Zwiespalt!
Liebe Leserinnen und Leser, wir - Wolfi und ich - befinden uns nun in einem Zwiespalt. Freuen wir uns über einen Auszug, der so außergewöhnlich und unerwartet ist, daß es ein großes Fest geben sollte oder beschweren wir uns, daß es wieder nur EIN Auszug ist?
Ist das außergewöhnliche Ereignis so viel wert, daß wir uns nur über die Magie des Tagebuchs freuen und vergessen, daß es noch ganz viele andere Bewohner gibt, die gerne ausziehen würden?
Wolfi hat mir diese Frage gestellt und ich habe sie ihm klar und deutlich beantwortet: JA!
Nach 2 Jahren Wartezeit ist unsere Freundin Kathy aus dem Katzenhaus ausgezogen! 2 Jahre hat Kathy still und fast heimlich im Katzenzimmer gewartet, sich immer versteckt, wenn Besuch kam, sich sogar vor unseren Menschen zumeist versteckt, bis die Menschen kamen, die sie für sich als Familie ausgesucht hat. Ja, unsere Kathy hat beschlossen, daß sie genau dorthin ziehen will und gesagt - getan! Sie war auch so überzeugt davon, daß sie 1 Tag vor Ihrem Auszug ohne irgendwelche Mätzchen in eines unserer Einzelzimmer gezogen ist. Unsere Menschen hatten die Befürchtung, daß Kathy vielleicht doch plötzlich Bedenken kommen könnten und der Auszug selbst schwierig werden könnte. Aber siehe da, sie hat zuerst das Einzelzimmer bezogen und dann auch ohne irgendein Zögern die Transportbox und weg war sie. 2 Jahre! Das nenne ich Ausdauer und Geduld um auf die richtigen Menschen zu warten.
Liebe Kathy ich wünsche Dir das Beste und gib Deiner Familie die Chance zu sehen, welch großes Kuschelmonster Du eigentlich sein willst, wenn Du Dich traust. Auf Kein-Wiedersehen meine Liebe.
Ja, das Tagebuch hat mit seiner besonderen Magie einfach zugeschlagen. Solche Momente sind bewegend. Jeder Auszug ist schön, jeder Auszug ist wichtig und es ist toll, wenn man einen Eintrag schreiben darf und über ganz viele Auszüge berichten kann. Aber so ein Moment wie dieser, 2 Jahre....
Man könnte fast meinen, daß das Tagebuch irgendwie Kontakt zu dem ein oder anderen Bewohner aufnimmt und ihm erklärt, daß es jetzt an der Zeit ist und sie oder er sich nicht so anstellen soll. Gut, daß ich diesen Ruf noch nicht gehört habe...ich liebe meinen Schlafplatz auf dem Trockner doch sehr!
Aber ich kenne hier jemanden, der mehr als verzweifelt auf diesen Ruf wartet. Unsere Gipsy braucht wirklich ein eigenes echtes Zuhause. Sie ist sowas von verzweifelt und will hier weg, aber auf der anderen Seite auch wieder nicht, weil sie nicht weiß wohin. Das ist eine ganz blöde Phase, in der die Hundedame gerade steckt. Einerseits will sie nicht hier sein. Aber andererseits wenn es dann zum Gassigehen geht, will sie ganz schnell wieder zurück, weil sie nicht weiß, wo es hin geht und ob sie wieder zurückkommt. Unser Tierheim ist das erste Zuhause, das Gipsy kennt und sie weiß nicht, was sie tun soll. Ich muß ihr das Prinzip mit dem Gassigehen einmal erklären. Wie soll sich denn jemand unsterblich in sie verlieben, wenn sie nicht mitlaufen will?
Dieses Phänomen gibt es bei den Hunden öfters. Ich habe ein wenig im Tagebuch gestöbert und einer der bekanntesten Bewohner, der nie Gassigehen wollte, war wohl Bob. Meine Güte, wie oft hat er selbst geschrieben, sich überwinden zu müssen und einfach einmal los zu laufen. Teilweise waren seine Anekdoten über seine fehlgeschlagenen Gassirunden ja witzig, wenn nicht doch seine Verzweiflung und Einsamkeit immer wieder leicht durchgekommen wären. Aber am Ende der Geschichte, hat auch Bob seine Traumfamilie gefunden und mit denen ist er dann auch ab durch die Mitte und immer schön weiter gelaufen. Das wünsche ich mir für Gipsy auch sehr. Und auch Tobi scheint nach wie vor mit der Frage beschäftigt, warum er eigentlich von zu Hause weg mußte. Wie soll man sowas auch erklären. Da wurde er als Welpe hier gefunden und adoptiert und dann nach ein paar Jahren wieder abgeschoben. Das ist nicht schön und wohl auch nicht zu erklären. Wie viel muß man als Tier wert sein, daß es der Mühe lohnt, sich für ein angebliches Familienmitglied einzusetzen und auch Unstimmigkeiten gemeinsam lösen zu wollen. Das ist eine Frage, die wohl nie abschließend beantwortet werden wird.
