Barberton: Eine Wanderung in Mpumalanga (nordöstliches Südafrika)
Das fängt ja gut an! Soeben, es ist etwa Viertel vor 8 an diesem sonnigen Maimorgen, rief Franz an. "Ich weiß nicht, was ich tun soll! Meine Frau ist mit dem VW-Bus zur Arbeit gefahren, und hat den Garagenschlüssel mitgenommen, der an ihrem Schlüsselbund hängt. Nun ist die Garage verschlossen, und drinnen steht mein Wagen samt dem Wanderrucksack, den ich gestern gepackt habe." Mit dem Rat, er solle doch seine Frau im Geschäft anrufen und sie bitten, zurückzukommen, gab er sich vorläufig zufrieden.
Es hat sich alles in Wohlgefallen aufgelöst. Franzens Frau fuhr noch einmal zur Wohnung zurück, Franz erhielt seinen Rucksack und wir sind nun startbereit. Auf der Autobahn N4 fahren wir Richtung Osten. Nahe bei der Grenze zum unabhängigen Staat Swaziland soll unsere Bergwanderung stattfinden. Die Autobahn zieht sich durch die leicht an- und abfallenden Hügel des Hochveldes. Auf Franzens Vorschlag hin biege ich in Witbank von der Autobahn nach Süden ab, denn die Strecke nach Nelspruit kennt er schon. Leider ist die Ausschilderung in Witbank äußerst mangelhaft, so dass wir mit einem Umweg von 20 km und einer wirren Fahrt durch diese Industriestadt zurechtkommen müssen. Witbank wird "Südafrikas Energiequelle" genannt, weil es in seiner Umgebung Stahlindustrie, Kohlebergbau und drei große Kraftwerke hat.
Doch bald verlieren wir die Kühltürme und die Rauchwolken der Kraftwerke aus den Augen und fahren über Landstraße nach Osten. Das flachwellige Hochveld, das uns seit Pretoria begleitet, ist eindrucksvoll in seiner Weite. Es zeigt sich fast baumlos. Monotone Felder, die im Sommer üppig grün, jetzt aber, als sich das Jahr dem Winter zuneigt, eintönig braun sind, wechseln mit großen Weideflächen, auf denen gelegentlich zwischen Rindern auch Antilopenarten, z.B. Bleßböcke weiden. Weit verstreut in der Landschaft sind Farmhäuser zusehen, zuweilen auch die vielen, durch ein Dach verbundenen riesigen Silos zum Speichern von Getreide.
Das Gebrumme des Autos und die eintönige Landschaft machen schläfrig, doch plötzlich glaube ich meinen Augen nicht zu trauen und vermindere ruckartig das Tempo des Wagens. Schnell huscht eine schier unglaubliche Szene an uns vorbei. Wir sind ja gewohnt, dass verschiedene Trupps von Schwarzen am Wegesrand stehen, um auf die nächste Beförderungmöglichkeit zu warten. Aber dies hier ist selbst Franz, der schon 3 Jahre im Land ist, noch nicht wiederfahren. Eine Gruppe von schokoladenbraunen jungen bis "mittelalten" Frauen in Strohröckchen stehen auf beiden Seiten des Straßenrandes. Merkwürdig ist, dass sie außer den Strohröckchen nichts anhaben. Mehr können wir nicht erkennen, zum Beispiel was sie machen oder warum sie hier stehen. Zu schnell sind wir vorbei. Wir überlegen uns, ob wir zurückfahren und die unwirkliche Szene mit der Kamera festhalten sollen, doch wir entscheiden uns dagegen. Uns wäre es auch nicht recht, von Touristen einfach so fotografiert zu werden. Noch geraume Zeit bildet das Erlebnis Gesprächsthema für die Weiterfahrt. Normalerweise ziehen sich Schwarze in Südafrika nur aus, um einer Anzahl von Touristen Folklore darbieten zu können. Doch wo sollen hier um Himmels Willen Touristen herkommen? Auf einer Strecke, wo höchstens jede halbe Stunde ein Auto durchkommt?
