2022
Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen im Tagebuch 2022.
Ich hoffe, dass Sie alle gut ins neue Jahr gekommen sind und sich, genau wie ich, sehr auf all die Erlebnisse und Abenteuer freuen, die uns allen bevorstehen. Vielleicht wird das ein oder andere dabei sein, das uns nicht gefallen wird, sehr wahrscheinlich werden wir Trauriges oder vielleicht gar Tragisches erleben, aber es wird mit absoluter Sicherheit auch sehr viele wundervolle Momente geben, die es zu feiern gilt.
Ich weiß, Sie als Mensch haben gegenüber uns Tieren einen großen Nachteil!
Von Ihnen wird Vernunft und Verstand erwartet, von uns reines Instinktverhalten - und darauf kann man sich hin und wieder ziemlich gut rausreden.
Aber ich gebe Ihnen als Hund mal einen guten Rat: hören Sie einfach auch auf Ihren Instinkt, Ihr Bauchgefühl. Auch wenn Sie als Mensch immer wieder lernen, dass Sie erst denken und dann handeln sollen, heißt das ja nicht, wenn Sie auf Ihr inneres Gefühl hören, dass Sie gleich losrennen müssen auch wenn die Ampel rot ist. Es bedeutet nur, dass nicht alle Dinge um uns herum komplett analysiert werden müssen, um sie zu verstehen.
Nicht, dass Sie mich hier jetzt falsch verstehen und alle sagen, aber Keks hat gesagt, dass wir den Kopf ausschalten sollen und einfach machen sollen, was wir spüren.
Also die Verantwortung dafür lehne ich gleich mal ab!
Nein, nutzen Sie beide Möglichkeiten aus, beschränken Sie sich selbst nicht nur auf "denkende Wesen", geben Sie sich ein wenig Freiraum, die Welt um sich herum neu zu erfahren. Ein kalter Windhauch kann auch unglaublich schön sein, wenn er so über das Gesicht weht, auch wenn Ihnen die Temperaturanzeige im Auto sagt, dass es zu kalt ist, um auszusteigen.
Okay, ich weiß, unsere Menschen sagen auch immer, dass ich leicht reden habe mit alle meinem Fell und den paar Pfunden an Schutzfett darunter....aber entschuldigen Sie, ich bin ein Hund, der für das Leben Draußen geschaffen ist. Ich brauche einen Schutz gegen Kälte und manchmal reicht Fell halt nicht - wenn Sie verstehen was ich meine. Aber ich weiß, es ist nicht gut für meine Gelenke, dass mir mein Futter und die schönen Leckereien so gut schmecken, dass ich jeden mit meinem "ich bin doch ein so lieber Keks, bitte gib mir noch einen Keks"-Blick zu nachgeben kriege und ja, ich spüre es selbst, dass ich erhebliche Probleme habe mit dem Aufstehen und das liegt schon auch an meinem Gewicht. Sicherlich spielt mein Alter auch eine Rolle und Gelenkprobleme sind eine ganz natürliche Nebenerscheinung bei meiner Größe und eben meinem Alter, aber vielleicht sollte ich doch auf ein paar Keks verzichten, damit mein Körper die Zeit, die ich noch habe auch wirklich genießen kann. Ist das jetzt Denken oder Instinkt?
Das lasse ich mal Sie entscheiden......
Fangen wir das neue Jahr mit einer schönen Geschichte an. Bestimmt haben Sie alle schon die Geschichte von Joy gelesen. Sie kam als Fundkatze zu uns und über sehr weite Umwege und noch viel mehr Glück hat Joy tatsächlich nach 42 Tagen wieder nach Hause zu ihrer Familie gefunden. Das kommt gerade im Katzenhaus wirklich sehr selten vor. Die meisten Bewohner dort, die als Fundtiere zu uns kommen, finden nicht mehr nach Hause zurück, sondern machen sich auf die Suche nach einer neuen Familie. Manchmal ist das sicherlich die bessere Entscheidung, im Fall von Joy muss ich aber sagen, dass sie sich so gefreut hat, wieder zu ihrer Familie zu dürfen und auch ihre Menschen waren einfach nur glücklich, dass sie sie wieder gefunden haben. Ein Happy End - solche mag ich am allermeisten.
Leider gibt es das aber nicht immer und manchmal müssen wir auch mit traurigen Nachrichten umgehen. So haben wir letztes Jahr ein paar unserer ehemaligen Bewohner verloren, gerade hat uns alle wehmütig zurückblicken lassen und auch dieses Jahr hat uns leider schon einen schmerzlichen Verlust gebracht. Viele erinnern sich noch an unseren Wolfi, der uns alle von Beginn an fasziniert hat, der mehr geheult als gebellt hat, der nicht nur vom äußeren Erscheinungsbild her ein Wolf war, sondern auch sein Verhalten sehr ursprünglich und direkt war. Ich weiß wie glücklich unsere Menschen damals waren, als Wolfi sich für Menschen entschieden hat und sie sich auf das Abenteuer mit ihm eingelassen haben. Jedes Mal wenn er sich gemeldet hat und erzählt hat, wie gut es ihm geht und wie dankbar er allen ist, dass sie ihn so unterstützt haben, konnten wir unsere Menschen lächeln sehen. Nun hat ihn sein altes Leben eingeholt und Wolfi wurde von seinen Schmerzen erlöst. Zum einen ist es tragisch, dass er nicht mehr Zeit mit seiner Familie zur Verfügung hatte, doch zum anderen ist es wunderbar, wie viel Zeit er noch als geliebtes und geschätztes Familienmitglied verbringen konnte.
