi Ortsgruppe begrüßt. Anhand von Psalmen und Gebeten fühlte man dem Geist der heiligen Stadt Jerusalem nach, in der Judentum, Christentum und Islam zusammen treffen. Eine schöne Umrahmung fand die Andacht durch das neue geistliche Liedgut, gesungen von dem Chor „Parentes“.
Danach waren alle Interessierten zum Vortrag unter dem Titel „Grenzenlose Begrenzung in Palästina“ in den Münsterpfarrsaal eingeladen. Anton Rathgeber hieß im Namen der Veranstalter (pax christi, Münsterpfarrgemeinde, Evangelische Gemeinde, KAB, Eine-Welt-Laden, JugendAlternative und IGJD e.V) die rund 50 versammelten Leute herzlich willkommen. Diese lauschten den Ausführungen von Roni Hammermann, die aus Israel angereist war. Die 1940 in Palästina geborene Tochter eines österreichischen Juden ist Gründungsmitglied der Menschrechtsorganisation „Machsom Watch“ (www.machsomwatch.org). Ihre Arbeit führt sie auch im Sinne des Vermächtnisses ihres jüdisch-orthodoxen Großvaters durch, der in Auschwitz ermordet wurde. Er bat einen jungen Mithäftling, alles zu tun, um zu überleben, um hernach über die Gräuel von Auschwitz Zeugnis ablegen zu können. Sein Vermächtnis lautete: "Wenn um einen herum Unrecht geschieht, darf man nicht schweigen" Und da 20 Minuten von Jerusalem und Tel Aviv entfernt täglich, ja stündlich Verletzungen von Menschenrechten an den Kontrollposten der israelischen Armee stattfinden, haben Roni Hammermann und ihre Mitstreiterinnen es sich zur Aufgabe gemacht, darüber klar und unmissverständlich zu sprechen. So ist ihre Meinung, dass es nach dem Holocaust nicht nur Aufgabe der Täter, sondern auch die der Opfer ist, für Gerechtigkeit einzutreten.
Anhand von Fotos berichtete sie vor allem über die 200 Checkpoints in Palästina. Auffallend ist, dass die meisten Kontrollstellen sich nicht an der Grenze zu Israel, sondern in dem seit 1967 besetzten Westjordanland befinden und die Bewegungsfreiheit der Palästinenser enorm einschränken. Zusätzlich werden immer wieder Erdwälle und Straßensperren errichtet. Willkür, Erniedrigung und Gewalt sind allgegenwärtig. Am Beispiel der Stadt Nablus, welche von der neu gebauten Mauer umzingelt ist, berichtete sie von Erlebnissen an den Checkpoints. So werden teilweise Schwangere oder Kranke an den Kontrollstellen durch fadenscheinige Begründungen von der notwendigen Passierung zurückgehalten. Roni Hammermann setzt sich mit weiteren Aktivisten der israelischen Friedensbewegung für einen ehrlichen Umgang ein und dokumentiert das Vorgehen der israelischen Armee.
Die Referentin griff auch das Problem der palästinensischen Selbstmordattentate auf. Natürlich muss ihrer Ansicht nach etwas dagegen unternommen werden. Aber es darf nicht die Politik der Angst herrschen, die die Menschen zu jüdischen und islamistischen Fundamentalisten treibt. Um Frieden in Nahost zu ermöglichen ist ein gerechter Umgang zwischen beiden Völkern von Nöten.
So wurde zum Schluss eingeladen, die so genannte Berliner Erklärung des jüdischen Professors Verleger zu unterschreiben, der die israelische Regierung zur Einhaltung der UN Resolutionen und zur Anerkennung des Existenzrechtes für Israel, aber ebenso für Palästina aufruft. Bei der Verabschiedung wies Roni Hammermann noch daraufhin, dass jeder etwas unternehmen kann, gerade von der EU erhoffe sie sich mehr Einsatz für eine faire Politik.
Info: Ein Ausführliches Interview mit Roni Hammermann und die Unterschriftenliste finden sie unter www.augsburg.paxchristi.de
Bürgerreporter:in:Michael Rösch aus Donauwörth |
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