Etwa um die Mittagszeit taucht in der Ferne eine schwarze Rauchsäule auf. Als wir sie erreichen, sehen wir den noch brennenden Torso eines Personenkraftwagens und eine Menge herumstehender Menschen. Ein nicht uniformierter Mann bedeutet uns und einer Reihe von wartenden Lastkraftwagen, stehen zu bleiben. Wir befolgen seine Weisung, denn die Explosion eines Benzintanks ist nicht von schlechten Eltern. Neben dem Auto sind Kleidungsfetzen verstreut. Nach einer Viertelstunde wird einem Autofahrer das Warten zu dumm, und er schiebt sich langsam an dem Wrack vorbei, das immer noch blakend und rußend vor sich hinqualmt. Da gibt der Mann, der uns ursprünglich angehalten hat, nach, und die Autoschlange löst sich auf. Hinter der Kurve, wo wir ein zweites oder drittes Wrack vermutet haben, stehen nur Leute herum, keine Feuerwehr, kein Krankenwagen, nichts. Wir schütteln den Kopf, denn wir können wieder einmal nicht verstehen, was sich ereignet hat.
Mittlerweilen ist es sehr heiß im Wagen geworden, und wir nähern uns Badplaas, einem "Badeplatz", wie der Name schon sagt. Die Firma Overvaal, der auch das Freizeitzentrum in Warmbad gehört, hat die heißen Quellen genutzt, um aus diesem braunen, öden Land ein bekanntes Thermalbad innerhalb einer grünen, blühenden Gartenanlage mit Unterkunfts- und den üblichen Sportmöglichkeiten zu schaffen. Wir erhalten die Erlaubnis, uns ohne Eintritt zu bezahlen eine Stunde auf dem Gelände aufzuhalten. Da die Ortschaft Badplaas nur aus diesem Thermalbad und einer Metzgerei besteht, wo die Besucher für ihren "Braii" Fleisch kaufen können, verschieben wir das Mittagessen auf das noch ca. 80 km entfernte Barberton, das Ziel unserer Reise.
Nach 350 Kilometern Fahrt, die wir in etwa viereinhalb Stunden bewältigt haben, treffen wir in Barberton, der Perle des Lowveldes, ein. Etwa eine Stunde vorher schon veränderte sich die Landschaft stark. Für unsere europäischen Augen wohltuendes Grün setzte sich mehr und mehr durch, und durch das geöffnete Autofenster strömt seitdem warme Luft herein. Hier merken wir, dass wir uns in der geographischen Zone der Subtropen befinden. In Pretoria, auf dem Highveld gelegen, war dies nicht so ohne weiteres im Klima erkennbar. Ein Meer von Blüten und Grün empfängt uns hier. Man sieht gleich, dass dieses Gebiet sehr fruchtbar ist. Und tatsächlich versorgt diese Ecke Transvaals (heutzutage "Mpumalanga" - http://de.wikipedia.org/wiki/Mpumalanga ), die sich von Nelspruit bis Barberton spannt, im Winter Obst und Gemüse fürs ganze Land. Es werden vor allem Zitrusfrüchte, Litschis (Leeches), Papayas, Mangos, Bananen, Tomaten und Nüsse angebaut. Frost gibt es hier praktisch nicht.
Unglücklicherweise haben sich exotische Pflanzen wie Jacaranda, der "Stadtbaum" der "Jacaranda-City" Pretoria, und Syringa stark auf natürliche Weise in der ursprünglichen Buschlandschaft verbreitet. Die Verwaltung der Stadt sieht in diesen Pflanzen eine ernste Bedrohung der überkommenen Flora.
Laut Prospekt ist das Klima in Barberton heiß im Sommer, und im Winter angenehm. Den früheren nach Gold suchenden Prospektoren war das Tal von Barberton als das "Tal des Todes", aber auch als Tal des Goldes bekannt. Die Malaria forderte hohen Tribut von den Goldsuchern, die ab 1883 für nur 5 Jahre das Gebiet durchzogen. Ein gewisser Herr Barber fand hier einen vielversprechenden Claim, das "Barbers Reef", und zum Ende 1985 waren schon 8000 Menschen in Barberton ansässig. Die Vermögen wechselten schnell ihre Besitzer, dubiose Geschäfte wurden gemacht, und "Cockney Liz" war die Göttin des Nachtlebens. Aber nach der Entdeckung des Witwatersrand- Goldes bei Johannesburg löste sich die Stadt so schnell auf, wie sie gegründet wurde, und Barberton wurde eine stille Landgemeinde, deren Einwohner sich auf subtropische Früchte, Holz und Vieh spezialiserte. Das Tal ist außerdem reich an Mineralien wie Nickel, Chrom, Titan, Kupfer, Asbest und Halbedelsteinen. Hier in Barberton wurden die ältesten Spuren organischen Lebens, die bisher bekannt geworden sind, gefunden.