Für den nächsten Eintrag ins Tagebuch konnte ich einen einen neuen Mitschreiber gewinnen und endlich habe ich damit auch einen Kontakt im Katzenhaus. Alfred hat sich bereit erklärt, Ihnen und mir ein paar Einblicke in das Leben unserer Bewohner des Katzenhauses zu geben. So wie ich ihn bisher kennengelernt habe, wir das ohne Frage eine spannende Reise werden, denn Alfred ist wirklich ein richtiger Charakter - wahrscheinlich haben wir uns deshalb gleich gut verstanden. Ich hatte ja an sich vor Max und Moritz für den Job zu gewinnen, aber die beiden Kater wollen einfach lieber noch etwas mehr Zeit für sich und fühlen sich noch nicht sicher genug, um sich schon in die breite Öffentlichkeit zu wagen. Das muss ich respektieren, ich will die beiden ja auch nicht einschüchtern. Was kann ich Ihnen denn ansonsten aus dem Katzenhaus erzählen?
Nun unser Katzenhaus ist ziemlich voll, da unsere Menschen gerade so ein paar Kastrationsaktionen durchführen und deswegen manchmal auf einmal gleich 5 Katzen kommen, die natürlich auch nicht gleich wieder "weg" sind. Ich habe versucht das zu verstehen, bin aber noch nicht ganz schlau geworden. Natürlich wird das ein Thema, welches Alfred behandeln wird. Leider bringen diese Neuzugänge fast alle irgendwelche Erkrankungen mit. Ich höre unendlich oft das Wort "Pilz" und dann in dem Zusammenhang "baden"! Da muss ich mich gleich schütteln, weil das ist etwas was ich gar nicht leiden kann. Ich bin wirklich sehr froh, dass das Katzenhaus und unser Hundehaus nicht direkt nebeneinander liegen und, dass unsere Menschen genau aufpassen, dass es hier keine direkten Kontakte gibt, denn wir Hunde wollen definitiv keinen Pitz bekommen und gebadet werden. Ich weiß, die Damen und Herren im Katzenhaus wollen auch unter keinen Umständen gebadet werden, aber leider ist das einfach Bestandteil dieser notwendigen Behandlung. Ich kann mich erinnern, dass wir das im Hundehaus einmal hatten und ich kann mich an sehr unglückliche Hunde erinnern, allen vorne weg , der das damals wirklich nur zu Liebe seines Menschen hat über sich ergehen lassen.
Ich stelle mir das für unsere Menschen auch total anstrengend vor. Also ich bin gespannt, ob Alfred hier beim nächsten Eintrag Details erzählen kann, auch wenn er nicht davon betroffen ist.
Bei uns im Hundehaus ist es im Moment Gott sei dank ein wenig ruhiger und ich hoffe, dass das auch noch so bleibt. Unsere Menschen haben wirklich viel zu tun und wenn dann nicht nur 4 sondern 10 Hunde um Aufmerksamkeit und Anerkennung betteln würden, dann wäre das, denke ich, in der Tat mehr als nur schwierig. Ich frage mich jeden Tag, wie diese wenigen Menschen all die viele Arbeit schaffen können - und das jeden Tag, was dann 365 Tage im Jahr macht und bei diesem Job schalten Sie den Kopf nicht einfach aus, wenn Sie zum Tor raus gehen. Unsere Menschen fragen sich in nahezu jeder Minute, was sie tun können, damit es uns gut geht. Was sie mehr machen können, damit wir die richtige Familie für uns finden. Allein schon wie viel Zeit unsere Menschen für uns Hunde aufbringen, Nero, der immer auf den Hundeplatz zur Schulung darf und sich immer besser macht, auch wenn er noch einen langen Weg vor sich hat. Luana. die langsam lernen darf, dass Menschen in Ordnung sind, damit sie das Zutrauen in Menschen findet und nicht nur in Hunde, Maya die lernt ihre ungestüme Art zu kontrollieren und dennoch immer spielen und rennen darf und ich natürlich, der ich gebürstet und gepflegt werde und immer geknuddelt und massiert werde und trotzdem, schaffen unsere Menschen diesen riesengroßen Berg an Arbeit irgendwie.
Also ich weiß nicht, wie sie das machen, ich hätte da wohl schon lange die Pfoten zur Ruhe gelegt und mich geweigert. Wenn ich ehrlich bin, dann denke ich aber auch, dass unsere Menschen dringend Unterstützung brauchen, denn man kann doch nicht nur arbeiten - oder? Ich weiß, es ist nicht einfach mit und für uns zu arbeiten.
Glauben Sie mir, es ist ja schon nicht einfach als Hund hier mit all den Erlebnissen klar zu kommen, mit all dem Schrecklichen und auch Schönen, mit all der körperlichen Anstrengung und den Artgenossen....ich denke, wenn man als Mensch hier seine Zeit verbringen will, dann muss man einer ganz speziellen Sorte angehören, weil wir Tiere haben den Luxus, wir können darauf vertrauen, dass unsere Menschen sich komplett für uns verbiegen und unsere Menschen wissen, dass wir ihnen dafür ewig dankbar sind, aber wenn wir ehrlich sind, dann ist das wohl nicht immer genug.
Aber was will ich denn jammern. Es geht uns Bewohnern allen gut, wir haben Fressen und jeder einen schönen Korb mit einer warmen Decke, wenn man das will. Wir haben jeden Tag Auslauf und dürfen auch teilweise schön miteinander spielen, wir haben Menschen, die sich um uns sorgen und wir haben Sie, die immer wieder an uns denken und uns trotz dem ganzen Chaos in der Welt nie vergessen haben.
Ja, manchmal muss man dankbar für das sein, was man hat und sich nicht überlegen, was man hätte haben können.
In dem Sinne ... bleiben Sie gesund und passen Sie auf sich auf.
Ihr
Keks
Bürgerreporter:in:Sabine Pollok aus Dillingen |
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