Krieger- und Soldatenverein Peterswörth feierte Jubiläum: 90 Jahre in einer bewegten Zeit

Blick in den Saal
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"90 Jahre - 2 Weltkriege, die Teilung Deutschlands, die deutsche Wiedervereinigung, politisches auf und ab, und 27 Jahre Frieden in Europa, in Deutschland daran möchte ich erinnern" mit diesen Worten eröffnete Vorsitzender Alwin Lerch die Feierstunde im Bürgersaal zum 90jährigen Gründungsjubiläum des Krieger- und Soldatenvereins Peterswörth, das auf den Tag genau 90 Jahre nach der ersten Generalversammlung begangen werden konnte.
Der Tag begann mit einem Gottesdienst, zu dem die Fahnenabordnungen des Krieger- und Soldatenvereins gemeinsam mit Pater John Elavinakuzhiyil, OIC und dem Altardienst in die Pfarrkirche St. Peter und Paul einzogen. Nach dem Gottesdienst versammelte sich die Gemeinde am Kriegerdenkmal, das 1922 also auch genau vor 90 Jahren errichtet wurde, um der Gefallenen und Vermissten der Kriege zu gedenken. Vorsitzender Alwin Lerch legte eine Blumenschale nieder und erinnerte mit Blick auf das Kriegerdenkmal und den später hinzugekommenen Gedenkstein an den Gründungsvorsitzenden Lehrer Andreas Fritz, der sich besonders für die Errichtung des Denkmals eingesetzt hatte, und an Anton Winkler, der 37 Jahre dem Krieger- und Soldatenverein Peterswörth vorstand.
Zur Feierstunde konnte Vorsitzender Alwin Lerch am Nachmittag Bürgermeister Franz Kukla, Stadtpfarrer Johannes Schaufler, Stadtrat Josef Fritz und besonders die Festdamen bei der Fahnenweihe 1960 willkommen heißen. Sein herzliches Grüß Gott galt den drei noch lebenden Zeitzeugen des 2. Weltkrieges, die für die Erinnerungskultur des Vereins, so Vorsitzender Alwin Lerch, von großer Bedeutung seien und Lerch beschrieb die Aufgabe des Vereines mit den Worten "Diese sinnlosen zwei Weltkriege müssen für die nachfolgenden Generationen in Erinnerung bleiben, dafür wird sich der Krieger- und Soldatenverein auch in der Zukunft einsetzen".

In seinem Grußwort gratulierte Bürgermeister Franz Kukla nicht nur zum Jubiläum sondern dankte für das große, vielfältige Engagement des Vereins in den zurückliegenden Jahrzehnten. Er rief mit nachdenklichen Worten "Was war damals, 1921 und in den folgenden Jahren" die Geschichte ins Gedächtnis und unterstrich damit die Bedeutung des Vereins. Für Stadtpfarrer Johannes Schaufler ist es wichtig nach vorne zu schauen "Wohin du schaust, da kommst du hin und wir schauen aus nach Frieden und Wohlergehen". Es muss, betonte Stadtpfarrer Schaufler in seinem Grußwort, nicht nur heißen "Nie wieder Krieg", sondern Friede muss die Mahnung sein - und Wirken für den Frieden ist die Aufgabe des Krieger- und Soldatenvereins über das Jubiläum hinaus.

Nach der Kaffeestunde präsentierte Erich Müller den anlässlich der Weihe der 2. Vereinsfahne im Jahr 1960 aufgenommenen, restaurierten und digitalisierten Film, ergänzt mit Bildern aus dem Vereinsleben der letzten Jahre. Als gelungene Überraschung hatte Erich Müller aus dem Film einige Aufnahmen kopiert und mit weiteren historischen Aufnahmen als Standbilder an die Leinwand geworfen. So sahen sich auch die Fahnenbraut und die Festdamen bei der Fahnenweihe 1960 und stellten sich spontan unter die schwarz-weiß Aufnahme. Die Besucher erkannten im Film oder auf den Bildern nicht nur alt bekannte Gesichter, sondern entdeckten sich aus selbst. So der heutige Ortsobmann des Bauernverbandes Anton Dölle, 1960 als Ministrant. Vergessenes wurde lebendig und gab Anlass zum Austausch von Erinnerungen.

