Klammern statt kuscheln... Den Frühling im Auge! Fotomix zum Frühlingserwachen 2014.
Pünktlich zum astronomischen Frühlinganfang lockte die Sonne nicht nur die Menschen hinaus, sondern auch die Erdkröten. Von der Wärme geweckt verließen sie ihre frostsicheren Winterverstecke und brachen auf zu ihrer teils äußerst gefährlichen Wanderung.
Als winzig kleine Tierchen, Miniaturausgaben ihres späteren Erscheinungsbildes haben die Erdkröten einst an einem schönen Sommertag (Ende Juni/Anfang Juli) ihr Geburtsgewässer verlassen, um ein unscheinbares nachtaktives Leben - überwiegend in der Dunkelheit - am Waldboden zu führen.
Fest hat sich jedoch der Ort, an dem sie aus dem Ei schlüpften und aufwuchsen, in ihrer Erinnerung verankert.
Dann in einem Alter von 3-5 Jahren beteiligen sich die nun fortpflanzungsfähigen Tiere, einem uralten inneren Trieb folgend, an der immer wieder aufs Neue faszinierenden Wanderung zu den Laichgewässern, die überwiegend nach der Dämmerung stattfindet.
Zur Zeit des astronomischen Frühlingsanfangs…
An einem schönen Frühlingsabend in der zweiten Märzhälfte, an dem die gezeigten Aufnahmen (Bild Nr.1 und Nr.2) entstanden, war die Winterruhe allerorts endgültig vorüber.
Nicht nur die Amseln verkündeten hoch oben aus den Baumwipfeln mit ihrem fast melancholisch wirkenden Gesang, der uns nun wieder während der abendlichen Radtouren bis tief in die Dämmerung hinein umfängt, dass es Frühling ist.
Das vielstimmige Konzert der nun wieder heimgekehrten Vogelschar erzählte in den höchsten Tönen von dem Wunsch den Rivalen bei der “Brautwerbung“ zu überbieten, um eine geeignete Partnerin zu finden.
Am Würmsee
Gleichzeitig mit der einsetzenden Dämmerung im Bereich des Würmsees und des ihn umgebenden Feld- und Waldgebietes eintreffend, wurde der Naturbeobachter bis in die Dunkelheit hinein mit diesem stimmungsvollen Gesang unterhalten.
Auch konnte ich dort mehrere, der nun ebenfalls wieder aktiven Fledermäuse bei ihrer wendigen Insektenjagd über der Wasseroberfläche beobachten.
Rasante akrobatische Flugmanöver ausführend sausten die virtuosen Flieger im ungebremsten Jagdeifer daher.
Für den still verharrenden Beobachter immer wieder ein faszinierender Anblick!
Doch dann auf dem Rückweg, die Dunkelheit umfing schon die umliegenden Straßen und Wege, vernahm der Radler und Naturbeobachter aus der Vegetation am Wegesrand ein Wühlen, Rascheln und Knistern.
Mit einem Mal tauchten die wandernden Kröten in größerer Anzahl auf und veranlassten den vorsichtigen Naturfreund vom Rad zu steigen.
Erdkröten
Bei den vorherrschenden milden Temperaturen hatten sich auch hier die Erdkröten (2012 zum "Lurch des Jahres" gewählt) auf den Weg zu ihrem Geburtsgewässer begeben, um sich dort zu paaren.
Nun galt es für eine größere Zahl noch einsamer Junggesellen, aber auch für mehrere Pärchen die letzte gefährliche Hürde in Form einer Straßenüberquerung zu nehmen.
Da hier die wenigen Fahrzeuge sehr rücksichtvoll und achtsam unterwegs sind, war die drohende Gefahr nicht annähernd so groß wir anderen Orts. Aktive Naturschützer haben auch in diesem Jahr (2014) unter großem zeitlichen Einsatz, durch den Aufbau von Fangzäunen und das Einsammeln der in die Eimer gelangten Tiere, viele tausende Amphibien vor dem sicheren Verkehrstod bewahrt.
Glück hatten jene Kröten, deren Geburtsgewässer noch existieren und deren Wege nicht durch den Bau neuer Straßen zum fast unüberwindbaren Hindernisparcours wurden.
Denn wenn die traditionellen Wanderrouten über Straßen führen, endet es für viele Tiere tödlich.
Die Erdkröten beharren lebenslänglich auf ihren Paarungsplatz, auch wenn er durch Trockenlegung nicht mehr existiert. So finden jährlich tausende von Kröten einen trauriges Ende.
Erdkrötenpärchen
Clever war das abgelichtete Erdkrötenpärchen (Bild Nr.1 und Nr. 2)!
Das Geschlechterverhältnis während der Wanderung ist ungleich. Es ist eine bedeutend größere Zahl von männlichen Erdkröten unterwegs.
Somit sind jene Männchen im Vorteil, die sich schon unterwegs durch Klammern ein Weibchen schnappen konnten und huckepack, auf ihren Rücken geklemmt zum Laichgewässer getragen werden.
Die verbleibenden Männchen kämpfen erbittert um die weniger zahlreichen Weibchen.
Die erfolgreichen Männchen müssen mit gut wahrnehmbaren Tönen und Tritten Mitbewerber in die Flucht schlagen.
Klammerreflex
Der Klammerreflex der Männchen ist zur Paarungszeit gewaltig! Er ist so groß, dass auch Gegenstände, die nur wenig Ähnlichkeit mit einem Weibchen besitzen, geklammert werden. So zum Beispiel auch die Schuhspitzen der Beobachter.
Jene Beobachter, welche den Kröten schon einmal die Hand "reichten", konnten diesen gewaltigen Klammerreflex mit seiner großen Kraft schon am eigenen Körper spüren und wissen in lustigen Anekdoten darüber zu berichten.
Den Weibchen kann dieses Verhalten zum tödlichen Verhängnis werden, wenn mehrere Männchen um ein Weibchen ringen, es klammern und es hierdurch ertrinkt.
Als Natur- und Tierfreund sollte man ein Weibchen wenn möglich aus solch einer erdrückenden Situation befreien. Zumal damit auch einer tausendfachen Nachkommenschaft das Leben ermöglicht wird…
Denn geht alles gut, werden im Wasser vom Weibchen lange Laichschnüre abgelegt, die dann vom huckepack auf dem Rücken des Weibchens sitzenden Männchen befruchtet werden.
Diese meterlangen Laichschnüre, die mehrere tausend Eier enthalten, werden um Wasserpflanzen gewickelt und befestigt, damit sie nicht auf den sauerstoffarmen Gewässergrund und in den Bodenschlamm, wo keine erfolgreiche Entwicklung stattfinden könnte, absinken.
Starenflug – Tanz der Stare
Die bizarre, faszinierende Flugschau der Stare über dem Würmsee, von der ich in den vergangenen Jahren in den Monaten März bis Mai in mehreren interessanten Beiträgen mit Videos berichtete – siehe Beitrag: http://www.myheimat.de/burgwedel/natur/tanz-der-st...
konnte in diesem Jahr trotz regelmäßiger Besuche zum entsprechenden Zeitpunkt noch nicht beobachtet werden.
Die wenigen beobachteten Stare schienen ihre ehemaligen Schlafquartiere am See nicht mehr aufzusuchen.
Bürgerreporter:in:Susanne Bartelsmeier aus Burgwedel |
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