Jakobsweg - vor einem Jahr : Puente la Reina - Estella
Dienstag, 29.04.2008 – der sechste Tag
Banane und Müsli-Riegel, ein knappes Frühstück, aber besser als nichts. Diese Kombination wird weitgehend zum Standardfrühstück werden.
Mein Mit-Pilger Walter und ich gehen am Río Arga entlang und staunen bald über riesige Spargelfelder, in denen fleißig gestochen wird. Entsprechend lang ist die ausgelegte Spargelstrecke.
Gleich darauf wird es wieder richtig steil, bis wir Maneru erreichen. Kurz danach öffnet sich ein weiter Blick in eine Ebene, über die sich auf einem Hügel der Ort Cirauqui malerisch erhebt. In einer Panaderia gibt es neben Brot auch Kuchen und Kaffee. Also: kleine Pause!
Auf dem Weg nach Lorca machen wir dann eine längere Rast. An einer Steinbrücke über den Río Salado lassen wir es uns richtig gut gehen. Vom Picknick mit Chorizzo und Queso haben wir überwiegend Abstand genommen, denn beides wird in der Plastikdose bei der Wärme / Hitze sehr fettig, weich und auch unansehnlich. Es leben die Fischkonserven! Zum Baguette gibt es nun abwechselnd Thunfisch, Sardinen in verschiedenen Ölen und Saucen, sowie „Calamares en salsa americana“. Ein Apfel zum Nachtisch. Allerdings ist das ganze nur mit einem schwereren Rucksack zu haben. Deshalb wird jeder Einkauf penibel geplant.
Schon bald sind alle vier Brückenecken mit rastenden Pilgern besetzt. Während es morgens um 07.00 Uhr noch recht frisch war – auf die Faserpelzjacken kann man nicht verzichten – ist es nun sehr warm in der Sonne, so dass auch die „Beinlinge“ von der Hose abgetrennt werden können.
So geht es in leichter Kleidung über Lorca und Villatuerta nach Estella. Wir kommen nun in das tiefer eingeschnittene Tal des Río Ega. Ziemlich am Ortseingang liegt die städtische Herberge direkt am Weg. Wir lernen, wie man die Reihenfolge der Bettenvergabe korrekt einhält. Die Rucksäcke werden am noch verschlossenen Eingang durch die Pilger in der Reihenfolge ihres Eintreffens aufgestellt. Und es wird genau beobachtet, ob man sich an diese Regel hält. Eine halbe Stunde nach unserem Ein-treffen wird die Herberge um 13.00 Uhr geöffnet. Die Öffnungszeiten sind in aller Regel an der Pforte angeschlagen. Für 5,50 € inklusive Frühstück erhalte ich mein Bett in einem engen 16-Betten-Raum. Und heute sind auch wieder genügend Fenster da!
Während Walter und ich – nach immerhin knapp 25 km Pilgerweg – noch einen Rundgang durch die Stadt machen, füllt sich die Herberge. Am frühen Nachmittag bereits weist ein Schild die später eintreffenden Pilger darauf hin, dass alle 104 Betten belegt sind. Sie müssen entweder bis zur Jugendherberge gehen oder sich in einer Pension oder einem Hostal / Hotel einmieten. In einer Stadt mit 13.000 Einwohnern ist das kein Problem.
Im Hof der Herberge treffe ich Michael und Roswita wieder. Sie wohnen in Minden, stammen aus Trier bzw. aus NRW und waren beide über 30 Jahre als Binnenschiffer unterwegs.
Die Suche nach einem Restaurant gestaltet sich heute, trotz oder vielleicht auch weil Max und Torsten mit von der Partie sind, sehr schwierig. Fast alle Restaurants servieren das Abendessen erst um 20.00 Uhr. So landen wir schließlich in einer Bar, die aber schon von Mitpilgern bevölkert ist. So wird die Auswahl von Bestellung zu Bestellung immer kleiner. Der Gipfel endlich ist, dass Torsten statt der bestellten Koteletts Hähnchen serviert bekommt. Es folgt ein längerer Disput, aus dem sich die offenbar aus Lateinamerika stammende Bedienung beleidigt zurück zieht. Torsten will nie wieder in eine Bar zum Essen gehen.
Bürgerreporter:in:Heinz Schumann aus Burgdorf |
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