Der Burgdorfer Ortsteil Heeßel: Ein Dorf mit einer Burg, zwei Tankstellen – aber ohne Schützenverein...!
Der Burgdorfer Ortsteil Heeßel zählt knapp über 1.000 Einwohner und hat trotzdem seinen dörflichen Charme bewahrt. Durch Heeßel führt die Dorfstr. (alte B 188 - jetzt K112) und ist ein Teil der Niedersächsischen Spargelstraße.
Auf der Dorfstraße befinden sich seit Jahrzehnten zwei Tankstellen, das findet man auch nicht sehr oft auf dem Lande. Auf der gleichen Straße steht das heutige griechische Restaurant Bacchus, früher die Dorfkneipe Waldheim und sogar eine kleine Diskothek hatte sich einige Zeit im hinteren Teil niedergelassen.
Genau gegenüber ist die Hausnummer 18 (– gleichzeitig das älteste Haus in Heeßel – erbaut 1813). Hier lebte 25 Jahre der Bildhauer Hans Joachim Ihle. Der heutige Besitzer, Henning Moschinski, pflegt diese Tradition weiterhin und zeigt zu besonderen Anlässen seine Skulpturen.
Aber das eigentliche Wahrzeichen ist natürlich die Heeßeler Burg mit den Wallanlagen, wie letztendlich auch auf dem Wappen zu erkennen ist. Man erreicht diese Anlage über den Burgweg. Über den geschichtlichen Hintergrund später mehr.
Abgerundet wird das Dorfbild u.a. durch die Neubaugebiete Eickhoop und Burgweg.
Was macht Heeßel so „einzigartig“ ?
Die Tatsache, dass Heeßel keinen Schützenverein besitzt ist für ein Dorf schon eher untypisch Hier wird zwar auch „scharf“ geschossen, aber lediglich im 1973 gegründeten Sportverein mit der Lederkugel ins gegnerische Fußballtor.
Neben Fußball bietet der Verein (knapp 1.800 Mitglieder) viele Basissportarten und Angebote für die ganze Familie. Höhepunkt in jedem Jahr ist das Sportfest, wo alle Sparten und Abteilungen Ihre Aktivitäten präsentieren und mit ihrem Vorsitzenden Rüdiger Zach an der Spitze einen großen Festumzug durch das Dorf unternehmen.
Weiter Informationen unter : http://www.heesseler-sv.de/
Auch die Feuerwehr in Heeßel ist sehr aktiv. Neben vielen Aktionen rund um die Jugendwehr sind sie natürlich stets im „Einsatz“, getreu ihrem Motto:
RETTEN - LÖSCHEN - BERGEN
Momentan werden die Rahmenbedingungen verbessert und ein größeres und moderneres Feuerwehrhaus wird gebaut.
Deswegen ist die höchste „Erhebung“ momentan in Heeßel der Baukran...
Am Ostersamstag hat die Feuerwehr um ihren Ortsbrandmeister Karsten Lübbe stets Ihr großes „Event“, nämlich das weit über die Burgdorfer Grenzen bekannte Osterfeuer.
Hier mehr : http://www.heessel.de/
Gemeinsam haben beide Gruppen sowie der enagagierte Ortsvorsteher Hans-Jürgen Staringer auch die 1.Burgdorfer – Wettkampfspiele, das Heeßeler Ritterfest, die Veranstaltung „Burgdorfer Landpartie“ und die Teilnahme am großen Festumzug zur 725 Jahrfeier der Stadt Burgdorf, auf die Beine gestellt, wo man nebenbei bemerkt- insgesamt den 1.Platz belegte.
Wie fing denn alles mal` an mit dem Dorf Heeßel ?
Im Jahr 983 trafen sich auf der Burg Heeßel nach Thietmar von Merseburg die Großen der Sachsen nach dem Streit mit Heinrich dem Zänker. 990 trafen sich hier erneut wichtige Persönlichkeiten der Sachsen zur Festlegung der Grenzen der Bistümer Minden (Enger) und Hildesheim (Ostfalen).
Nach dem heutigen Stand der Forschung wird der Ort 1360 im Lüneburger Lehnsregister der Herzöge Otto und Wilhelm von Lüneburg erstmals urkundlich erwähnt. 1660 gab es im Ort bereits 14 Halbhöfnerstellen. Erst im 18. Jahrhundert kamen die sogenannten Kötner und Brinksitzerstellen hinzu. Um das Jahr 1800 umfasste Heeßel etwa 150 Einwohner.
Einen Bevölkerungssprung erfuhr der Ort nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945, als sich die Einwohnerzahl durch den Zuzug von Vertriebenen verdoppelte. 1974 wurde Heeßel im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform in die Stadt Burgdorf eingegliedert und verlor somit seine Eigenständigkeit.
Das Wappen von Heeßel zeigt auf einem grünen Hintergrund einen goldenen Löwen auf einer silbernen Festungsmauer, vor der drei grüne Nadelbäume stehen. Die Festungsmauer stellt hierbei einen Hinweis auf die Burg Heeßel dar.