Frau Marlies Liebenberg, eine Holländerin mit guten Deutschkenntnissen, ist für das Wandern um Barberton zuständig. Zuhause in Pretoria versicherte sie mir am Telefon, dass ich nach Bezahlung eines Betrages zur Nutzung des Trails, also des Wanderweges, eine Karte zugeschickt bekommen sollte. Sie rechnete aber nicht mit der Langsamkeit der südafrikanischen Post. Und so mußte ich am Tag vor der Abreise, weil ich ohne schriftliche Hinweise war, nochmals anrufen und erfragen, wie und wo ich die Wanderkarte bekommen könnte. Aber die Telefonauskunft war an einem entscheidenden Punkt falsch. Es ereignet sich ab und zu, dass einer "links" und "rechts" verwechselt. Und diese Verwechslung in meinem damaligen Telefongespräch führte nun heute dazu, dass wir uns in Barberton gründlich verfransten. Doch nach Auskünften zweier Passanten befinden wir uns endlich vor dem Informationsbüro der kleinen Stadt.
Frau Liebenberg ist nicht da. Eine ältere Kollegin schickt uns für eine halbe Stunde weg, was uns gerade gelegen kommt, denn der Magen verlangt sein Recht. Eine Kleinstadt wie Barberton hat nachmittags um kurz vor drei Uhr nicht viele Möglichkeiten zum Essen. So kommen wir an vielen "Take-away-Cafes" vorbei, aber dort können wir nicht sitzen, um das Erstandene zu verspeisen. Als wir in einem kleinen Imbiß mit Sitzplätzen warten, werden wir ignoriert. Einen Stockwerk höher klingt leise Musik aus einem dunklen, durch rote Lampen spärlich erleuchteten Raum.
Das kommt uns doch recht zwielichtig vor, und wir landen einige Straßen später in einem Krämerladen, auf dessen großem rundem Schild, das nach Goldgräberart über der Eingangstür hängt, die Worte "Steakhouse" zu erkennen sind. Wir verspeisen mit Widerwillen pappige Burger mit Pommes frites, die als einzige Speise schnell fertig sind.
Wenig später, zurück im Informationsbüro, zeigt uns die Holländerin Frau Liebenberg auf der Karte den Weg. Die Karte enthält auf der Rückseite eine Wegbeschreibung auf afrikaans. Die englische Wegbeschreibung befindet sich in der Post zu meiner Wohnung in Pretoria, wie die Dame erklärt. Deshalb wird Herr Bernhard de Souza, der Eigentümer des Platzes, wo das Basiscamp steht, uns abends um sechs Uhr die englischsprachige Karte bringen, die wir besser verstehen werden.
Auf dem kurzen Weg zum Basislager fahren wir unter einer Seilbahn durch. Die Bahn wurde 1938 von der Firma Bleichert aus Leipzig fertiggestellt. Sie bringt Asbest, das in der Havelock Mine im benachbarten Swaziland gefördert wird, über die Berge nach Barberton, wo in die ausgeleerten Loren (hier cocopan genannt) Kohle geschüttet und genau 20,36 km zurück über die Grenze nach Swaziland gebracht wird. Diese auf 52 Pylonen stehende Seilbahn war bis vor einigen Jahren die längste der Welt, bis -natürlich- die Amerikaner den Weltrekord mit einer etwas längeren Bahn brachen.
Wir haben gerade auf einem eingezäunten Stück grüner Wildnis, umgeben von zweifach mannshohen langstieligen Agaven, unsere Zelte aufgeschlagen, und der Vollmond zieht majestätisch von Swaziland über die Berge, die wir bewandern wollen, da raschelt es zwischen den Bäumen. Bernard de Souza ist es, ein grauschläfiger Herr im beigen Tropenanzug, und erkundigt sich nach unserem Befinden (auf englisch). Er erzählt von seiner letztjährigen Reise nach Deutschland. Leider kann er sich nur kurz aufhalten, denn er hat einen Termin, wie er sagt. Er überreicht uns die Wanderkarte mit guten Wünschen für unsere morgige Wanderung und verabschiedet sich. Dabei findet er auch ohne Taschenlampe den Weg, der vom subtropischen Vollmond hell beleuchtet wird. Warum kommt es mir so vor, als ob der Mond in Südafrika heller schiene?
Das Basiscamp, am Fuße einer Bergkette gelegen, hat außer einem Parkplatz für die Autos der Wanderer eine ebene Fläche zum Aufschlagen der Zelte, eine kleine Feuerstelle (Holz ist selbst mitzubringen, weist uns die Wanderbeschreibung hin) und eine "ablution block" genannte Räumlichkeit mit Duschen und WC. Ich habe die Öffnung meines Zeltes nur durch ein Moskitonetz verschlossen und kann nun bis zum Einschlafen im Schlafsack liegend den Mond über unser Tal ziehen sehen.
