So darf es nicht weiter gehen!

Rusty
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Als ich Pino gesagt habe, dass ich ihm gerne dabei helfe, das Tagebuch zu schreiben, weil er einfach immer zu viel zu tun hat und nicht so oft Zeit findet, sich eben um das Tagebuch zu kümmern, hat das nicht beinhaltet, dass ich das Tagebuch übernehmen soll.
Aber unser lieber Pino hat beschlossen, dass er gerade anderweitig besser einzusetzen ist und mir nun also die Chef-Rolle beim Tagebuch übertragen.
Ich freue mich ja, dass er mir das zutraut, wo ich doch nur ein Dackel bin, aber erwartet habe ich das so nun auch wieder nicht - und davon abgesehen, bin ich ein Dackel-Mischling und es ist mein gutes Geheimnis, welch riesige Hunderasse in meinen Genen zu finden ist.
Gut, ich bin jetzt also Chef hier! 
Wahrscheinlich wird der ein oder andere meiner Mitbewohner mit den Augen rollen, weil Dackel nun mal dafür bekannt sind, ein bisschen größenwahnsinnig zu sein. Ja, dieser Teil meiner Rasse kann schon ganz schön eigen sein, aber wer mich oder meinen lieben Kumpel Leroy kennt, der weiß, dass wir nicht so richtig typisch Dackel sind. 
Leroy war auch erst wieder zu Besuch hier - das hat mich sehr gefreut. Ich bin so stolz auf ihn, dass er sich voller Elan in sein neues Leben gestürzt hat und es jetzt so richtig genießt, umsorgt und geliebt zu werden. Ich bin so stolz, dass er zugelassen hat, den Menschen wieder voll und ganz zu vertrauen.
Nicht, dass wir scheu sind, aber manche Erfahrungen bleiben einem anhaften und es fällt schwer, sich davon zu befreien. 
Ich habe dank meiner Familie hier, diesen wundervollen Menschen, gelernt, dass ich keine Angst vor Menschen haben muss. Meine Menschen und die vielen tollen Gassigänger, die ich schon kennen lernen durfte beschützen mich immer - das weiß ich und es fühlt sich sehr gut an.
Natürlich hoffe ich, dass es auch mir bald gelingen wird, ein Menschenherz zu erobern und für immer zu behalten, aber ich warte geduldig auf meinen einen großen Moment. 
Ich weiß ja nicht, wer dann schreiben wird "Rusty ist ausgezogen", aber ich hoffe, dass es jemand sein wird, der sich so für mich freut, wie ich es für jeden anderen Bewohner hier tue.
Leider kann ich Ihnen von keinem Auszug aus dem Hundehaus berichten. Und so darf es nicht weiter gehen!
Es muss doch jetzt mal auch bei uns ein paar Auszüge geben.
Wie kann es denn sein, dass uns tolle Jungs und Mädels keiner will!
Nicht missverstehen...ich gönne meinen Mitbewohnern im Katzenhaus jeden Auszug, jede Familie die kommt und mit einem unsere Schützlinge geht, ist eine gute Familie, aber könnte auch mal wieder jemand zum Hundehaus hin abbiegen und sich verlieben?
Das wäre so schön!
Wir bemühen uns doch so einen guten Eindruck zu machen, damit man uns mag und trotzdem scheint es im Moment einfach nicht zu klappen.
Das macht mich in der Tat traurig.
Immer wieder sehe ich Gesichter, die ich kenne, die regelmäßig zu uns kommen und doch so scheint es, reicht es nicht aus, was wir tun, um uns so sehr zu lieben, dass man uns mitnehmen will. Oder siegt die Vernunft und diese Menschen wissen, dass wir bei ihnen nicht so glücklich wären, wie wir es verdient hätten?
Viele meiner direkten Mitbewohner haben sogenannte Paten, die ganz oft kommen und Gassi gehen und sich kümmern und sorgen, aber letztlich dann doch kein Zuhause sein können. 
Wenn man genau hinsieht, dann ist es für diese Menschen sehr schwer uns zurückzulassen, wieder zu verlassen, aber glauben sie nicht, dass es für uns einfach ist. 
Wenn man sich an einen Menschen gewöhnt hat, sich auf ihn eingelassen hat, dann freut man sich jedes Mal, wenn dieser Mensch kommt und jedes Mal, wenn dieser Mensch wieder geht, stellt man sich die Frage, ob man etwas falsch gemacht hat oder dieser Mensch einen nur nicht genug lieb hat. Auch wenn man als Hund spürt, dass es für den Menschen nicht leicht ist, so ist es doch leichter für ihn, denn man als Hund bleibt ja hier und der Mensch geht in sein Zuhause. 
Das ist in der Tat eine verzwickte Lage. Auf der einen Seite ist es ein Traum so einen Menschen zu haben, der immer kommt und einen glücklich macht und auf der anderen Seite macht es einen richtig wehmütig, wenn man dann doch wieder alleine zurück bleiben muss. 
Aber ich will Sie nicht traurig machen, die Freude darüber einen Paten zu haben ist viel größer und zeigt einem immer wieder, dass man nicht alles komplett falsch macht. Unsere Paten sind so wichtig für uns und für unsere Menschen. 
Ja, unsere Menschen....ist es nicht toll, dass wir so ein inniges Verhältnis zu den Menschen haben können, die sich als Job, als Beruf um uns kümmern. Ist es nicht toll, das wir hier, in einem Tierheim, einem Ort, der sicherlich oft genug nur mit negativen Eindrücken versehen ist, von unseren Menschen und unserem Tierheim reden können?
Ich spüre und rieche es jeden Tag, dass unsere Menschen bereit sind, alles für uns zu tun und das nicht, weil es ihr Job ist, weil es ihnen jemand sagt oder gar befiehlt. Nein, unsere Menschen sind aus Überzeugung für uns da.
Ich weiß, dass sagt jeder Tagebuchschreiber immer wieder, aber es ist auch so und wenn sie sich mal überlegen, was für ein Job das ist....Unsere Menschen kommen, wann immer wir sie brauchen, egal wie wir uns aufführen, unsere Menschen sorgen für uns - 24 Stunden, 365 Tage im Jahr und solange wie wir eben hier lieben, drehen sich die Gedanken unserer Menschen um uns. Gut, im Schlaf hoffe ich nicht, sie sollen ja auch mal abschalten und sich erholen dürfen, aber Sie verstehen, was ich damit sagen will.

