Ostern
So ein Pech! Es gab keine richtigen Ostergeschenke. Ich durfte nicht einmal wirklich suchen gehen. Das finde ich nicht fair. Ich bin eine sehr gute Sucherin und ich würde mich auch als nächtliche Aufpasserin sehr gut machen - weder Mensch noch Tier würden hier einen Fuß auf den Hof setzen, wenn ich es verhindern kann.
Naja, ich übertreibe! Ich gebe es zu! Gerade wenn die Hunde bei uns am sogenannten "kleinen Hundehaus" vorbei laufen und ihre feuchten Nasen unbedingt näher kommen wollen, dann bin ich schon froh, daß ein paar stabile Gitter sie davon abhalten können, daß ich am Ende ganz Un-Betty-Like am Ende rennen müßte.
So kann ich ab und dann auch mal ein paar kleine Seitenhiebe verteilen. Doch, kommen Sie schon, das macht schon Spaß. Unser ehemaliger Bewohner Balou ist ja recht oft bei uns zu Gast. Nein, keine Angst, er wird nicht abgeschoben! Also ich bitte Sie! Balous Pflegemama ist einer unserer Menschen und damit der kleine Kerl zu Hause keinen Unsinn anstellt, macht er das halt hier bei uns. Balou hat ja so ungefähr meine Größe - rein körperlich gesehen, meine ich natürlich, und da bietet es sich an, wenn er dann mal wieder vor meinem Gehege steht und vertieft ist in alle Gerüche um ihn herum, daß ich ihm dann so eine kleine Tatzen-Watschen erteile. Nein, keine Eifersucht, weil er draußen rumrennen kann und alles anbellen kann - das mit dem Bellen klappt bei mir wirklich nicht, ich habe es versucht! Aber trotz etlicher Watschen, zu Beginn nur einfach zum Testen, ob ich es denn ungestraft schaffe, geht er mir und meinen Krallen nicht aus dem Weg. Entschuldigung ... wer kann da schon widerstehen! Ich glaube, daß das eine Art Spiel zwischen uns ist und er kann es wegstecken und ich würde ihm nie wirklich weh tun wollen.
Aber Hund und Katze das ist doch einfach von Natur aus so eine spielerische Angelegenheit.
Rennen wir weg, rennen sie uns hinterher. Sitzen wir ruhig da und putzen uns oder machen uns unsichtbar, wie nur wir es können, dann sich wir nicht mehr interessant. Ob ich mir schon einmal überlegt habe, in einen Hundehaushalt zu ziehen? Aber natürlich! Meine Artgenossen mag ich wirklich nur sehr begrenzt und ich würde mich nur schwer damit abfinden können, mit einer anderen Katze mein Revier zu teilen. Einen schönen stattlichen Kater könnte ich vielleicht akzeptieren, wenn er mir denn gekonnt um den Bart streicht. Aber ein Hund - doch ich glaube ein Hund wäre für mich garnicht so verkehrt. Er sollte mich nicht von sich aus jagen wollen, nur wenn ich unmißverständlich Zeichen dazu gebe, dann kann es los gehen. Und er sollte es sich nicht einbilden, der Chef sein zu wollen. Egal wo ich in hoffentlich absehbarer Zukunft hinziehen werde, Mensch und Tier wird schon vor meinem Einzug bewußt sein, daß die neue Chefin kommt. Ich habe auch so ein Spiel mit einem der Menschen, der öfters bei mir vorbei schaut. Ich bin ja an sich eine nette Katze - doch wirklich! Aber ab und dann lasse ich auch mal die andere Betty-Seite raus. Die ist dann angeblich kratzbürstig und bissig! Hallo! Ich bin eine Dame! Ich bin wenn dann charakterstark und etwas unvorsichtig mit meinen Liebesbekundungen. Kratzbürstig und bissig! Wie gemein ist das denn! Ja, und hier gibt es eben einen Menschen, der es nicht glauben kann, daß ich nicht die große Schmusetante bin. Also spielen wir dann ab und dann mal das "ich krieg Deinen Finger schon zu fassen" Spiel. Ich hatte ja erwartet, daß irgendwann das Interesse an mit aufhören würde - wie es üblicherweise dann ist. Aber nein, dieser Mensch zieht sich sowas wie Handschuhe an und die schmecken nicht gut! Aber das Spiel macht auch so irgendwie viel Spaß. Immerhin kommt mich jemand besuchen und beschäftigt sich mit mir und freut sich mich zu sehen. Ich glaube unsere Menschen hier schütteln da doch desöfteren den Kopf.