Tobi scheint sich hier jetzt nicht so sonderlich unwohl zu fühlen, aber er kommt auch nicht zur Ruhe. Ich denke, in seinem Leben fehlt der Mensch mit der einmaligen Angewohnheit, gelassen auch über Dummheiten hinweg sehen zu können, solange sie nicht gefährlich sind. Tobi kann schon sehr überschwenglich sein und Überschwang kann auch mal daneben gehen. Das mit dem Überschwang ist kein Problem, verstehen Sie mich nicht falsch, Tobi ist wirklich ein toller Kerl, aber er braucht einfach Menschen um sich, seine Menschen, er sucht den Kontakt und wenn dann jemand für ihn Zeit hat, dann kann er sich manchmal kaum vor Freude beruhigen. Und hier kommt diese Form der Gelassenheit ins Spiel! Dann springt er halt ein paar mal öfters hoch und hüpft und freut sich und schleckt die Nase ab und will Küßchen verteilen ... sehen Menschen denn nicht, wie wichtig es für Hunde wie Tobi ist, daß er anerkannt wird, daß er beachtet wird, daß er geliebt wird. Er ist kein schwieriger Hund, er ist einfach nur allein und weiß nicht, wie er damit umgehen soll. Gipsy hat Angst sich zu binden, weil sie nicht weiß, wie das funktioniert. Keks kann nicht aus seinem Beschützerfell raus und muß ab und dann einfach melden, Bella will nicht immer bellen müssen, weil sie es so gelernt hat, sie will einfach auch ab und dann mal nur der junge verspielte Hund sein dürfen, der sie vielleicht mal war, Nele fühlt sich groß und tapsig und will spielen dürfen und auch hüpfen, nur wie soll sie das machen, wenn sie es noch nie richtig ausprobieren konnte und Wolfi - was will unser Wolf? Ja selbst er ist nur ein Hund, der ein paar Eigenarten seiner Rasse nicht von heute auf morgen ablegen kann, der 4 Jahre warten mußte, ehe er anfangen konnte sich mit dem Thema Mensch und Hund zu beschäftigen, der nicht schlecht gelebt hat, aber einfach nicht passend für ihn und der erst hier bei uns anfängt zu verstehen, daß er viel verpaßt hat. Keiner unserer Bewohner des Hundehauses sollte hier sein müssen, aber für alle ist das hier der Anfang eines neuen Leben, welches besser werden wird. Es ist egal, wie lange das Warten dauert - es können Jahre sein und dann kommt mit einem Mal dieser eine Mensch, dieser eine Tag, an dem alles paßt und dann fängt das Leben an, von dem man nicht einmal wußte, daß man es vermißt.
Das ist das Prinzip Hoffnung, das habe ich von unseren Menschen gelernt. Es gibt immer einen nächsten Tag und diesem folgt dann auch wieder ein nächster Tag und wenn es gut läuft, dann kommt an einem dieser Tag einfach der richtige Mensch zur Tür herein - richtige Zeit, richtiger Ort, Sie verstehen was ich meine.
Daß es bei den Hunden ab und dann länger dauert und im Normalfall immer länger dauert als bei uns im Katzenhaus ist scheinbar nichts außergewöhnliches. Es scheint doch mehr Aufwand und Arbeit zu sein, einen Hund als Familienmitglied zu sich zu nehmen als eine Katze.
Tja, da könnte ich jetzt sehr viel dazu sagen, aber Wolfi meint immer, ich solle uns Katzen nicht so viel besser machen, als wir sind. Sie kennen mich, ich kann auch eine nette Betty sein....
Wenn ich es mir so recht überlege, ist der Auszug von Kathy natürlich groß, aber auch die Fertigstellung unseres neuen Katzenzimmers ist mehr als super klasse. Unsere Menschen haben sich selbst übertroffen und haben uns Katzen ein Luxus-Katzenzimmer gebaut. Sie sollten den Außenbereich sehen....das ist so klasse. Ich könnte fast neidisch werden, daß ich dort nicht lebe - aber in der Tat nur fast, denn es steht kein Trockner im neuen Katzenzimmer. Aber ich habe mit meinen Freunden dort kurz geplauscht und habe nur das Beste zu hören bekommen. Das freut mich sehr.
Jetzt kann unser bisheriges Katzenzimmer endlich die Kinderstube werden, die wir so dringend brauchen. Schon jetzt haben wir bereits einen ordentlichen Kindergarten im Katzenhaus beisammen und so können die Kleinen sich untereinander ein wenig austoben und die Großen haben nicht ständig so wuselige Bälger um sich herum. Das wird bestimmt ein absolutes Highlight, wenn hier auch alles für die Katzenkinder fertig ist.
Die Einweihung unseres neuen Katzenzimmers ist am 24.07.2016 am Nachmittag. Kommen Sie doch vorbei und machen Sie sich selbst ein Bild.
So und damit wünsche ich Ihnen eine schöne Woche und vergessen Sie uns nicht.
Ihre
Betty
Kathi ist aber eine besonders hübsche Katze,da kann ich nicht verstehen,daß sie erst jetzt vermittelt wurde.
Schade,es wurde wieder nur ein Tier von lieben Menschen genommen.Also warten wir es ab.