Unsere Menschen, werden angeknabbert, gebissen, verbellt, angeknurrt, angepinkelt, schlagen sich mit Pilzen und allen möglichen ekeligen Krankheiten rum, versuchen uns Arzneien und Arztbesuche so angenehm wie möglich zu verkaufen, spielen mit uns, auch wenn sie eigentlich keine Zeit übrig haben und haben immer mehr als nur ein schnelles freundliches Wort für uns auf den Lippen. Jeder von uns, und damit meine ich wirklich jeden einzelnen Bewohner hier, jeder von uns wird geliebt. Unsere Menschen sind das Beste, was jedem von uns hier passieren konnte.
Ich würde ohne unsere Menschen hier sehr wahrscheinlich nicht mehr leben. Hätten sie mich nicht gewollt, dann wer weiß, ob ich noch hier wäre, um Sie zu nerven mit diesen Lobreden.
Aber nachdem Pino einfach mal wieder Gassi ist und beschäftigt ist mit ... das erzähle ich ein anderes mal ... nehme ich mir die Freiheit und gestalte das Tagebuch so wie ich es mir gerade vorstelle. Und im Moment bin ich ein glücklicher Rusty, der es zu schätzen weiß, hier leben zu können und das muss dann einfach deutlich gesagt werden.

So, jetzt bin ich aber auch fertig damit!

Und in all meiner Begeisterung über unsere Menschen habe ich fast vergessen, über die tollen Auszüge zu erzählen.
Fangen wir mal mit dem Katzenhaus an.
Da wären Lotti und Lenny, die zusammen ein neues Leben beginnen durften, wie auch Hänsel und Gretel. Felina, Mimy, Joline, Nala und Lea haben ebenfalls Familien für sich gefunden und durften auch schon ausziehen. 
All das ist schon fast wieder in Vergessenheit geraten, weil Pino und ich einfach das Tagebuch vernachlässigt hatten. Glauben Sie mir, so wird es nicht weiter gehen!
Und dann habe ich noch die große Ehre 2 Auszüge zu verkündigen, die mich unglaublich glücklich gemacht haben.
Zum einen hat Findus eine Familie gefunden, die ihn liebt und kuschelt und auch schöne Spaziergänge mit ihm unternimmt und zum anderen ist auch unser Tyson in ein neues Leben aufgebrochen.
Das freut mich ganz besonders, weil ich jetzt nicht mehr das Gefühl habe, wenn ich an den Zwinger vorbei laufe, dass ich ein kleiner Happen bin, nur weil dieser schwarze Kerl so immens groß ist. 
Ich freue mich sehr für alle Bewohner, die ich jetzt Ehemalige nennen darf und wünsche Ihnen viel Glück und Liebe.

So und damit verspreche ich Ihnen, dass ich ein fleißiger Tagebuchschreiberling sein werde und vielleicht Pino mal zu einem Gasteintrag bewege, damit er Ihnen selbst erzählen kann, was ihn denn so ablenkt.

Damit wünsche ich Ihnen eine schöne Woche und vergessen Sie uns nicht.
Ihr
Rusty

P.S. Nächste Woche erzähle ich Ihnen, warum Hilde unter die Piraten gegangen ist und wer unser Neuer im Hundehaus ist......

Tierheim Höchstädt

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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