Eine sehr gute Frage!

Betty
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Mir wurde vor Kurzem eine sehr gute Frage gestellt! "Liebe Betty, Du stellt im Tagebuch so viele Tiere vor, die vermißt werden....werden denn die armen Tiere auch wieder gefunden?". Was soll ich sagen, leider ist es gerade im Bereich meiner Artgenossen eher weniger oft der Fall, daß es viele Meldungen "wieder glücklich zu Hause" gibt. Klar, es kann immer mal wieder sein, daß ein Freigänger eine Spur wittert und dann mal 1-2 Tage länger als gewohnt nicht nach Hause kommt, aber nur all zu oft müssen wir es erleben, daß die Vermißten ohne ein weiteres Schnurren oder Bellen verschwunden bleiben. Ganz ehrlich gesagt will wohl niemand darüber nachdenken, was denn geschehen ist und es läßt sich einfach auch im Normalfall nicht aufklären. Ungewißheit ist eine besondere Form der unverdienten Strafe für die leidenden Familien. Es ist jedes Mal ein Stich ins Herz, wenn ich einen Artgenossen oder einen Hund in die Rubrik "vermißt" aufnehmen muß. Besonders aussichtslos ist es leider, wenn die Tiere nicht gekennzeichnet und registriert sind.
Genau mit diesem Hintergrund kann ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die ich in den letzten Tagen gehört habe. Der Hund Mojito war auch in unserer Rubrik "vermißt" und das nicht erst seit ein paar Tagen. Mojito ist ein besonders hübscher Hund, das muß selbst ich als Kätzin zugeben. So ein schwarzer Schäferhund ist schon wirklich eine Augenweide. Nun, der Rüde wurde im September als vermißt gemeldet, gechipt und registriert und leider muß man irgendwann der oft angetroffenen Wahrheit ins Auge blicken und sich ohne ein letztes Streicheln von seinem Liebling verabschieden. Mojitos Familie hatte unser aller Mitleid. Doch plötzlich erhielten wir die Nachricht Mojito ist wieder zu Hause!! Das hat uns kräftig überrascht und ganz besonders gefreut, da es eben sehr unerwartet gekommen ist. Mojito war über seinen Chip und seiner Registrierung bei Tasso in einem Tierheim in Rom (!) gefunden worden. Mittlerweile sind Familie und Hund wieder vereint und fragen sie nicht, wie glücklich alle sind. Vermißtenanzeigen können gut ausgehen, aber leider zeigt die Erfahrung, daß ein Happy End viel zu selten geschieht.
Auch bei zugelaufenen Tieren stellt sich mir immer wieder die Frage, warum Familien ihre Lieblinge nicht suchen. Gut, da gibt es den gewaltigen Unterschied zwischen Hundbesitzeren und Katzendienern. Hunde werden wesentlich öfter gesucht, wenn sie im Tierheim als Fundtier abgegeben werden als Katzen. Wenn ich mich im Katzenhaus umschaue, dann sehe ich fast nur Fundtiere - einige bestimmt noch nie richtig zu einer Familie gehörend, aber viele, die mit Sicherheit bei und mit Menschen gelebt haben. Vielleicht ist das Leben mit einer Katze doch nicht immer so einfach. Dabei schnurren wir so herrlich, wenn wir uns wohl fühlen - Hunde dagegen sabbern und hecheln und stinken aus dem Maul und schnarchen und geben andere Töne und Gerüche von sich. Also ich würde mich immer suchen! Ich schweife ab.
Ich wollte an sich nur die Frage beantworten, wie es sein kann, daß gerade in dem Bereich "vermißt" die Schnauzen so lange so gleich bleiben können. Nur noch am Rande zu dem Thema: im letzten Jahr sind von allen als Fundtier abgegebenen Katzen sage und schreibe 3 wieder abgeholt worden. Fragen Sie mich nicht, wieviele 100 abgegeben worden sind!

