Kaffee ist nicht allein zum Trinken da ...
Hier kommen also die in der Vorstellung meiner Flexaret TLR versprochenen mit dieser Kamera geschossenen Fotos. Die Bilder haben keinerlei künstlerischen Anspruch, sie sind einzig Testbilder, um mit der Kamera und dem ungewohnten Mittelformat ebenso vertraut zu werden wie mit der Entwicklung des Films. Ja, ich entwickle die Filme selbst, wie ich es vor x-zig Jahren auch schon gemacht habe. Und damit kommen wir zu der in o.a. Artikel schon angekündigten Besonderheit und der Auflösung des möglicherweise für den einen oder anderen irritierenden Titels dieses Artikels. Kaffee, ja, manche können nicht ohne, und bei vielen wird auch während der Bildbearbeitung am Rechner oder in der Dunkelkammer ein Pott Kaffee in erreichbarer Nähe stehen. Das aber ist nicht das, was ich meine. Was ich meine ist: Dieser Film wurde nicht in einem herkömmlichen Entwickler wie Rodinal o.ä. entwickelt, sondern in einer Mischung aus Pulverkaffee, Wasch-Soda und Vitamin C, aufgelöst in Wasser. "Quatsch!", höre ich jetzt den einen oder anderen rufen, "das geht doch nicht!" Doch, geht, seht Ihr ja. Als erster entdeckte der Amerikaner Scott Williams am Rochester Institute of Technology (RIT) diese alternative Möglichkeit zur Filmentwicklung. Es funktioniert, weil Kaffee bestimmte Säuren enthält, die ein chemischer Entwickler auch enthält. Das Waschsoda reguliert den pH-Wert in Richtung Lauge. Das Vitamin C, genauer die in ihm enthaltene Ascorbinsäure, beschleunigt den Entwicklungsvorgang. Schließlich gibt es noch Rezepte, die Pottasche (Kaliumbromid) und Sodiumsulfite (bekannt als "Bubble Ex" für Wasserbetten) oder jodiertes Speisesalz enthalten. Das Charmante an dieser "homemade soup" ist die Tatsache, dass man die Bestandteile, zumindest für das Originalrezept, beim Kaufmann um die Ecke bekommt. Und dass man keinen Sondermüll produziert.
Meine "Suppe" besteht aus:
- 450 ml Wasser
- 18-20 g löslicher Kaffee (da experimentiere ich noch etwas)
- 25 g Waschsoda
- 8 g Vitamin C
Der hier verwendete Ilford HP5+ 400 wurde 30 Minuten bei einer Temperatur von 20° C in diesem Gebräu entwickelt. Kommt doch schon ganz gut; an einigen Stellen ist es mir noch ein bisschen zu dunkel, wobei ich mir allerdings nicht sicher bin, ob es an der Aufnahme, der Mischung oder der Zeit liegt. Ich werde sehen ...
Das soll für hier und heute als Info mal genügen - wer mehr wissen will, guggele mal nach "Caffenol", das gibt ungefähr 150.000 Treffer ...
Bürgerreporter:in:Detlev Müller aus Burgdorf |
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