So, so
man könnte ja fast annehmen, daß Ringo so langsam aber sicher doch ein ganz normaler Bewohner hier im Tierheim Höchstädt wird. Wie ich das meine? Ich bitte Sie! Er, der sich hier wohl fühlt, bei dessen Beschreibungen man fast meinen könnte, daß er sich hier häuslich einrichtet und eigentlich garnicht mehr weg möchte ... ja, genau der vermittelt endlich in seinen Einträge auch mal den Eindruck, daß er die Schnauze gestrichen voll davon hat, immer nur zuschauen zu müssen, wenn jemand anderes auszieht und bei ihm nicht mal Besucher stehen bleiben.
Endlich mein guter Junge kommst Du in die Realität zurück!
Hier ist es gut! JA! Du hast Recht - ich stimme Dir zu!
Aber das hier ist nicht das Ende des Leben und schon garnicht das Zuhause! Das hier ist unser aller Unterkunft auf Zeit, wo sich Menschen liebevoll und aufopferungsvoll um uns kümmern, wir versorgt, gehegt und gepflegt werden. Aber das hier darf nicht das Leben sein, für das wir so hart in der Vergangenheit gekämpft haben.
Schau uns doch alle an Ringo! Jeder von uns hat seine Geschichte, jeder von uns hat seine Form des Kampfes hinter sich - sei es um Leben und Tod oder mit Menschen, die einfach keine Zeit hatten. Jeder hier weiß, wie schlimm das Leben sein kann und jeder hier weiß, daß es hier besser ist, als jemals zuvor. Gut, vielleicht empfindet es Lucky nicht so und vielleicht auch nicht Bella, die beide eine gewisse Form von Zuhause hatten ehe sie zu uns kamen, aber wissen wir denn sicher, ob es dort so gut war, wie sie erzählt haben oder wollten sie das nur glauben? Neigen wir nicht dazu, das, was wir verloren haben mit einer rosafarbenen Sonnenbrille zu sehen und die Wirklichkeit zu vergessen. Sind Schläge von den Menschen, denen man sich anvertraut hat in der Tat zu vergessen. Kannst Du vergessen Ringo? Wie würdest Du reagieren, wenn Deine Menschen wieder vor Dir stehen würden? Würdest Du Dich freuen und würdest Du mit Ihnen gehen, obwohl sie Dich derart gequält haben und Dich entsorgen wollten?
Schau in die Welt hinaus, sie ist voller Wunder und diese geschehen gerade hier immer und immer wieder. Denk nicht einmal in Deinem schönsten Traum daran mein guter Freund, daß hier Dein letztes und endgültiges Zuhause ist. Du weißt, meine Krallen sind scharf und ich verpasse Dir einen Tatzenklatscher damit, wenn ich das noch irgendwann von Dir zu hören bekommen sollte.
So, das wollte ich einfach mal gesagt haben!
Verzeihen Sie liebe Leserinnen und Leser, wenn ich zu erst Ringo einmal deutlich sagen mußte, was ich davon halte, wenn er von Zuhause und hier bleiben spricht. Auch wenn er es vielleicht nicht so direkt sagt, aber ich kann das zwischen den Zeilen lesen und ich will das nicht lesen. Ich will das nicht hören und nicht lesen. Ich will nicht, daß irgendeiner von uns hier alt werden muß, nur weil scheinbar keine richtigen Menschen für ihn existieren. Das kann nicht sein und das darf nicht sein, das haben wir alle nicht verdient.
Ich mußte einfach meinen Unmut darüber kundtun.
So, damit bin ich also mal fertig! Sie kennen mich. Ich bin eine Katze mit eigenem Kopf und vielen Emotionen - ich kann nicht alles für mich behalten, nur weil es vielleicht besser nicht gesagt werden sollte. Ich bin eine ehrliche Katze! Wenn ich etwas nicht mag, dann mag ich es nicht und das zeige ich dann auch.
Wenn ich dafür etwas oder jemanden mag, dann kann ich auch mal richtig schnurren.
Ich bin ja mittlerweile aus dem Katzenzimmer ausgezogen und wieder in den schönen Außenbereich eingezogen. Da habe ich ein Abteil für mich alleine und ich genieße das auch sehr. Ich hatte ganz vergessen, wie spannend das Leben hier draußen sein kann.