So jetzt kommen wir aber zu zwei sehr positiven Abschnitten im Tagebuch! Zum einen habe ich einen Gastschreiber, der es sich nicht nehmen lassen wollte, sich selbst endlich zu Wort zu melden und zum anderen muß ich Ihnen ein wenig von unserem Kasimir berichten.
Ich hatte ja erzählt, daß Kasimir endlich das perfekte Zuhause gefunden hat und sich sehr schnell eingelebt hat. Jetzt hat uns der kleine Kerl ein paar ganz besonders tolle Bilder geschickt. Schauen Sie sich bitte diesen Hund an! Kennen Sie den noch? Er hat ein paar Geschichtchen erzählt, daß er sich so gerne sein Körbchen mit einem seiner neuen Kumpels teilt, daß er sich unendlich gerne von Herrchen und Frauchen am Bauch kraulen läßt - egal wo und egal wann. Kasimir war ja schon immer ein Energiebündel, aber jetzt wird er Marathonläufer und Dauerjogger und früher oder später kommt wahrscheinlich dann noch das Bergsteigen dazu. Kasimir hat sein großes Los gezogen - er hat das Rudel auch Mensch und Hund gefunden, das immer schon auf ihn als Mitglied gewartet hat. Ich weiß, er hat mich nicht in bester Erinnerung, habe ich ihm doch mal ein paar Tatzen auf die Nase verpaßt, aber ohne Neid und ohne böse Hintergedanken freut es mich ungemein, daß Kasimir endlich dort leben darf, wo er einfach nur er selbst sein kann.
Ja, das freut mich auch! Ich habe mich immer gefragt, woran es liegen kann, daß ein toller kleiner Mann wie Kasimir einfach keine Herzen erobern kann. Nun, es kommt für jeden von uns irgendwann die richtige Zeit - so war es auch bei mir und damit darf ich Sie, meine lieben Leserinnen und Leser, ganz herzlich als Gastschreiber des Tagebuch grüßen. Mein Name ist Ringo und ich bin mir sicher, Sie haben mich noch nicht vergessen.
Betty ist so freundlich und überläßt mir heute ein paar Zeilen ihres Tagebuchs. Entweder weil ich sie freundlich gefragt habe und sie doch etwas milde geworden ist, die gute Betty oder weil sie sich im Moment mehr damit beschäftigen muß, wen sie denn als Co-Autor für das Tagebuch anwerben kann. Ich habe ihr gesagt, sie solle Hugo mal auf seine 4 kurzen Beinchen bringen und ihm ein bißchen Feuer unterm Hintern machen. Der alte Kerl denkt wohl, daß er sich hier als Rentner auf die faule Haut legen darf. Hugo wäre genau der richtige, um mit Betty zusammen das Tagebuch zu schreiben. Aber an sich sollte ich mich da nicht mehr einmischen. Ich bin ein ehemaliger Bewohner und fühle mich - entschuldige Pino - pudelwohl in meinem Fell! Ich bin jetzt seit 6 Wochen bei meinen Menschen und ich gestehe, in den ersten Tagen war das alles sehr viel und sehr schwer für mich. Es war ein unendlich mutiger Schritt von meinen Menschen und von mir, diesen Umzug zu wagen. Ich wußte, daß wenn ich es hier und jetzt und vorallem mit dieser Familie nicht schaffen würde mich zu überwinden, ich es wahrscheinlich nicht mehr weiter versuchen müßte. Aber nicht, daß wir uns hier falsch verstehen! Meine Menschen sind kein Notnagel oder eine Zwangslösung! Meine Menschen sind MEINE FAMILIE, mein Zuhause, dort wo ich bleiben will und darf. Ich habe es ihnen in den ersten Tagen alles andere als leicht gemacht. Meine schlechten Erfahrungen haben mich oft eingeholt und manchmal haben mich nachts dunkle Schatten verfolgt. Meine Familie war in dieser harten Zeit meine Stütze und mein Halt und ich weiß garnicht, wie ich als Lebewesen dies jemals gut machen kann. Viele Menschen haben schon versucht, mir ein zu Hause zu geben und eben so viele haben