"90 Jahre - Jahrzehnte in einer bewegten Zeit" unter diese Überschrift hatte Walter Kaminski seine Rede zur Chronik des Krieger- und Soldatenvereins gestellt. 90 Jahre ein Rückblick im Zeitraffer aber in großer Dankbarkeit, dass wir nun schon über 66 Jahre in Frieden leben dürfen - keine Selbstverständlichkeit. Dies, betonte Kaminski, müssen wir uns stets vor Augen führen.
Welche Gedanken nur 3 Jahre nach dem Ende des ersten Weltkrieges Bürgermeister Josef Klausur zum Jahresanfang 1921 durch den Kopf gingen, wisse man nicht, aber zur Gründungsversammlung des damaligen Kriegervereins am 26. Februar im Amtshaus kamen 34 Kriegsteilnehmer, 33 davon wurden Mitglied und wählten Lehrer Andreas Fritz zu Vorsitzenden. Zwei wichtige Entscheidungen traf der Verein bereits im Gründungsjahr. Die Errichtung eines Kriegerdenkmals anstelle des Heldengrabes und die Einführung einer Weihnachtsunterhaltung, die der Verein bis in die heutige Zeit mit der Adventsfeier aufrecht erhält. Nachdem bereits 1922 das Kriegerdenkmal eingeweiht werden konnte, wagte sich der junge Verein trotz herannahender Weltwirtschaftskrise an die Anschaffung einer Vereinsfahne, die dann bereits am 10. Mai 1923 geweiht werden konnte. Der Preis für die Fahne betrug damals für heutige Verhältnisse den schwindelerregenden Betrag von 1.250.000 Mark. Und es wurde, so Kaminski, wie in den seit 1921 erhaltenen Protokollbüchern nachzulesen ist, ein großartiges Fest in der Gemeinde. Rasch wuchs die Mitgliederzahl des Vereins und entfaltete unter Vorstand Fritz zahlreiche Aktivitäten. Mit Blick darauf und der Zeitungsberichte der damaligen Zeit trat der Kriegerverein als das Dorfleben mitprägender Verein auf, dies könne, betonte Kaminski, ohne Übertreibung festgestellt werden.
Einen tiefen Einschnitt bedeutete für den Verein der Tod des Gründungsvorsitzenden Andreas Fritz im Februar 1933 - Nachfolger wurde Xaver Stark. Das Protokollbuch dokumentiert für die folgenden Jahre bis 1941 nur noch die jährlichen Generalversammlungen, ergänzt durch Zeitungsberichte über Beerdigungen verdienter Mitglieder.
Erst 1959 wurde der Verein wieder gegründet und mit Anton Urban erneut ein Lehrer zum Vorsitzenden gewählt. In seine Amtszeit fiel der Anschaffung der 2. Vereinsfahne, die 1960 mit einem großen Fest gefeiert wurde. Rasch knüpft der Verein unter Führung von Anton Urban an die Aktivitäten vor dem Krieg an, setzte aber auch neue Akzente. Bedingt durch die Versetzung des Lehrers Urban musste bereits 1962 ein neuer Vorstand gefunden werden. Anton Winkler wurde am 26. Oktober 1962 gewählt und amtierte bis 1999 als Vorsitzender. Es begann, so beschrieb es Walter Kaminski, eine Blütezeit des Vereins. Das rege Vereinsleben wirkte positiv ins Dorfleben und tue dies noch heute, so Kaminski weiter. 1990 sollte zu einem bedeutenden Jahr in der Vereinsgeschichte werden. Die in den Wirren am Ende des 2. Weltkrieges verschwundene 1923 geweihte Fahne tauchte in New York bei einer Versteigerung auf. Und es gelang tatsächlich sie zu ersteigern und nach Peterswörth zurückzuholen, wo sie am 5. Oktober 1990 eintraf. Dies war wohl der Höhepunkt in der Amtszeit von Anton Winkler, der am 9. April 1999 die Führung des Vereins an Alwin Lerch weitergab, der noch heute die Geschicke des Vereins leitet und nahtlos an die erfolgreiche Vereinsarbeit der letzten Jahrzehnte anknüpfte.
Zum Abschluss seiner Rede zur Geschichte des Krieger- und Soldatenvereins ging Kaminski auf die Frage ein, ob die Krieger- und Soldatenvereine noch zeitgemäß oder nicht durch die Geschichte überholt seien. Für Walter Kaminski brauchen wir die Krieger- und Soldatenvereine auch morgen noch als ständige Friedensmahner, als Heimat für die Soldaten der Bundeswehr und für eine lebendige Gemeinschaft im Dorf. Kaminski wünschte dem Jubilar noch viele Jahrzehnte einer erfolgreichen Vereinsarbeit in friedvoller Zeit.
Mit dem gemeinsamen Abendessen klang der 90. Geburtstag des jung gebliebenen Krieger- und Soldatenvereins aus.

Bürgerreporter:in:

Walter Kaminski aus Dillingen

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