ENTDECKUNGSTOUR URLAUBSREGION NIEDERSACHSEN - NATUR PUR - DES MALERS MOTIVE: Holprige Kopfsteinpflaster, Moorteiche, Scheunendorf und Heideschmiede, Blankes Flat, bizarre Huteeiche, Naturdenkmäler...
"BIOTOPGÄNGE",Natur genießen, spannende Entdeckungen und mehr... (fast) vor der Haustür...
URLAUBSREGION NIEDERSACHSEN - lautete das gelebte Motto in den vergangenen Sommertagen.
Niedersachsens Vielfalt erleben, erfahren und erwandern...
Warum in die Ferne schweifen…?
Auf historischer Spurensuche und als "Naturforscher" unterwegs - innerhalb der Grenzen der Region Hannover und bei Stippvisiten in den Landkreis Celle und das Neustädter Land - ergaben sich spannende Fragen, vielfältige Entdeckungen und viele neue Eindrücke auf Tagestouren durch den Niedersächsischen Sommer 2013.
Der Moorteich
Der kleine Moorteich, ein wunderbares Libellenhabitat, in dem wir neben einer Vielzahl heimischer Libellen- und Schmetterlingsarten, auch Ringelnattern, Teichfrösche, von Zeit zu Zeit einen Reiher sowie weitere Wasservögel und den Buntspecht antreffen können und in dessen unmittelbarer Nähe Spuren des plätzenden und fegenden Rehwildes zu entdecken waren, wurde ebenso besucht, wie auch die Burgwedeler Feldmark täglich durchstreift wurde.
Doch nun wurde in den vergangenen Sommerwochen - zum Teil motorisiert - der Radius, der sommerlichen Ausflugsfahrten erweitert.
Kopfsteinpflasterstraße
Jenseits von Fuhrberg, dem nördlich gelegenen Stadtteil Burgwedels führt eine unter Denkmalschutz gestellte Kopfsteinpflasterstraße nach Wieckenberg.
Aus Mangel an geeignetem Material sind gepflasterte Straßen in der Lüneburger Heide erst im 19. und 20. Jahrhundert entstanden.
Für Autos eine wahre “Folterstrecke“, führt an ihr jedoch auch ein vergleichsweise luxuriöser, breiter Fahrradweg entlang, der zu einer Fahrt zum 1. Ziel einlädt.
Waldschmiedemuseum
Denn an dieser Strecke befindet sich im Wietzenbruch das südlich von Wieckenberg gelegene „Waldschmiedemuseum“.
Hier können wir erfahren wie, aus im Bruch gefundenen Raseneisenstein, in „Rennöfen“ (Öfen mit Rinnen) bis ins 16. Jahrhundert hinein Eisen gewonnen wurde.
Es ist ein archäologisches Privatmuseum, welches nach Absprache Führungen anbietet.
Das Vorkommen und die Nutzung von Raseneisenstein waren namensgebend für zahlreiche Orte. Ein Beispiel in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ist der Ort Isernhagen.
Der Name „Isernhagen“ leitet sich von „Isern“ = „Eisen“ ab.
Raseneisenstein mit einem hohen Eisengehalt (weniger metallreiche Steine sind spröde und nicht ausreichend witterungsbeständig) wurde als Baumaterial genutzt.
Er diente zum Bau von Mauern, Fundamenten und Gebäuden.
Mit aufmerksamen Blick erkennt man ihn so häufiger im Ortsbild. Ein Beispiel sind die Mauern des Kirchturmes der St. Petri Kirche in Großburgwedel.
Sie bestehen überwiegend aus Raseneisenstein und eiszeitlichen Findlingen sowie Kalksandstein.
Auch beim Bau eines alten Bauernhauses in der Kleinburgwedeler Schulstraße wurde dieses Material verwendet.
Ein weiteres Beispiel ist die evangelisch-lutherische St.-Michaelis-Kirche in Bissendorf.
Der Turm der Kirche wurde, wie auch die heutige Kirche und die sie umgebende Mauer, überwiegend aus Raseneisenstein errichtet.
Auch für die St. Marien-Kirche in der Kircher Bauerschaft, Isernhagen K.B diente der in der Wietzeniederung vorkommende und auch hier verhüttete Raseneisenstein als Baumaterial.
Naturdenkmal Eiche - in der Feldmark nahe Wieckenberg
Ebenfalls in der Feldmark nahe Wieckenberg entdeckten wir inmitten einer als "Jungbullenweide" genutzten Fäche eine als Naturdenkmal ausgewiesene bizarre Eiche.
Bäume wie dieser dienten den Malern der Romantik - wie Caspar David Friedrich - als Vorlage für ihre Bilder...
Scheunendorf und Blankes Flat
Der nächste Ausflug führte uns nach Warmeloh.
Es ist ein Ortsteil der Stadt Neustadt am Rübenberge und gehört zu Esperke.
Seine gesamte Feldmark ist Landschaftsschutzgebiet.
Ziel dieser Etappe war das inmitten eines Waldes gelegene alte Scheunendorf (Bild Nr. 41 - Bild Nr. 44) und das malerische Naturschutzgebiet "Blankes Flat" nur wenige Wanderminuten entfernt gelegen.