Außerdem sehe ich so viel besser, wieviele Besucher kommen, wer von den Hunden viel Aufmerksamkeit erhält, wieviele Neuzugänge wir bekommen und wie es unseren Menschen so geht. Ja, auch das ist ein wichtiger Faktor für mich. Je besser es unseren Menschen geht, um so besser geht es doch auch uns! Das ist doch ganz normal! Unsere Menschen sind in der Tat auch nur Menschen auch wenn sie uns wie Superhelden erscheinen.
Jetzt habe ich all das wieder viel besser im Blick und vorallem habe ich beständigen Augenkontakt mit meinem Co-Autor Ringo und kann zur Not sofort eingreifen, wenn er mal wieder in so eine seltsame Gemütlage verfällt.
Natürlich fehlt mir das Katzenzimmer und all die Beobachtungen, die ich dort machen konnte, aber hier draußen gefällt es mir schon viel besser.
Ich habe auch gesehen, daß wir einen Fundhasen aufgenommen haben. Die ist fast so groß wie ich, wenn ich mich nicht täusche und auch schwarz-weiß und es wäre bestimmt faszinierend mal näheren Kontakt aufzunehmen. Aber ich glaube weder Ringo noch ich dürfen das.
Außerdem habe ich erfahren, daß unser kleiner Jackson auf eine Pflegestellen gezogen ist. Der kleine Kater saß bisher in der Quarantäne und ich glaube, ihn hat das Leben hier einfach zu sehr gestreßt, als daß er sich wirklich erholen konnte. Also ist der Umzug eine gute Idee für ihn. Mal sehen, wie er sich entwickelt.
Vielleicht hat er ja auch das große Glück wie Max, der nun endlich und endgültig bei seiner Pflegefamilie bleiben darf. Großes Los gezogen mein lieber Max und alles Gute!
Und damit kommen wir zu immerhin 3 Auszügen aus dem Katzenhaus: die Geschwisterchen Benjamin und Blümchen sind zusammen in ein neues Leben aufgebrochen und die kleine Ying hat es geschafft endlich ein paar Menschen für sich zu gewinnen und ist auch endlich ausgezogen. Das freut mich sehr, denn alle 3 sind einfach nur süß und es wäre schade gewesen, wenn sie ihre Kindheit hier hätten verbringen müssen. Gut, wie gesagt, es gibt nichts zu motzen, aber Sie verstehen schon was ich meine - eigenes Zuhause, eigener Napf, eigene Familie ..... muß ich mehr sagen?
Ich glaube nicht!
Aber eine Sache wollte ich auch einmal ansprechen. Unsere Menschen haben sich vor Kurzem - dem guten Wetter sei dank - vor meinem Abteil unterhalten. Dabei ging es um sowas wie Mitglieder. Ich gebe zu, ich habe nicht verstanden, was sie damit gemeint haben. Aber mein extrem schlauer, weil unglaublich neugieriger Kollege Spike konnte mir ungefragterweise weiterhelfen.
"Mitglieder" sind Menschen, die dafür zahlen, daß sie uns mit dem was sie zahlen unterstützen können. Warum sie das machen? Weil sie selbst entweder kein Tier haben dürfen, keine Zeit für uns haben oder einfach auch nur, weil sie damit etwas Gutes tun.
Nun, bei dieser Unterhaltung haben sich unsere Menschen gefragt, was sie machen können, damit wir mehr von diesen Mitgliedern bekommen. Da frage ich mich doch, was können denn wir Bewohner tun, um mehr Mitglieder zu bekommen? Nachdem ich für mich diese Frage nicht beantworten konnte, dachte ich mich, warum nicht mal Sie alle fragen, ob Sie Ideen haben, was wir denn dafür tun können. Ich bin offen für alle Vorschläge.
So und jetzt werde ich meine Tatzen wieder in der schönen Sonne ausstrecken und ein kleines Schläfchen halten.
ich wünsche Ihnen noch eine schöne Woche.
Ihre
Betty
-- Sabine, ein ganz umfangreicher und informativer Bildbericht....