Ecken und Kanten
hat das Leben. Nicht nur unseres hier, sondern das unserer Menschen auch - und ich bin mir sicher, daß Ihr Leben liebe Leserinnen und Leser manchmal auch nicht ganz rund läuft.
Aber dennoch ist es dieses eine Leben, welches wir jetzt haben und das wir jeden Tag genießen sollten und jeden einzelnen Moment nutzen sollten, um es für uns gut zu machen. Warum ausgerechnet ich so poetisch, fast schon theatralisch bin? Ausgerechnet die harte Betty? Weil das Leben manchmal inne hält und wenn man genau diesen einen kurzen Bruchteil des Lebens erwischt, kann man sehr tiefe Einblicke in sein eignes Ich-Leben gewinnen. All die ruhigen Momente, die ich hier erleben darf, all die Zeit, die ich abends und nachts damit verbringen kann, die Ruhe zu genießen, all die bisher so unerwünschten Streicheleinheiten, die ich zu genießen erlernt habe, all das, von dem ich bisher so überzeugt war, daß ich es nicht haben will, all das scheint in der Tat sehr erlebenswert zu sein. Wenn ich mich zurück erinnere, wie verhaßt mir hier alles war. Wie schrecklich mir die Tage, Stunden und Minuten hier erschienen. Wie unendlich schwierig mein Leben hier für mich war ... jetzt liege ich in einem weichen Bettchen in der Küche, lasse mich sogar im Vorbeigehen kraulen und kann ein Schnurren nicht vermeiden. Natürlich bin ich immer noch ich! Meinen starken Willen und das Wissen, was ich will und vorallem was nicht, habe ich nicht verloren. Mein Selbstbewußtsein ist ungebrochen und auch wenn ich schnurren, so bin ich dennoch eine stolze Katze. Ich habe gelernt, daß sich das nicht widerspricht. Wie habe ich früher all die Schleimer-Katzen verachtet, die sich an Menschen angelehnt haben! Ich, die ich zu der Zeit keinen Namen brauchte, weil nur ich existiert habe, ich habe gelernt, daß die Menschen in Ordnung sind. Unsere Menschen hier sind wirklich in Ordnung. Sie trauen sich sogar mich von lästigen Ungeziefer zu befreien - und ich lasse sie. Wir haben eine unglaublich gute Beziehung entwickelt, was aber nicht heißt, daß ich mir nicht auch vorstellen könnte, irgendwo meine ganz eigenen Menschen um mich zu haben. Welche, die ich nicht mit Hunden teilen muß. Hunde! Seien Sie mir nicht böse, aber das ist mein Hof und ich muß ab und dann mal klar stellen, wer hier die Chefin ist. Hunde habe keinen Respekt vor uns Katzen - vor mir hat mittlerweile jeder Hund hier im Tierheim mehr als nur Respekt! Nein, ich bin keine böse Katze, ich höre ja im Normalfall wenn unsere Menschen sagen, daß ich weg gehen soll und den Hund in Ruhe lassen soll. Aber können Sie sich vorstellen, wie lustig es ist, als Katze einen Hund so richtig zu erschrecken? Vielleicht nur aus meine Blickwinkel heraus, aber dieser Moment des Stutzens, wenn eine kleine Katze sich einem Hund in den Weg stellt. Vor Kurzem hatte ich mir sogar überlegt, ob ich nicht einmal Ringo einen sanften Stupser mitgeben soll, als er so frei auf dem Hof rum lief. Aber einer unserer Menschen war ein Spielverderber und hat mir den Weg aus der Küche versperrt. Gut, ich sagte ja, ich kann auch eine liebe Betty sein.
Davon abgesehen ist er ja an sich der Hauptschreiberling im Tagebuch, da kann ich ihn ja kaum bloß stellen vor den anderen.
Und da wären wir schon beim Thema.
Ringo hat mich gebeten Ihnen all die Bewohner im Katzenhaus kurz vorzustellen, die ich kenne und über die ich etwas erzählen kann.
Lassen Sie mich mal überlegen, wer alles bei uns wohnt, der mir schon ein Begriff ist.
Da wären Cap, Spike, Schneeweißchen, Lissy, Saphira, Kathy, Murr, Gurr, Ramon, Red, Chilli, Sabbel, Sumse, Quenna, William, Mausi und Stony.
Das mag für Sie nach nicht so vielen Katzen und Katern bei uns klingen, aber wir haben durchaus auch noch ein paar Bewohner des Katzenhauses, die ich noch nicht kenne oder - wie ich ungern zugebe - von denen ich einfach keine Ahnung habe. Gerade bei den Babykatzen kann ich Ihnen nicht genau sagen, wer, wie, wo oder was. Also ehe ich da was Falsches erzähle ..... Und dann haben wir noch ein paar Katzen bzw. Kater da, die ich einfach wie gesagt bisher noch nicht kennen gerlernt habe oder die mich nicht treffen wollten. Mit nicht verständlich, aber das soll auch mal vorkommen.
So dann lassen Sie mich einmal anfangen.
Cap: lebensfroh, lustig und einfach nur ein netter Kerl
Spike: ohje, kann ich das in so wenig Worte fassen? Ein ganzer Kater, sehr selbstbewußt, trotzdem besonders lieb zu Menschen, kann Artgenossen dulden, solange sie ihn in Ruhe lassen, ist ein kleiner Pascha, aber ich glaube, daß er Menschen mit seinem Charme ganz einfach gewinnen kann.