Aber solche hartnäckigen Gutgläubigen brauchen wir immer wieder.
Was wollte ich aber an sich denn eigenlich erzählen?
Ach ja, Ostern!
Keine Ostergeschenke - gut, immerhin eines!
Unser Nico hat uns ein Ostergeschenk beschert und sich ein Zuhause gefunden. Es war auch wirklich an der Zeit für ihn und es freut mich sehr, daß es jetzt endlich geklappt hat. Lieber Nico genieße Deine Zeit, laß Dich verwöhnen und auf Nimmer-Wiedersehen. Ich habe Ringo gesagt, er müsse aufpassen, was er schreibt. "Auf Wiedersehen" können wir doch nicht schreiben! Wir wollen doch die Bewohner, die ausziehen nicht mehr wiedersehen! Also Nimmer-Wiedersehen!
Ringo hatte sich ja für heute an sich vorgenommen, mit Walker zu reden. Das hat er auch getan. Was dabei raus gekommen ist, wird er Ihnen bestimmt bald erzählen, aber Ringo ist beschäftigt. Er hat heute mal wieder Autofahren geübt und er macht wohl richtig Fortschritte. Ich bin mir sicher, daß er auch bald darüber erzählen wird. Ich glaube, wenn er jemanden finden würde, der sich ganz viel Zeit nimmt - also ich meine damit schon mal ein paar Monate - und das Kennenlernen so gestaltet, wie es hier gelaufen ist, dann würde auch er das zu Hause finden, welches er sich vorstellt. Erstmal nur Gassigehen, dann irgendwann mal spielen und bürsten, dann vielleicht mal das mit dem Auto versuchen, erstmal auf dem Rücksitz und dann mal sehen, was kommt, wer weiß, was da alles passieren kann. Das ist fast so wie bei mir ... sind wir uns am Ende irgendwie ähnlich? Oh je, welch seltsame Vorstellung, der ich aber mal auf den Grund gehen muß.
Und dann möchte ich eine Lanze für unsere Notfellchen brechen! Es ist so wichtig, daß auch unsere älteren Bewohner nicht in Vergessenheit geraten. Schauen Sie doch mal in Hugos Augen, da ist so viel Lebensfreude und Lust an viel Blödsinn zu erkennen, wie kann es denn sein, daß er zum alten Eisen gehören soll und deswegen nicht mehr geliebt wird. Oder auch Kay, der zwar noch kein alter Knacker ist, aber doch auch wirklich trotz all seiner Ecken und Kanten ein Zuhause außerhalb des Tierheim verdient hat. Oder was ist mit unserer lieben Susi? Kann es denn sein, daß Katzen einfach nur dann erwünscht sind, wenn sie in 2 Menschenhände passen, klein und süß sind oder eine besondere Fellfarbe haben.
Liebe Menschen, laßt doch mal endlich diese Fixierung aufs Alter und das Aussehen aus dem Spiel und schaltet Euer Herz ein. Dankbarkeit und Zuneigung kann man nicht kaufen, die muß man sich verdienen und unsere Notfellchen haben sehr viel davon zu geben und suchen einfach nur die Menschen, die bereit dafür sind, uneingeschränkte Liebe zu empfangen.
Wer ist bereit dafür.
Damit wünsche ich Ihnen eine schöne Woche
und
vergessen Sie uns nicht!
Ihre
Betty
Bürgerreporter:in:Sabine Pollok aus Dillingen |
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