Doch erst spät dort angekommen und durch ein zünftiges Picknick an einem schönen mit hölzerner Bank und Tisch versehenem Rastplatz (Bild Nr. 45) aufgehalten, genossen wir die ganz besondere abendliche Stimmung, die von diesem still gelegenen Ort ausging.
Gerade zu dieser späten Stunde lag ein sanfter Zauber über der Landschaft.
Direkt auf dem sandigen Heideboden am Rande des Seerosenteiches sitzend, beobachteten wir die Landung von zwei Reihern.
Einige Enten setzten weniger majestätisch zu einer laut platschenden Landung an...
Wir lauschten dem Abendkonzert der Heuschrecken und dem Quaken der Frösche als sich plötzlich zu unseren Füßen etwas seltsames tat!
Erst einer, dann ein zweiter, ihm folgend noch ein dritter und vierter Frosch kamen aus dem Wasser und hüpften, Sprung für Sprung sich immer weiter nähernd auf uns zu (Bild Nr.46).
Wir konnten es kaum fassen, als einer der Frösche auf dem Schuh eines Naturfreundes Platz nahm und dort 5 Minuten verharrte! Es war inzwischen fast dunkel (Bild Nr. 49).
Der Besuch am Blanken Flat ist für jeden Naturfreund empfehlenswert.
Wir werden ihn auf jeden Fall, wenn die Heide blüht, noch einmal wiederholen.
Liebe ODONATOLOGEN aufgepasst!!!
"Krebsscheren-Biotop"
Das nächste Ziel wird besonders für die Libellenkundler unter den Lesern interessant sein...
Unser Augenmerk richtete sich während unserer Touren zwischen Neustadt am Rübenberge, der Umgebung Hannovers und dem Bereich bis ins Celler Land, besonders auch auf die Entdeckunginteressanter Libellenhabitate.
Zwischen landwirtschaftlich genutzten Flächen und einem kleinen Wald entdeckten wir in der Wedemark - unmotorisiert mit dem Rad von Burgwedel aus gut zu erreichen - einen Teich von der Größe eines "Fußballkleinspielfeldes"... ein vielversprechendes Libellenhabitat.
Denn wie ein Teppich überzog die Krebsschere (Stratiotes aloides)das Gewässer.
Sie steht auf der Roten Liste gefährdeter Arten und ist im Sinne des Gesetzes „besonders geschützt“. Das Interesse war geweckt, denn die Großlibellenart „Grüne Mosaikjungfer“ hat sich bei der Eiablage auf die Krebsschere spezialisiert. Sie ist jedoch wohl nicht ausschließlich auf diese Pflanze angewiesen, wie häufiger beschrieben.
Die Grüne Mosaikjungfer wird in der Roten Liste Deutschlands in der Kategorie 1 – vom Aussterben bedroht – geführt.
Es bestand hier also berechtigte Hoffnung Individuen dieser seltenen Libellenart anzutreffen.
Immer wieder konnten wir Großlibellen bei ihren Flügen über dem Wasser entdecken, doch es war im Gegenlicht schwierig zu erkennen um welche Art es sich handelte.
Die an den Blattrosetten hängenden Exuvien, die auch fotografisch dokumentiert wurden (Bild Nr. 32, Nr.33 u. Bild Nr. 34) , konnten zwar eindeutig Edellibellen zugeordnet werden, doch die genaue Art wage ich nicht zweifelsfrei zu bestimmen.
Die Exuvien der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna viridis) und der Grünen Mosaikjungfer (Aeshna viridis) unterscheiden sie unter anderem in der Form ihrer "Fangmasken".
Die Grüne Mosaikjungfer hat im Vergleich zur Blaugrünen Mosaikjungfer eine kurze und breite Fangmaske, die sich nur wenig verschmälert.
Leider konnten wir in den dort verbrachten Stunden die Grüne Mosaikjungfer nicht eindeutig nachweisen.
Die Blaugrüne Mosaikjungfer, die ich in der Region als "Großlibelle des Monats August" bezeichnen würde, konnte in großer Zahl am "Krebsscherenhabitat", sowie anderenorts - besonders auch während ihrer Jagdflüge - mitten in Wäldern umherstreunend, über Waldwegen, an Waldrändern und in der Feldmark und dort auch in relativ großen Entfernungen zu den Gewässern, beobachtet werden.
An den sehr heißen Tagen wechselten sie gerne zu den kleinen immer wieder entdeckten Waldseen.
Auffällig war auch die Rückkehr größerer "Großlibellengruppen" in der späten Dämmerung zum Krebsscherenteich,
Da man die Blaugrüne Mosaikjungfer auch als "Dämmerungslibelle" bezeichnet, die bis in die Nacht hinein nach Insekten jagt, könnte es sich um Individuen dieser Art gehandelt haben.
Auch ist es bei dieser Art üblich, dass die Weibchen bis spät in die Nacht hinein zur Eiablage ans Gewässer kommen.
Ich wünsche viel Freude beim Betrachten des bunt gemischten Ausflugs- und Exkursionspotpourris.
Es würde mich freuen, wenn das eine oder andere Ausflugsziel das Interesse der Leser geweckt haben sollte.
Schöne Tage -
nicht weinen,
dass sie vergangen,
sondern LÄCHELN,
dass sie gewesen.
Rabinthranath Tagore
(Indien, 1861 - 1941)
Bürgerreporter:in:Susanne Bartelsmeier aus Burgwedel |
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