Schneeweißchen: alt, verunsichert und überfordert mit der Situation. Ich denke, daß sie aber bestimmt eine liebe nette alte Katzendame ist.
Lissy: umtriebig, ab und dann mal scheint sie ein wenig mit dem Gleichgewicht zu kämpfen, aber von grund auf ist sei eine Nette.
Saphira: Irgendwie wie Schneeweißchen nur in schwarz ... und sie sieht nicht gut, aber das ist wohl auch altersbedingt.
Kathy: etwas scheu und zurückhaltend bis sie sicher ist, daß die Menschen okay sind. Artgenossen gegenüber ist sie aber sehr aufgeschlossen.
Murr und Gurr: jung, verspielt und fast unzertrennlich. Ganz lieb, auch wenn am Anfang etwas scheu, aber nach einer gewissen Zeit wirklich kuschelig.
Ramon: jung, klein, zierlich und richtig putzig - wie Menschen so schön sagen. Ein echter Charmebolzen.
Red und Chilli: beide etwas schüchtern Menschen gegenüber, aber bei Artgenossen recht zutraulich. Das mit der Zurückhaltung Menschen gegenüber gibt sich nach einer angemessenen Zeit auch, aber es braucht auch Geduld und Ruhe, diese beiden wunderbaren Zeitgenossen für sich zu gewinnen.
Sabbel und Sumse: Ich weiß, ich habe es jetzt schon ein paar mal geschrieben, aber Sabbel und Sumse sind zu Beginn etwas schüchtern. Sabbel taut etwas schneller auf, Sumse guckt lieber nochmal etwas länger. Aber die beiden sind echt nett.
Quenna: ist eine richtige Lady. Sie wirkt immer ruhig und gelassen und freut sich über jeden Artgenossen, der ihr Gesellschaft leistet. Menschen guckt sie lieber zweimal an, aber dann schmust sie auch sehr gern. Quenna würde sich bestimmt freuen, wenn sie bei einer Vermittlung "Ihren" William mitnehmen dürfte.
William: und er würde sich bestimmt auch freuen, wenn er bei jemanden bleiben dürfte, den oder die er schon kennt. William ist ein toller Kerl, der gern Artgenossen und Menschen um sich hat.
Jetzt komme ich zu zwei Bewohnern, von denen ich noch nicht sehr viel weiß:
Stony und Mausi. Bei Stony liegt es daran, daß er sich ein wenig vor mir versteckt. Er hat auch einen guten Grund dazu und deswegen möchte ich ihn unbedingt erwähnen. Stony ist krank. Fragen Sie mich aber nicht, wie schlimm es ist, wir reden nicht wirklich über Krankheiten! Bedeutet das, daß er kein Anrecht auf ein gutes Leben hat? Nein! Und deswegen habe ich es mir auch erlaubt, den guten Stony zu erwähnen. Und Mausi? Nun, Mausi war schon einmal Bewohnerin in unserem Katzenzimmer und ist jetzt leider zurückgekommen. Manchmal klappt das Zusammenleben einfach nicht, manchmal merkt man es früher, manchmal auch erst später. Bei Mausi hat es nicht sollen sein. Das ist sehr schade, denn sie erscheint mir eine nette Katze zu sein, die auch mit Menschen keine Probleme hat. Da sie eine Rückkehrerin ist, wollte ich sie auch unbedingt schon erwähnen, selbst wenn ich so gut wie garnichts von Mausi weiß. Aber das wird sich in den nächsten Wochen ändern.
Dann gibt es natürlich noch meine Artgenossen, die auf einer Pflegestelle leben, die ich dadurch nicht wirklich kenne. Da wären Emelie, Jackson und Peterle. Dennoch möchte ich sagen, daß sie sogesehen immer noch Bewohner unseres Katzenhauses sind, auch wenn sie hier nicht wirklich leben und somit auch immer noch auf der Suche nach einer eigenen Familie sind.
Und - juhu - es gab auch ein paar Auszüge, die ich berichten darf.
Allen voran ist unsere Grand Dame Susi endlich ausgezogen!
Und auch eines unserer Pärchen ist endlich ausgezogen. Amelie und Floh haben endlich eine Familie für sich gefunden. Und jetzt erlauben Sie mir einen Tusch! Unser Ataxe ist endlich ausgezogen! Endlich haben Menschen gesehen, daß hinter diesem scheinbar kranken Kater, mit vielen angeblichen Problemen ein toller Kater steckt, der gut auf sich aufpassen kann und das Leben meistern kann. Und auch Adam hat seine Familie gefunden und konnte nach ein paar Tagen Wartezeit zu ihnen ziehen.
Und damit mal noch nicht genug ... auch unser Zuhause für Kleintiere ist endlich etwas leerer geworden! Roxy, Roxanne und Peanut sind in super Zuhause gezogen - nein, nicht alle zusammen, aber jeder so, daß sie ein glückliches Leben führen können.
Alles in Allem ist es also eine gute Zeit gewesen. Der Sommer kommt, mal ist es etwas heiß, mal ist es etwas stürmisch und nass, aber der Sommer kommt und das ist wirklich gut.
Wird es zuviel, dann legen wir uns hin und machen einen Mittagsschlaf und ansonsten freuen wir uns auf Ihre Besuche.
Wie Ringo immer so schön sagt - vergessen Sie uns nicht.
Ihre
Betty
Schön das Du fast jeden Bewohner vorgestellt hast.Dadurch werden bestimmt mehre Tiere abgeholt,in ein neues Leben.