Gedanken
Was ich mal sagen wollte...

Sissi | Foto: Sabine Pollok
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und bisher nicht die richtigen Worte gefunden habe.

Sie kennen mich liebe Leserinnen und Leser, ich bin keine Katze die sich davor scheut ihre Ansichten im Tagebuch zu teilen auch wenn ich damit hin und wieder Sie liebe Menschen kritisiere. Nun ja, nicht direkt Sie, die Sie das Tagebuch verfolgen und uns unterstützen. Aber Sie verstehen, was ich damit sagen will.
Als ich vor einiger Zeit entspannt in meinen schönen Schattenschlafplatz lag und den Tag einen guten Tag sein ließ, hat sich dennoch ein Gedanken in meinem Kopf festgesetzt: warum werden unsere Menschen dafür geschimpft, dass ihnen unser Wohl am Herzen liegt? Wie ich auf diesen Gedanken komme? Nun, auch wenn ich ruhig und nahezu unbewegt in meinem Korb liege und so aussehe, als ob ich tief und fest schlafen würde, sind meine Ohren dennoch aufmerksam gespitzt und so höre ich viele Dinge, die sicherlich nicht unbedingt für meine Ohren gedacht sind. Warum nicht?
Nun die Frage stellt sich doch, ob das Tagebuch über seine Magie zur Vermittlung und als Informationsquelle hinaus dienen soll, um Dinge anzusprechen, die vielleicht nicht von allen gern gelesen werden. Diese Frage habe ich mir gestellt und recht lange gebraucht, um eine Antwort für mich zu finden und wie Sie sicherlich erahnen können, möchte ich doch wie immer meine Meinung neben dem normalen Tagesgeschäft mit ins Tagebuch einfließen lassen.
Lassen Sie mich mit einer einfachen Feststellung anfangen: uns geht es hier gut und damit meine ich allen Bewohnern hier geht es gut. Entgegen dem was scheinbar angenommen wird, machen unsere Menschen keinen Unterschied zwischen Hund und Katz, sondern wir sind alle ihre Tiere, wie sind alle ihre Schützlinge. Natürlich haben unsere Menschen hier auch ganz unterschiedliche Lieblinge – das ist ja auch ganz normal und ist von unserer Seite aus nicht anders. Wir machen allerdings Unterschiede zwischen unseren Menschen und neuen Menschen – da sehen Sie mal, dass unsere Menschen etwas großzügiger sind als wir Bewohner selbst.
Bei jedem Neuankömmling, der in mein Mietzhaus einzieht, warte ich erst einmal eine gewisse Zeit ab, ehe ich mir überlege, ob ich da mal hingehen und schnüffeln will. Unsere Menschen dagegen sind von der ersten Sekunde an mittendrin und nicht nur mal dabei – wie man so sagen kann.

Ich glaube nicht, dass irgendwer von außen weiß, wie hart es ist als Mensch in einem Tierheim zu leben. Man muss auch sagen leben, denn nur, weil unsere Menschen ab und dann nicht da sind, heißt das nicht, dass sie nicht an uns denken und sich um uns sorgen. Können Sie sich vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn in ihrer Hand ein 3 Tage altes Katzenbaby stirbt, nur weil irgendein anderer Mensch nicht darüber nachgedacht hat, was sein Handeln auslöst.
Nein, ich weiß, dass Sie sich das nicht vorstellen können.
Ich sehe den Schmerz in den Augen unserer Menschen, ich sehe ihr Leid und ihr Elend, wenn Sie jeden Tag nur darüber nachdenken, was sie noch für uns tun können, damit es uns immer gut geht und wir vielleicht auch bald eine eigene Familie finden.
Wir, die wir das Glück haben, hier einziehen zu können, werden täglich und das jeden Tag im Jahr gepflegt, versorgt, gestreichelt, haben jeden Tag genug Futter und frisches Wasser, haben weiche Decken und viel Spielzeug, bekommen die richtige Medizin und müssen uns nicht überlegen, ob wir uns vor Feinden verstecken müssen.
Wir lernen hier fast alle zum ersten Mal in unserem Leben, dass Menschenhände nett sein können. Natürlich lernen wir auch, dass wir nicht beißen und kratzen sollen, dass es keinen Sinn macht, sich ständig zu beschweren oder immer zu versuchen, auf sich aufmerksam zu machen. Unsere Menschen bereiten uns darauf vor, in eine Familie einzuziehen, erklären uns, worauf wir zu achten haben, damit ein Zusammenleben funktionieren kann.
Denken Sie ernsthaft, dass unsere Menschen das Ziel haben, uns alle zu behalten? Ich weiß nicht, wo dieses sehr seltsame Gerücht herkam, aber es ist in meinen kleinen Ohren gelandet und hat mich in der Tat zum schmunzeln gebracht. Wie groß denken Sie, dass unser Tierheim ist und wie viel Platz wir hier noch schaffen können?
Unsere Menschen konnten nicht lachen, nicht schmunzeln und ich konnte sehen und spüren, dass sie solche Gerüchte wirklich verletzten.
Ich hasse es, wenn meine Menschen traurig sind!

