Jakobsweg - vor einem Jahr: jeden Tag Störche

jeden Tag Störche
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Mittwoch 21.05.2008 : seit vier Wochen unterwegs
Ponferrada – Villafranca del Bierzo 24,9 km

Heute beginnt das Aufstehen in der Herberge schon um 05.30 Uhr. Walter und ich folgen um 06.00.

Da hinter einem kurzen Flur der große Aufenthaltsraum liegt, beschließe ich, meinen Rucksack dort zu packen. An einer der Sitzgruppen beginne ich damit, und ich bin bei weitem nicht der erste, der sich hier für die heutige Etappe rüstet. Dennoch mault mich eine Pilgerin aus ihrem Schlafsack an, in Englisch mit südländischem Akzent. Es sei unmöglich, so früh aufzustehen, nur um als erste losrennen zu können und als erste in der nächsten Herberge zu sein. Wir seien Marathonläufer – was in meinem Fall stimmt, aber sie kann es ja nicht wissen – und keine Pilger. Nur sie selbst sei eine wahre Pilgerin. Ich merke an, dass das hier kein Schlafraum ist und lasse mich nicht weiter stören. Kurze Zeit später rollt sie sich aus ihrem Schlafsack und setzt sich an den Internet-Computer im Raum. Aha - das also ist wahres Pilgern!

Der Weg aus Ponferrada heraus zieht sich in die Länge. Auf der Straße nach Fuentes Nuevas herrscht reger Berufsverkehr. Am Wegesrand erstrecken sich erstmals Felder, die mit Mohn übersät sind. Und natürlich grüßt auch wieder ein Storch aus seinem Nest. In Cacabelos folgt die übliche Kaffeepause nach gut zwei Stunden des Weges.
Es fängt leicht an zu regnen, Regensachen sind gefragt. Aber schon beim Anstieg nach Pieros können wir uns wieder von den Ponchos befreien. Das ist zwar immer eine zeitaufwändige Prozedur, aber auf die Wetterwechsel nicht zu reagieren würde sich auf Dauer rächen – so oder so. Wir gehen hinter Pieros nicht den Hauptweg sondern folgen der Straße.

Nach etwa zwei Kilometern rufen uns vier Spanier, die wir zwischenzeitlich überholt hatten. zurück. Der rechts abzweigende Feldweg sei die kürzere Strecke. Wir folgen ihrem Rat und ihren Spuren. Später geben sie uns einen zweiten Rat. Aus Erfahrung wissen sie, dass die städtische Herberge in Villafranca del Bierzo die bessere von zwei Möglichkeiten sei. Auch das stellt sich in unserem eigenen Vergleich als zutreffend heraus.

Villafranca del Bierzo liegt in einem tief eingeschnittenen Tal. Wohin man sich auch wendet, es geht gleich ziemlich steil rauf oder runter.
Wir erkunden die Altstadt, noch bevor die Geschäfte über Mittag schließen. Dann nehmen wir auf dem zentralen Platz von Villafranca ein Mittagessen ein. Das Pilgermenü hier bietet mal etwas Besonderes: Caldo gallejo und Churrasco.
Für das Abendessen habe ich eingekauft. Ich nehme es im Aufenthaltsraum der Herberge zusammen mit Uta und Klaus ein. Walter ist mit Kurt am Nachmittag gleich unten im Zentrum geblieben.
Noch bin ich unschlüssig, ob ich vielleicht morgen den Nebenweg „Camino Duro“ nehmen soll. Das bedeutet aber ein zusätzliches Auf- und Absteigen. Und dann ist das für morgen geplante Ziel möglicherweise nicht mehr zu realisieren. Walters Entschluss ist ohnehin klar: er wird den direkten Weg im Tal gehen. Ursel hingegen wird die anstrengendere Variante nehmen, dafür aber nur bis Trabadelo gehen. Kurt fühlt sich wie immer frei in seiner Entscheidung. Er muss und will auf niemanden Rücksicht nehmen. Allein zu pilgern, hat wirklich viele Vorteile. Dennoch freut er sich immer wieder, uns am Abend zu treffen. Aber seine Meinung bleibt unverändert: „So Gott will, sehen wir uns wieder.“

Bürgerreporter:in:

Heinz Schumann aus Burgdorf

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