Von 96 nach Heeßel: Bastian Hellberg

Der ehemalige Bundesligaprofi von Hannover 96 Bastian Hellberg trainiert seit nunmehr fast neun Jahren die C-Junioren des Heeßeler SV. Ein Porträt:
Schon immer hat Bastian Hellberg mit Fußball zu tun gehabt. Als kleiner Junge war er nur auf dem Fußballplatz zu finden. In der E-Jugend hatte er als Torwart beim FC Lehrte angefangen. Das Tore Verhindern blieb dabei immer sein Job, nur dass er als offensiver Abwehrspieler seine Karriere fortführen sollte. Schon bald wechselte er dann zu Arminia Hannover, wo er mit der Jugendmannschaft mehrmals Niedersachsenmeister wurde. „Arminia Hannover war im Jugendbereich damals besser als 96“, sagt Hellberg.
Nach erfolgreichen Spielzeiten bei den Junioren bereicherte der junge Hellberg die Herrenmannschaft der „Blauen“, die in der dritten Liga spielte. Dort verpasste das Team in der Saison 1981/82 knapp den Aufstieg. Der 19-jährige Hellberg hatte damals schon ein Angebot von Hannover 96 erhalten, welches er zunächst ablehnte. „Wir wollten das mit dem Aufstieg noch einmal versuchen.“ Doch daraus wurde nichts. Arminia hatte nicht den Hauch einer Chance. Diesmal nahm Hellberg das Angebot wahr und wechselte relativ unkompliziert zum Lokalrivalen Hannover 96. „Ich war damals ein talentierter Spieler. Der Wechsel war klar.“
Der Einstieg in das Profigeschäft war vorerst ungewohnt. „Man musste sich erstmal daran gewöhnen, dass man zweimal am Tag trainiert.“ Doch Bastian Hellberg mutierte zu einer festen Größe und machte in der zweiten Saison (1984/85) 35 Spiele. In einer Spielzeit, in der 96 der Sensationsaufstieg in die erste Bundesliga gelingen sollte. „Der kicker hatte uns zuvor in einer Umfrage auf Platz 20 (damals spielten 20 Vereine in der Liga) gesetzt“, erklärt Hellberg. Aber das junge Team mit einigen erfahrenen Spielern agierte als eine geschlossene Einheit. Trainer war damals Werner Biskup. „Er war ein außergewöhnlicher Trainer, der es verstand uns immer zu motivieren.“ Am 38. Spieltag musste Hannover 96 gegen den 13. Hertha BSC Berlin gewinnen. „Es war ein schöner Moment. Die Bude war ausverkauft.“ 60.000 euphorische Zuschauer sahen dann, wie Bastian Hellberg in der 41. Minute aufs Tor schießen wollte. „Der Ball wäre 20 Meter vorbeigegangen. Doch ein Spieler (Dieter Timme) fälschte den Ball ab.“ Der Ball flog neben dem verdutzten Keeper Andreas Köpke ins Netz. Es stand 1:0, das 2:0 folgte kurz vor Schluss und Hannover 96 war aufgestiegen.
Nach einem Abstieg und dem erneuten Wiederaufstieg kratzte die Mannschaft um Bastian Hellberg in der Saison 1987/88 am UEFA-Cup. Unter anderem gewannen die „Roten“ gegen Bayer Leverkusen mit 6:1 und sogar mit 2:1 gegen den großen FC Bayern München. „Es war ein toller Moment. Wir waren zur Pause haushoch unterlegen und lagen mit 0:1 zurück. Trotzdem gewannen wir mit 2:1.“ Am Ende der Saison wurde 96 trotzdem nur Zehnter. In der folgenden Saison stieg 96 klar als 18-zehnter ab. „Es stimmte einfach nicht mehr sportlich. Wir waren schlecht.“ Hellberg quälten mehrere Verletzungen. Er musste an der Leiste und den Bauchmuskeln operiert werden. In der letzten Spielzeit (1989/1990) beim kleinen HSV musste der Libero ein halbes Jahr pausieren und kam nur auf magere zehn Spiele.
Zudem kehrte er 96 nach Meinungsverschiedenheiten mit Trainer Dirk Krüger am Ende der Saison den Rücken. „Es war eine menschliche Enttäuschung und ich war sehr frustriert.“
Der 29-jährige Bastian Hellberg wechselte im Herbst seiner Karriere zum TuS Celle, wo er in der dritten Liga aktiv war. In der letzten Saison als aktiver Fußballer wäre er mit dem TuS Celle sogar noch fast in die zweite Liga aufgestiegen. „Nur wegen einem Tor haben wir es nicht geschafft. Das war megaärgerlich!“
Nach dieser Saison hörte Bastian Hellberg mit dem aktiven Fußballspielen auf. Er bestritt insgesamt 78 Bundesligaspiele und schoss dabei 10 Tore. Zu den schönsten Treffern gehörte dabei, laut Hellberg, das Fernschusstor gegen den damaligen Nationaltorwart Toni Schuhmacher. Der Burgdorfer galt als fairer Abwehrspieler und kassierte lediglich eine Rote Karte. „Die war zu unrecht. Der Schiedsrichter hatte eine Rangelei gesehen, wo ich gar nicht dabei gewesen bin.“ Leider konnten die damaligen Fernsehbilder die Unschuld Hellbergs nicht beweisen. Der Libero, der meist vor der Abwehr spielte, mochte dabei Spieler wie Jürgen Klinsmann, die technisch nicht so stark waren. „Kleine, quirlige Spieler wie Rudi Völler mochte ich überhaupt nicht“, erklärt er.
Nach seiner aktiven Zeit wurde er Direktor beim Niedersächsischen Fußballverband, dem zweitgrößten Verband Deutschlands. Dort ist er hauptamtlich beschäftigt und hat einen großen Aufgabenbereich.
Zur Jahrtausendwende wurde er zusätzlich Trainer beim Heeßeler SV. „Ich wohnte in Burgdorf und mein Sohn spielte in Heeßel. Der Verein hatte einen guten Namen und ich die A-Lizenz.“ Er führte die C-Junioren bis in die Bezirksoberliga, der zweithöchsten Spielklasse Niedersachsens, wo die Mannschaft derzeit den dritten Platz belegt. „Wir wollen offensiven, frischen Fußball spielen.“ Zuletzt kassierten die Jugendlichen allerdings eine 2:4-Niederlage gegen Tabellennachbarn aus Tündern.
Nach dieser Saison beendet Bastian Hellberg das Traineramt beim Heeßeler SV aus beruflichen Gründen. „Ich habe als Direktor beim Fußballverband viel zu tun und auch am Wochenende ständig Termine.“ In seiner Laufbahn als Trainer förderte er dabei viele junge Talente, die teilweise nun auch bei Hannover 96 aktiv sind. Wenn auch nicht unbedingt bei den Profis. Sein Sohn könnte dabei in die Fußstapfen seines Vaters treten. „Er spielt A-Junioren-Bundesliga bei Hannover 96. “
Dabei ist Bastian Hellberg ein Befürworter von Trainer Dieter Hecking, der Coach bei den „Roten“ ist. Allerdings ist er doch ein wenig enttäuscht von der Saison. „Auswärts haben sie nicht viel gerissen.“ Voll des Lobes ist er aber gegenüber der ersten Herrenmannschaft des Heeßeler SV, trotz der Abstiegsgefahr aus der Oberliga. „Das ist eine junge, gute Mannschaft!“