Deswegen wollte ich sehr deutlich klarstellen, dass es uns hier gut geht und wir nicht vernachlässigt sind oder gequält werden. Ich weiß nicht, warum es so schwer ist, einfach erst zu erfragen, ehe man urteilt, aber hier kommen wir leider wieder mal zu einer meiner Verallgemeinerungen … denn das scheint menschlich zu sein. Ich entschuldige mich bereits jetzt in aller Form, bei all den Freunden des Tierheims, falls dieser letzte Satz zu allgemein war, aber so wie man über Katzen schimpft und sie alt hinterhältig und opportunistisch bezeichnet, so klingt „menschlich“ langsam aber sicher für mich nicht mehr nach einer positiven Eigenschaft.
Was mich dabei dann immer wieder überrascht, ist das Durchhaltevermögen unserer Menschen. Der Wille all das auszuhalten und jeden Tag zu uns zu kommen und zu wissen, dass wir dies mehr als nur zu schätzen wissen.
Ich weiß, ich bin sehr zurückhaltend was Zuneigung anbelangt, aber ich fange hier an Menschenhände zu schätzen. Ich weiß an sich, dass mir hier keiner etwas tun wird. Ich werde nicht geschlagen oder verjagt, mir wird der Kopf vorsichtig getätschelt und mir werden viele Geschichten erzählt, wenn unsere Menschen im Mietzhaus sind. Ich bin ein Beispiel dafür, wie gut unsere Menschen sich um uns kümmern.

Auch in unserem Hundehaus werden all die Neuzugänge mit viel Geduld an Leben mit Menschen herangeführt. Das geht mal schneller, mal langsamer, mal muss zuerst eine unbekannte Krankheitsgeschichte abgeklärt werden oder Halsband und Leine zum ersten Mal vorgestellt werden. Denken Sie, dass unsere Menschen Magier sind und jedes Tier hier nach 2 Tagen perfekt und fertig zum Auszug ist? Ja, unsere Menschen sind Zauberkünstler, aber so einen Trick können selbst sie nicht.

Jetzt habe ich viel mehr zu diesem einen Thema gesagt, als ich erwartet habe, aber es lag mir einfach am Herzen nach außen zu tragen, dass es uns hier gut geht.
Ja, unser Tierheim ist unglaublich voll und unsere Menschen kämpfen mittlerweile sehr hart mit ihrer eigenen Energie und Kraft, damit wir nie darunter leiden, dass wir so viele Bewohner sind. Nach dazu sind Quarantäne und Krankenstation auch komplett voll mit teilweise unfassbar schweren Fällen und auch hier stehen wir Bewohner an erster Stelle.
Schauen Sie sich unsere Bewohner an, sehen Sie wie sich Luis und Peanut als große Brüder schlagen und welch schwere Arbeit das sein kann. Nica und Naomi, die wahre Kuschelmonster sind, unser Katzen-Kindergarten, der wächst und gedeiht und zum Auszug bereit ist. Amadeus, der nach wie vor sehr menschenscheu ist, aber all die Zeit der Welt bekommt, die er braucht und dennoch nie ausgeschlossen wird. Dean, der zu seinem Bruder David auf die Pflegestelle ziehen durfte, damit die beiden dort langsam gemeinsam an ein Leben mit Menschen gewöhnt werden können. All die vielen Bewohner im Hundehaus, die dank ein paar fleißigen Ehrenamtlichen an Halsband und Leine und Gassigehen gewöhnt werden. Ich sehe dort so viele nervöse und scheue Schnauzen, die zum ersten Mal in ihrem Leben wirkliche Zuwendung erfahren.

Das alles ist harte Arbeit, die wir Bewohner jeden Tag erfahren und umsonst bekommen. Wir, die wir hier leben, zahlen nichts für diesen Service – ich weiß nicht, ob das jedem bewusst ist.
All das hier schaffen unsere Menschen und ich muss mir dabei zum ersten Mal die Frage stellen: wie das eigentlich funktioniert.
Zu meinem großen Glück habe ich einen Informanten-Team hier im Tierheim, das ich mit solchen Fragen in die Runde schicken kann. Mal sehen, ob mir Mila und Shircan, die hier auch beide als Hoftiger leben, diese Frage für den nächsten Eintrag beantworten können.
Außerdem werde ich im Hundehaus nachfragen, warum Hunde immer bellen…egal ob Suche nach Aufmerksamkeit, Freude, Futter, Begeisterung oder Unterhaltungen untereinander…bellen scheint ihr Kommunikationsmittel zu sein. Da sind wir Katzen wohl etwas versierter mit unseren diversen kleinen Gesten dem Gegenüber mitzuteilen, dass er oder sie besser den Platz im Korb räumen sollte.

Oh, dabei fällt mir noch ein Gerücht ein: ich habe gehört, dass Sissi eine faule Schlafe-Katze ist und es nur Bilder gibt, die keine Bewegung oder Aktivitäten zeigen.
Einen Moment bitte….ich kann die Auswahl der Bilder nicht immer beeinflussen, werde aber meinen Wunsch auf Gegendarstellung weitergeben und ich weiß, dass es Beweisfotos für Bewegung und Aktivität gibt.
So und damit entlasse ich Sie für diesen Eintrag und sage Dankeschön für Ihre Aufmerksamkeit und … vergessen Sie uns nicht.
Ihre
Sissi

Tierheim Höchstädt

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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