Der nächste Morgen zeigt sich bewölkt. Gut für uns, denke ich, da brauchen wir nicht zu schwitzen. Doch bis die Zelte abgebaut und das Frühstück vertilgt ist, hat die starke Sonne die Wolken "aufgefressen", bis nur noch einige die Berggipfel umspielende Wolkenfetzen übrig sind. Dieser Tag wird von strahlendem Sonnenschein ohne eine einzige Wolke geprägt sein.
Der erste Wandertag soll über etwa 15 km gehen, die wir - laut Plan- in 7 bis 8 Stunden bewältigen sollen. Etwa 5 km geht es durch relativ flaches Bushveld Land. Auf Stelzen stehende, mit Stacheln versehene Aloen säumen den gut mit einem roten Golddigger-Pickel ausgezeichneten Weg. Wir überqueren einige Bäche, folgen kurz einer ungeteerten Straße und pflügen durch einen von mannshohem Gras überwachsenen Weg. Trotz der verhältnismäßig kleinen Anstrengung klebt der Rucksack meinem Rücken. Es ist eben ein Unterschied, auf dem Hochveld oder unten, bei wahrhaft subtropischem Klima, im Lowveld zu wandern. Wir passieren den Eingang zu einer alten Goldmine mit Namen Rosetta, nachdem wir den "Jacaranda-Dschungel" durchquert haben.
Auf der Karte ist nun humorvoll ein "Low-Gear-Ridge", also ein "Langsam-Gang-Hang" eingezeichnet, mit der Bemerkung: "Die Hauptherausforderung des Wanderweges. Sie steigen auf einer Länge von 2 km 480m nach oben. Sie brauchen sich nicht zu beeilen! Halten Sie oft an und erfreuen Sie sich an der prächtigen Aussicht und der herrlichen Natur!" Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, denn der Aufstieg ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Oben auf dem Berg angelangt, geht es mehrere Kilometer am Grat entlang. Wir müssen einige "Kloofs", also Klüfte bzw. Schluchten durchsteigen, bis wir endlich an einem Bächlein ankommen, das "Reliance Creek" oder auf deutsch, der "Zuverlässigkeitsbach" genannt wird. Dort sollen wir, wie die Karte schreibt, den Lunch zu uns nehmen. Das Bächlein plätschert ein sanftes Gefälle über glatte Felsen hinunter, wobei sich das Wasser hin und wieder in Felslöchern sammelt. Nahebei sehen wir, sehr gut beschildert, eine aufgelassene Anlage zur Zerkleinerung des goldhaltigen Gesteins, das einige Meter weiter oben während des Gold-Rushes aus einer menschengeschaffenen Felsenhöhle gefördert wurde.
Der Marsch bis zur Tiger-Trap-Hütte, wo wir übernachten werden, bietet ein aufregendes landschaftliches Bild. Immer der Schlucht entlang steigen wir durch eine Art Dschungel hinab, den schweren Rucksack, der von hinten schiebt, auf dem Buckel. Bananenstauden säumen den in zwei hübschen Wasserfällen nach unten stürzenden Bach, um sich am Fußpunkt des Falles in einem glasklaren Pool zu sammeln. Einige Male rutsche ich bei großem Gefälle auf den wie in Schiefertafeln abbrechenden Felsstücken nach unten, stolpere über Lianen, die sich armdick über und auf unserem Weg winden und bleibe mit den Schnürsenkeln an herausragenden Aststümpfen hängen. "Gute Reaktion", nickt Franz jedesmal anerkennend, wenn ich mich kurz vor dem links steil nach abfallenden Abgrund wieder fange.
Ich freue mich schon seit Stunden auf den auf der Wanderkarte angegebenen "seichten Pool, der zum Schwimmen einlädt". Er soll sich in der Nähe einer anderen Goldmine im Alpine Creek befinden. Nach einer ergebnislosen Suche sind wir den Organisatoren des Weges noch einige Zeit lang böse, denn die Erfrischung hätte uns sicher wohlgetan. Aber im allgemeinen ist die Ausstattung des Weges mit Schildern und Hinweisen als sehr gut zu beschreiben, und jede Gesteinsmühle und jede alte Mine ist sehr deutlich beschrieben.