Die Geschichte der Burg und der Heeßeler:
Bei der Burg handelte es sich um eine Niederungsburg vom Typ einer Turmhügelburg, die zusätzlich von Wällen im Stil einer Wallburg umgeben war. Der Kern des Befestigungswerks war ein kleiner Burghügel mit den Ausmaßen von etwa 20 x 20 m. Auf ihm stand vermutlich ein hölzerner Turm, der zu Wehr- als auch zu Wohnzwecken diente. Der Hügel wurde durch einen Graben gesichert. Das Innere der Anlage war durch zwei Tore abgesichert.
Der Burghügel bildet die Hauptburg, um die großräumig ein spiralförmiger Wall herumführt. Außerhalb ergab sich aus einem vorgelagerten Teilwall eine kleinere, dreiecksförmige Vorburg. Die umgebenden Wälle waren aus Lehm, Sand und Plaggen errichtet. Der östliche Teil der Vorburg wurde mit einer Mauer aus Raseneisenstein verstärkt.
Die Wälle haben heute noch eine Höhe von etwa 3-5 m. In einem späten Nutzungsstadium entstand die Vorburg durch eine Erweiterung in die Niederung nach Osten. Sie bestand aus einem heute noch vorhandenen, etwa 180 m langen Wall. Er war 5 m breit, aber nur etwa 1 m hoch.
Davon bestehen noch Reste am Weg nach Ahrbeck. Vermutlich schloss er früher kreisförmig und große Teile sind wegen landwirtschaftlicher Nutzung des Geländes abgetragen worden. Innerhalb der Vorburg wurde bei der Ausgrabung 1934 ein 1,5 m tiefer Brunnen mit Holzverschalung gefunden.
Innerhalb der Hauptburg wurden zwei Gebäude gefunden. Es handelt sich um die 70 cm breiten Fundamente eines rechteckigen Gebäudes (10 x 6 m) mit gestampften Lehmboden und gemauertem Herd.
Darauf dürfte ein Holzaufbau gestanden haben. Unmittelbar vor dem Haus fand sich eine weitere gemauerte Kochstelle mit Keramikresten. Die Fundamentreste eines zweiten Gebäudes hatten die Ausmaße von 6 x 9 m. Darin fand sich ein noch intakter Lehmboden
Nähere Erkenntnisse über die Erbauer und Nutzer des Ringwalls sowie des Burghügels gibt es bisher nicht. Aufgrund der archäologischen Funde lässt sich die Nutzungsdauer der Anlage dem 8.-13. Jahrhundert mit Schwerpunkt im 10.-11. Jahrhundert zuordnen.
Denkbar ist ein unterschiedlicher Entstehungszeitpunkt von Burghügel und Wällen. Bei vergleichbaren Anlagen wurde die mittelalterliche Burg erst Jahrhunderte nach Entstehung eines Ringwalls in diesen integriert.
Einer Vermutung nach ist die Burg Heeßel, zumindest zeitweilig, den Adligen von Depenau zuzurechnen. Sie herrschten im 12.-13. Jahrhundert im Raum Burgdorf. Dietrich von Depenau ging um 1236 nach Westpreußen wo er vom Deutschritterorden eine Burg und Ländereien erhielt. Seine Söhne verwalteten die Besitzungen in Burgdorf, aber durch den Tod von Volrad von Depenau 1283 erlosch das Geschlecht.
Als die Ortschaft Tiefenau in Westpreußen im Jahre 1936 ihr 700 jähriges Bestehen feiern konnte, nahmen die Bewohner die Verbindung zur Heimat ihrer Vorfahren wieder auf. Man lud damals den Landrat (von Lohneisen) und den Kreisausschuß des Kreises Burgdorf ein.
Mit Rücksicht auf die erheblichen Kosten einer Reise nach Westpreußen sah damals die Burgdorfer Kreisverwaltung von der Entsendung einer Abordnung ab. In dem Glückwunschschreiben wurden dafür 10 Jungen aus der Gemeinde Tiefenau zu einem vierwöchigen Sommerurlaub in den Kreis Burgdorf eingeladen.
Die Kosten für Reise und Aufenthalt trug der Kreis Burgdorf. Burgdorf übernahm damals auch die Patenschaft für den Kindergarten in Tiefenau.1945 wurde innerhalb weniger Monate die Arbeit von vielen Jahrhunderten vernichtet und viele der Bewohner von Tiefenau kehrten in das Land ihrer niedersächsischen Ahnen zurück.
In Heessel haben wir auch noch zwei Straßennamen die an das Geschlecht der von Depenaus erinnern. Der Ahrbergenweg nach dem Stammsitz der von Depenaus genannt und den Tiefenauweg nach der Ortschaft Tiefenau bei Marienwerder in Westpreußen.
Hier nun noch eine Heeßeler – Fotogalerie mit vielen Eindrücken vom Dorf und deren Aktivitäten:
Quellen: www.wikipedia.de / www.burgdorf.de
Bürgerreporter:in:Michael Winkelmann aus Burgdorf |
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