Alles neu macht der Mai
Liebe Leserinnen und Leser,
ich heiße Sie wieder willkommen im Tagebuch. Alles neu macht der Mai ist eine sehr schöne Formulierung von Ihnen. Zuerst habe ich den Sinn dieser Worte überhaupt nicht verstanden und konnte mir nicht erklären, was denn ausgerechnet diesen Monat auszeichnet, dass er alles neu machen darf. Manchmal ist "neu" sehr gut, manchmal ist "neu" unnötig und hin und wieder ist "neu" gar vollkommen unsinnig. Aber ich habe jetzt nachdem ich den Monat beobachtet habe, festgestellt, was hinter dieser Aussage steckt...Die Natur um uns herum scheint zu erwachen. Das Grün wirkt heller und grüner, die Schmetterlinge sind fast überall und es macht kaum mehr Spaß Fliegen und Mücken zu jagen, als genau jetzt - zumindest wenn ich das so bei unseren Katzen betrachten kann.
Aber ich muss auch sagen, dass ist es auch zumindest eine Schattenseite dieses Monats gibt, die ich schon entdeckt habe: Zecken! Was sind das doch für lästige Tierchen und warum müssen die sich immer in meinem Fell verstecken wollen. Ich bin da wirklich ziemlich panisch, nachdem was sie mir angetan haben. Ein so ein kleines Vieh hat mich gebissen, ich habe mir eine Nervenentzündung eingefangen und noch heute zucke ich manchmal einfach zusammen, wenn mich eine Hand streicheln will. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber würde es nicht so viel Spaß machen den vielen tollen Gerüchen durchs hohe Gras nachzulaufen, würde ich den Kontakt damit voll und ganz meiden. Ich will nicht nochmal von einem Arzt zum anderen müssen, so viele Spritzen und Untersuchungen und so viele Unstimmigkeiten mit meinen Menschen, weil ich all dieses Prozedere einfach überhaupt nicht leiden kann und immer versucht habe es irgendwie zu vermeiden.
Ich weiß, es war nur zu meinem Besten, aber ganz ehrlich, ich hätte da mehr als gut darauf verzichten können. Jetzt bekomme ich Tabletten, die mich vor Zecken schützen sollen und habe auch noch ein extra Halsband um und dennoch habe ich erst eine über meine Nase kriechen sehen. Das hat mich gleich mal richtig erschreckt!
Aber abschrecken lasse ich mich auch nicht von den kleinen Dingern....noch dazu, wo unsere Menschen doch auf mich bauen.
Irgendwie habe ich so das Gefühl, dass ich immer mehr Aufgaben hier übernehme. Ich versuche alles im Bild festzuhalten, aber manchmal ist das gar nicht so einfach bei all der Arbeit. Ich bin in der Küche, im Büro, ich gehe mit ehemaligen Bewohnern spazieren, kümmere mich um meine Freundin Belina, wenn Keks am Ende keine Lust mehr hat zu spielen. Bin mit Mäuse suchen beschäftigt, muss beim Autofahren Gesellschaft leisten, Spenden entgegennehmen und unser Hinweisschild bewerben, mit meinen Menschen kuscheln und als Fotomodel herhalten … ich kann Ihnen sagen, meine Tage sind wirklich ausgefüllt.
Doch bei all der Arbeit bleibt mir immer noch Zeit mich auszuruhen, denn ich muss auf mich achten, immerhin werde ich schon 12 Jahre alt und das Leben hier, auch wenn es kein schlechtes ist, kann man nicht gerade als entspannend bezeichnen. Wobei, wenn ich Charly manchmal so beim schnarchen zu höre, dann ist es auch eine Sache des Naturells. Ich bin einfach von Natur aus aufgeweckt und quirlig und sehr interessiert an meiner Umgebung. Charly hat mir gesagt, dass er so langsam die Weisheit des Alters und die Vorzüge der damit verbundenen erlaubten Langsamkeit genießt. Ich könnte ihm ja zugestehen, dass das das Recht des Alters ist, aber ich bin in der Tat älter. Aber so wie Menschen unterschiedlich sind, so sind wir es auch. Charlys Ersatzmama hat mir erzählt, als sie mich mal wieder mit leckerem Käse überrascht hat, dass ich Charly nicht unterschätzen darf. Nur weil er nicht gleich los rennt, heißt das nicht, dass er es nicht könnte, wenn er wollte. Wahrscheinlich ist das eine sehr schlaue Vorgehensweise. Mit Charly war ich übrigens auch schon Gassi und natürlich mit Belina und mit ganz vielen anderen Bewohnern, die mittlerweile ausgezogen sind. Die Allzweckwaffe Pino sozusagen.
Gut, klappt auch nicht bei allen. Sina und Lillisind nicht so meine größten Fans, aber Hund muss ja auch nicht jeden mögen. Dennoch muss ich gestehen, dass mir der Gedanke zu einem Hund zu ziehen sehr gut gefällt. Vielleicht wäre es besser für mich eine Freundin oder einen Freund mit Fell zu suchen und die Menschen dann einfach mit zu adoptieren, wenn es mit dem Hund klappt. Vielleicht wäre es für mich leichter, das Leben mit Menschen so zu verstehen und zu lernen. Das ist ein Gedanke, dem ich nachgehen werde.
