Mehr Babys, weniger Kliniken: „Hebammenmangel in der Region Hannover von SPD und GRÜNEN mit verursacht“
Rede des Regionsabgeordneten Michael Fleischmann (Linke) zur Hebammenversorgung am 21. Juni in der Aktuellen Stunde der Regionsversammlung
„Die Schließung der Geburtsklinik im Nordstadtkrankenhaus durch SPD und Grüne im Mai vergangenen Jahres hat die ausreichende Versorgung mit Geburtsplätzen und Hebammen in der Region Hannover entscheidend geschwächt. Müssen doch die verbleibenden Geburtskliniken etwa im Friederikenstift, in der Medizinischen Hochschule Hannover oder im Kinderkrankenhaus Auf der Bult seitdem rund 1.000 Geburten pro Jahr zusätzlich wuppen – bei insgesamt steigenden Geburtenzahlen. Das ging sogar schon soweit, dass die Henriettenstiftung wegen Hebammenmangels zeitweise ihre Kreissäle schließen musste. Die hochschwangeren Frauen wurden in andere Krankenhäuser geschickt. Die Klinik begründete den Mangel mit kurzfristigen Krankmeldungen.
Meine Damen und Herren, hier zeigt sich beispielhaft, was passiert, wenn man wie SPD und Grüne das Klinikum der Region wie einen privaten Krankenhauskonzern führt: nämlich durch Kostendrückerei zu Lasten der Beschäftigten und Patientinnen und Patienten. Dann nimmt die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung unweigerlich Schaden. Wir fordern deshalb eine Umkehr dieser schädlichen Strategie: Die Mehrheitspolitik in der Regionsversammlung muss dem Klinikum endlich dauerhaft mehr Geld geben, anstatt mit dem Rotstift zu regieren. Schließlich geht es um die Gesundheitsversorgung von rund 1,2 Millionen Menschen in Hannover und im Umland.
Das Geld hat die Region. Ich erinnere an die Haushaltsüberschüsse von jährlich rund 50 Millionen Euro, welche die Region in den vergangenen Jahren immer wieder eingefahren hat. Warum haben Sie, liebe Abgeordnete von SPD und Grünen, dieses Geld allein in den Schuldenabbau gesteckt? Davon hätte man doch auch Geld fürs Klinikum abzweigen können. Aber was machen Sie? Sie haben 400 Vollzeitarbeitsplätze in den Krankenhäusern des Klinikums abgebaut, obwohl die Beschäftigten schon vorher am Limit arbeiteten. Sie haben die Versorgung der Patientinnen und Patienten verschlechtert, weil die Patientinnen und Patienten seitdem früher nach Hause geschickt werden als medizinisch anzuraten – was für DIE LINKE unverantwortlich ist. Und Sie haben schließlich das Krankenhaus in Springe und die Geburtsklinik im Nordstadtkrankenhaus geschlossen. Was aus den Krankenhäusern in Großburgwedel und in Lehrte wird, wird man sehen. Auch die stehen auf der Kippe. Mit dieser Strategie der Kostendrückerei auf dem Rücken der Beschäftigten und Patientinnen und Patienten muss endlich Schluss sein, bevor noch mehr Unheil angerichtet wird.
Meine Damen und Herren, nicht nur die Schließung der Geburtsklinik im Nordstadtkrankenhaus war ein großer Fehler. Der damit einhergehende Mangel an Hebammen, weil entsprechend Personal abgebaut wurde, nutzt die SPD nun, um noch vor der Kommunalwahl am 11. September eine Anhörung zur Hebammenversorgung in der Region Hannover zu machen. Die SPD tut jetzt so, als habe sie von der Misere nichts gewusst. Meine Meinung dazu: Verlogener geht es kaum. Die Lage der Hebammen ist seit langem bekannt. Konsequenzen haben die Verantwortlichen nicht gezogen. Im Gegenteil: Überlastungsanzeigen, die Hebammen in den vergangenen Jahren gestellt haben, wurden ignoriert. Einen Notfallplan, wie die 1.000 Geburten aus dem Nordstadtkrankenhaus von den anderen Geburtskliniken aufgefangen werden können, gibt es nicht.
Das Dichtmachen der Geburtsklinik im Nordstadtkrankenhaus hat aber noch weiterreichende negative Folgen, die bisher in der Öffentlichkeit überhaupt nicht diskutiert wurden. In der vergleichsweise kleinen Klinik waren noch natürliche Geburten ohne Zeitdruck möglich. Gerade die selbstbestimmte natürliche Geburt ist eher in den kleinen Geburtskliniken wie ehemals im Nordstadtkrankenhaus möglich. Nach Angaben von Hebammenvertreterinnen kommt es in den großen Kreissälen viel häufiger vor, dass Frauen zum Kaiserschnitt gedrängt werden. Der Grund: Den Kaiserschnitt kann man planen, der ist in zwei Stunden durch. Das kostet dann weniger Arbeitszeit, verursacht weniger Personalkosten, bringt aber ordentlich Geld, weil eine Operation. Auch Wehenbeschleuniger werden in den großen Kreissälen nachweislich viel häufiger eingesetzt, um die Wehen einzuleiten und so die Geburt zu beschleunigen. Die Frauen waren dem Medizinapparat in der Nordstadtgeburtsklinik viel weniger ausgesetzt als in den großen Geburtskliniken.
Gleichzeitig gibt es so gut wie keine freien Hebammen mehr, weil sie die sehr teure Haftpflichtversicherung nicht mehr bezahlen können. Natürliche Hausgeburten ohne Zeitdruck sind deshalb kaum mehr möglich. Die Bundesregierung spricht seit zehn Jahren davon, den Frauen die Wahlmöglichkeit bei der Geburt zu erhalten. In Wirklichkeit gibt es diese Wahlmöglichkeit kaum noch. Die Schließung der Geburtsklinik im Nordstadtkrankenhaus hat diese Situation weiter verschärft.
Möglicherweise bekommen Sie, liebe Abgeordnete von SPD und Grünen, auch dafür bei der Kommunalwahl am 11. September die Quittung.“
Bürgerreporter:in:Christine Gross aus Burgdorf |
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