aufgegeben. Meine Familie hat sich für mich entschieden und mir den Raum gelassen, daß ich mich entscheiden konnte und das habe ich getan! Ich bleibe da wo ich bin, denn da gehöre ich hin! Ich Ringo habe meinen Platz im Leben endlich gefunden! Das habe ich zu aller erst den Menschen zu verdanken, die so viele Tage in mich und mein Leben investiert haben und das über so viele Jahre hinweg. So viele Menschen, deren Wege sie mittlerweile in ganz andere Richtungen geführt haben und denen ich nie wirklich zeigen konnte, wie viel ich ihnen zu verdanken habe. Und natürlich meinen Menschen im Tierheim, die mich auch erst alle zusammen besucht haben, muß ich extrem viel danken. Was hätte ich denn ohne diesen Haufen Menschen getan?
Und jetzt schauen Sie sich meine neuen Bilder an .... schauen Sie sich mein Herrchen und mich an ... ich weiß, es ist noch nicht perfekt, aber wir sind alle zusammen auf einem so guten Weg und ich habe mich noch nie so sehr bemühen wollen, das Leben zu genießen. Mein Frauchen ist eine ganz tolle Frau, sie kuschelt so schön und mit meinem Herrchen darf ich toben und raufen und selbst wenn ich mal etwas zu grob werde, dann schimpft er mich nicht. Er sagt nur "au" und ich weiß, daß ich vergessen hatte, daß mein Kiefer doch ein bißchen stärker ist. Aber er schimpft mich nicht, er schlägt mich nicht, ich muß mich nicht in Sicherheit bringen oder mich verteidigen. Ich habe ihn auch mittlerweile soweit erzogen, daß morgens ein kleiner Espresso reicht vor dem Spaziergang - also ich finde, Zeitung lesen und Kaffee trinken kann er dann danach! Stellen Sie sich vor liebe Leserinnen und Leser, ich bin 7 Jahre alt und merke gerade, daß es unglaublich toll sein kann, mit Menschen zu leben. Ich habe meine Schlafplätze, ich habe einen Garten, aber ich muß dort nicht draußen bleiben, wenn ich nicht will. Ich darf mich frei im Haus bewegen und ich muß nicht in den Keller oder Treppen steigen. Das mag für viele meiner Artgenossen das normale Leben sein - für mich ist es ein Wunder und ich kann es eigentlich noch immer nicht richtig fassen.
Ich Ringo bin ausgezogen!
Ich Ringo habe mein Zuhause und meine Familie gefunden!
Ich Ringo darf mich endgültig von Ihnen verabschieden!
Und damit wünsche ich Ihnen und allen aktuellen Bewohner ein gutes Leben, lassen Sie sich nie entmutigen und denken Sie ab und dann am mich - ich werde mit Sicherheit meine Zeit mit dem Tagebuch nie vergessen. Ihr Ringo.

Na toll, wie soll ich das denn noch irgendwie toppen.
Da sage ich ihm, daß er ein paar Zeilen schreiben kann und schwupps ist fast das ganze Tagebuch voll. Du wirst zu nett Betty!
Aber ich habe Ringos Rat angenommen und mich mit Hugo unterhalten und er wird den nächsten Eintrag ins Tagebuch zum Test übernehmen. Lassen Sie uns einmal abwarten, was der kleine Kläffer zustande bringt.
Am Ende eines langen Eintrages lassen Sie mich noch von dem einen Auszug erzählen, der im Katzenhaus geschehen ist. Unser lieber Momo hat ganz wie erwartet sehr schnell die Herzen fast aller Menschen erobert und sich dann seine Familie ausgesucht. Das freut mich sehr, denn Momo liebt es einfach Menschen um sich zu haben und diese richtig zu verwöhnen. Viel Spaß mein wuscheliger Freund.

Und damit entlasse ich Sie heute aus dem Tagebuch und freue mich schon jetzt auf den ersten Eintrag von unserem Hugo.

Vergessen Sie uns nicht.
Ihre
Betty

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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