Dabei kommen wir zu einem sehr schönen Thema und zwar Auszüge! Ja, Mehrzahl....liegt auch daran, dass ich mich nicht so oft melde, wie es früher einmal war, aber es ist nicht so, dass bei uns nichts los ist, nur weil ich mich nicht melde. Vielleicht scheint es dem ein oder anderen bei uns gerade sehr ruhig zu sein, vielleicht ist das auch gerade bei den Katzen so, aber wir wissen alle, dass sich das sehr bald und sehr schnell ändern wird. Unsere Menschen werden schon sehr oft gefragt, ob denn die Katzenkinder schon Einzug gehalten haben. Nun, noch nicht - oder sagen wir vielmehr noch nicht in der Art und Weise, dass wir schon über sie reden können oder gar neue Familien suchen können. Die Zeit ist noch nicht ganz da, aber sie kommt unaufhörlich auf uns zu!
Aber ich war gerade beim Thema Auszüge!
Es ist wirklich einiges passiert. Fangen wir mit uns Hunden an. Es hat sich angekündigt und ich bin sehr stolz auf mich selbst, dass ich so lange nicht mal eine Andeutung gemacht habe, aber unser Schnuckel Bommel ist ausgezogen. Das hat mich sehr gefreut und ich habe auch schon Bilder aus seinem neuen Zuhause gesehen, es geht ihm mehr als nur gut. Aber er ist nicht der einzige Auszug aus dem Hundehaus. Auch unsere Knutschkugel Lilli ist ausgezogen. Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn sich Hund und Mensch Hals über Kopf ineinander verlieben und Entfernung und Umstände keine Rolle spielen. Ganz viel Glück Lilli. Und dann sogar noch ein weiterer Auszug, der mich sehr freut. Mein Kumpel Ben hat sich getraut, einen zweiten Anlauf in ein neues Leben zu starten. Er hat in seiner neuen Familie eine Freundin gefunden, die ihm helfen wird, sich an das Leben bei Menschen zu gewöhnen. Gut gemacht, Ben, manchmal braucht es Mut und es geht auch nicht immer gleich alles so wie es sein soll, aber das sollte uns nicht aufhalten, es immer wieder zu versuchen.
Jeder Bewohner hier hat das große Glück verdient! Und wer weiß...vielleicht...in nicht all zu ferner Zukunft, habe ich wieder ein paar richtig gute Nachrichten aus dem Hundehaus.
Aus dem Katzenhaus gibt es auch viele Auszüge zu vermelden. Paulchen und Gina sind gemeinsam ausgezogen und auch alle sogenannten F-Katzen, also Finni, Fancy, Fraya, Fridolin, Fiona und Fabienne sind ausgezogen.
Doch dem nicht genug, auch Tom ist ausgezogen.
Das macht eine ganze Menge Katzen weniger, die ich beobachten und um Eindrücke aus dem Katzenhaus befragen kann. Aber ich habe schon einen neuen Freund in Benny gefunden. Er ist wirklich ein großer Kater, der auch keine Angst vor mir hat. Allein schon das nötigt mir Respekt ab. Ich werde ihn die kommenden Tage bitten, sich am Tagebuch zu beteiligen. Das wird sicherlich interessant. Nur das mit dem Fotoshooting muss ich ihm noch beibringen. Man sieht auf seinen Bildern überhaupt nicht, welch beeindruckender Kater er ist.
Auch Simba taut so langsam auf. Er ist zwar nach wie vor sehr zurückhaltend, aber unsere Menschen kommen schon sehr gut mit ihm in Kontakt und auch kuscheln ist ihm nicht mehr ganz fremd. Sicherlich wird er nicht von heute auf morgen alle Scheu ablegen und der größte Schmusekater von allen werden, aber er ist auch dem richtigen Weg. Und ja, auch wenn es nicht danach aussieht, unser Katzen-Außenbereich ist voll besetzt und auch das Mietzhaus steht nicht leer. All diese Bewohner sind aber noch nicht so weit, offiziell vorgestellt zu werden. Unsere Menschen sind da sehr sorgfältig. Erst werden alle ärztlichen Tests und Untersuchungen abgeschlossen und dann kommt das offizielle Fotoshooting. Auch die jungen Bewohner des Katzenhauses mit ihren Mamas stelle ich Ihnen noch nicht vor und bitte kommen Sie nicht vorbei, um diese bloß mal schnell zu sehen. Wenn alle soweit sind, dann gebe ich Ihnen schon Bescheid.
Davon abgesehen haben unsere Menschen beschlossen, dass wir erst ab dem 08.06.2020 wieder Besuchstermine vergeben werden. Das macht auch Sinn und ich hoffe, dass Sie das alle nachvollziehen können.
Auch wenn ich mich aus der Diskussion um diesen Virus raushalte, weil ich ja ein Hund bin, so will ich nicht, dass es unseren Menschen schlecht geht. Am Ende können sie nicht mehr zu uns kommen und sich um uns kümmern. Nein, nein, da müssen wir alle vernünftig sein und einfach noch ein wenig warten.
Manchmal lohnt sich warten, geduldig und ruhig, wenn dann das Ergebnis am Ende ganz großartig ist.
So und damit wünsche ich Ihnen eine schöne restliche Woche. Lassen Sie sich nicht verrückt machen, halten Sie sich an die vorgegebenen Maßnahmen, achten Sie aufeinander und nicht nur auf sich selbst und vergessen Sie uns nicht.
Ihr
Pino
Bürgerreporter:in:Sabine Pollok aus Dillingen |
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