Auf zum Rimberg – hervorragendes Wanderziel nicht nur zur Bratpartie am 3. Oktober 2015
Wer aus dem Marburg-Biedenköpfer Raum noch nicht auf dem Rimberg war, ist selbst dran schuld. Die Aussicht dort von dem Aussichtsberg muss man genossen haben. Die Wanderung durch den Wald mit schönem Buchen- und Eichenbestand ist schon alleine die Tour wert.
Der Blick vom Turm geht von den im Winter lange mit Schnee bedeckten Bergen um Willingen über die hohen Ausläufer des Rothaargebirges mit den Türmen der Sackpfeife gegen den Uhrzeigersinn in den Dillkreis und über den Dünsberg in den Taunus. Hinter Marburg lugt die Amöneburg über den Lahnbergen und noch weiter weg der Vogelsberg. Den Abschluss bildet das Lahntal und Wetschaftstal mit Burg Mellnau und dem Christenberg.
In den Jahren um 1955 sind wir mit der Turnabteilung des VfL 1860 Marburg einmal im Jahr zum Rimberg gewandert. Wir - das waren jeweils eine große Zahl Turner, die sich am Ausgangspunkt Turnergarten getroffen hatte. Die Wanderzeit erschien uns als junge Sportler nicht übermäßig lang.
Und, da ich schon mal bei meinen Erinnerungen bin, mitgewandert ist damals Jung und Alt aus der Turnabteilung. Einer der nicht mehr aktiven Altersturner trug immer einen Schellenbaum mit auf der Wanderung. Und gesungen wurde oft und bei jeder Rast. Immer klang dann aus voller Kehle: "Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wiederham!"
Gemeint war damit nicht der Zweite, an dem der Ausbruch des Ersten Weltkriegs haftete, sondern Wilhelm I., der Sieger von Leipzig/Einundleipzig. Vom Ersten Weltkrieg, an dem viele teilgenommen hatten, wurde oft erzählt. Aber komischerweise nie - so meine Erinnerung - vom 2. Weltkrieg.
Oben auf der Höhe des mit 498 m damals höchsten Berges im Landkreis Marburg trafen sich viele Gleichgesinnte. Es muss wohl immer der Himmelfahrtstag gewesen sein. Zurück ging es dann über Kernbach zur Haltestelle Brungershausen. Mit einem Zug auf der Eisenbahnstrecke Biedenkopf-Marburg gelangten wir wieder zurück in die Stadt.
Später war der Rimberg, allerdings mit Autoanreise bis Caldern oder Damshausen, immer wieder Tagesziel. So auch am 3. Oktober 2015. Der Verein zur Förderung des Rimbergturm (besteht aus Mitgliedern vor allem aus Damshausen und Caldern) hatte zu einer Bratpartie geladen und rechtzeitig zur Veranstaltung die Holzteile des Aussichtsturms gestrichen.
Viele Wanderer aus den Ortschaften der Umgebung nutzten am 3. Oktober das schöne Wetter und die angenehmen Temperaturen mit dem Ziel Rimberg. Der Ausblick ist immer wieder faszinierend. Doch eine Bewirtschaftung mit der Belohnung Getränke und Würstchen nach dem Aufstieg gibt es nur am 1. Mai und 3. Oktober durch den Förderverein und an Himmelfahrt durch Mitglieder der Feuerwehr Damshausen.
Aus der Geschichte
Über den Rimberg verlief früher die Grenze zwischen dem Landkreis Marburg und dem Kreis Biedenkopf. Noch vorher war dies die Grenze zwischen Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel, später zwischen den Regierungsbezirken Darmstadt und Kassel. Der Bereich Biedenkopf wurde – von Darmstadt aus gesehen – das „Hinterland“ genannt. Das Hinterland reichte vormals über Battenberg hinaus bis nach Vöhl.
Auf dem herausragenden Gipfel steht ein Aussichtsturm. Es ist bereits der zweite Turm. Der erste Turm, eine Holzkonstruktion, dessen Aufstellungsjahr nicht bekannt ist, wurde durch einen Sturm um 1970 zerstört. So etwa nach dem 2. Weltkrieg konnte schon eine kleine Zahl von Besuchern ihn zum gefährlichen Schaukeln bringen.
Irgendwann wurde er wegen Gefährdung gesperrt, was aber viele nicht zum Besteigen des Turms abhielt. Die hölzerne Spitze des alten Turms wurde nach dem Abbau in Caldern aufgestellt, allerdings wandert die Spitze wundersamerweise mal von einem Dorf zum anderen. Die alten Burschenschaften der umliegenden Dörfer sind wohl noch aktiv und am Werk.
Langjährigen Streit bis zum Verwaltungsgerichtshof Kassel gab es um die Errichtung einer Schutzhütte auf dem Gipfel. Sie war unter Landrat Sorge errichtet worden. Aber die Grünen klagten gegen den nach ihrer Ansicht zu großen Bau. Heute wird die Hütte nach langjährigem einsamem Umherstehen eines Bauteils wieder bewirtschaftet und gepflegt. Ein Anbau wurde hinzugefügt. Bei Regen dient er den Wanderern als Unterstand.
Der Rimberg konnte nach dem Zusammenbruch des Holzturms nicht ohne Aussichtsturm bleiben. Ein neuer Turm mit Stahlgerüst wurde am 30. April 1977 eingeweiht. Auch dieser Turm bewegt sich bei viel Wind. Dies konnte ein Team des Hessischen Fernsehens feststellen. Bei dem herrschenden etwas stärkeren Wind konnten sie auf der Spitze des Turms keine notwendige stabile und ruckelfreie Position für ihre Stative erreichen. Sie kamen wenig später an einem ruhigen Tag zurück – und es gelangen die Bilder.
Also: auf zum Rimberg, der auch im Winter bei Schnee ein sehr lohnendes Ziel darstellt.
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Gimbel aus Marburg |
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