Endlich kommen wir an der schon vorher erwähnten Hütte an, die für 20 Gäste in Doppelstock-Betten Unterkunft bietet. Sie hat Toiletten und Duschen. Letztere können mit Hilfe eines "Rhodesischen Boilers" (ein mit Holz beheizter Wasserkessel) mit Warmwasser betrieben werden. Draußen vor der Hütte, die einmal eine Art Herberge für die reicheren Goldsucher war, steht eine Bergwerkslore, die zu einer Braii-, also zu einer Grillstelle umfunktioniert worden ist. Herrlich rot blühende Weihnachtssterne und andere, rosa und gelb blühende Büsche umgeben die Hütte. Bei einem Höllenfeuer - das Holz dazu finden wir aufgestapelt hinter der Hütte- trocknen wir unsere völlig durchgeschwitzte Kleidung samt Unterwäsche.
Abends kochen wir am Grill unser Süppchen, während der Vollmond durch das Blätterdach der Schirmakazie scheint. "Ein seltsames Geräusch", horcht Franz auf. Tatsächlich hören wir durch Lautsprecher verstärkten rhythmischen Gesang und Trommelschlagen. "Das gibt dieser romantischen Szene den letzten Hauch von Afrika". Ich muß ihm zustimmen. Eine Probe dieser mutmaßlichen Aufführung haben wir hoch oben auf dem Berg aus dem Tal heraufdringen hören. Doch wir haben nicht das Bedürfnis, als Weiße bei den Feierlichkeiten dabei zu sein, vor allem nicht ungeladen und in dieser doch etwas unsicheren Zeit.
Nach einem ruhigen, von keinerlei Laut gestörten Schlaf und einem nur mäßig gelungenen Lagerfeuer (das Teewasser wollte und wollte nicht heiß werden) trabten wir wieder los, zuerst bergauf, durch alte Goldgräbercamps (ein Schild: Standard Bank 1884, rundherum nichts als ein Dutzend Steine) und dschungelartige Vegetation, dann stetig bergab. Der Weg führt wieder durch Aloen und andere bei unvorsichtiger Annäherung kratzende Gewächse.
Einen hervorragenden Ausblick, wie ihn die Wanderkarte verspricht, haben wir leider nicht, da sich die Wolken verstärkt haben. Doch wir sehen immerhin die grüne Bebauung des Tales, das sich bis zu einem Höhenzug erstreckt. Es geht an mehreren Schwarzensiedlungen vorbei. Leider teilt sich kurz hinter der letzten Siedlung unser bisher gut bezeichneter Weg in 3 Arme. Wir tippen gefühlsmäßig auf den am weitesten links liegenden, womit wir, wie sich zeigen wird, die falsche Wahl getroffen haben. Doch mit Hilfe der Karte und unserer Orientierung stoßen wir nach einer Stunde im Tal wieder auf den alten Weg, überqueren den "Concession Creek" und sind einige Minuten vor dem Basiscamp ganz erstaunt, dass der gestern noch grüne Busch sich längs des Pfades schwarz und stinkend vor unseren Füßen ausbreitet. "Da hat wohl wieder einer gezündelt", rät Franz. "Das sind wohl auch die gewesen, die gestern vormittag den ganzen Berghang in der Ferne angezündet haben".
Im Camp angekommen taucht, kaum dass wir uns geduscht haben, wieder Herr de Souza auf. Er verspricht, die fehlende Wegmarkierung auf dem Rückweg wieder anzubringen. "Die haben wohl die Schwarzen entfernt, das tun sie gerne", behauptet er. "Das Feuer haben wir selbst gelegt. Wir tun das, um der Steppenbrandgefahr in der trockenen Winterzeit vorzubeugen. Deshalb brennen wir schon jetzt die allzu trockenen Gräser ab."
Vom Camp verabschieden wir uns bei strömendem Regen, der uns bis kurz vor Pretoria begleiten wird. Noch im Lowveld kaufen wir in Nelspruit einige Säcke Orangen, dazu "Subtropical"- Honig und Tomatenkonfitüre. Ich bin schon gespannt, wie letztere schmeckt. Nach Einbruch der Dunkelheit fahren wir über die Stadtgrenze von Pretoria. Mit den Lichtern von Mamelodi, die in der Dunkelheit auftauchen, dünnen die Regentropfen auf der Windschutzscheibe ein, und die Straße ist staubtrocken. "Wie ich es vorausgesagt habe", frohlockt Franz, "in Pretoria ist kein Regen". "Du hast aber auch prophezeit, dass die Regenwolken sich am Rande des Lowveldes abregnen werden und das gesamte Highveld regenfrei sein wird", frozzle ich. Das muß auch Franz zugeben. Damit sind wir nun um einige Blasen und Erfahrungen reicher von einer Wanderung heimgekehrt, die wir nicht missen wollen.
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