Jakobsweg - vor einem Jahr: Herberge abseits des Weges

Jakobsmuschel in der Rioja
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Freitag, 02.05.2008 – der neunte Tag
Logrono – Ventosa 21,5 km

Um 06.00 beginnt auch hier das Leben in der Herberge. Aufstehen und Sachen packen, das geht alles nicht geräuschlos. Dann kann man selbst auch nicht mehr lange im Bett bleiben.
Der Weg aus Logrono zieht sich in die Länge. Heute früh überholen uns einige Jogger beim morgend-lichen Training. Ein netter Weg zum Vogelschutzgebiet La Grajera lädt dazu geradezu ein. Ein herrlicher Morgen an einem großen See.
Am Ortsausgang von Navarrete, einer 2000-Seelen-Gemeinde, sehen wir uns auf dem Friedhof etwas näher um. Neben den uns vertrauten Gräbern ist in Spanien auch die Beisetzung in Mauerkassetten weit verbreitet.
Weiter geht es durch Weinfelder parallel zur Autobahn bis zur Abzweigung nach Ventosa. Erstmals verlassen wir den eigentlichen Camino, um zu einer Herberge zu gelangen. Die private Pilgerunterkunft San Saturnino mit 44 Betten in dem kleinen Ort mit 130 Einwohnern haben wir ausgewählt, weil sie auf der Paderborner Web-Seite mit dem Prädikat „wunderschöne Atmosphäre“ gepriesen wird. Wir können dieses Urteil durchaus nachvollziehen.
Heute verschärft sich das Problem der späten Herbergsöffnung. Die 21,5 km heute haben wir nach einem Abmarsch um 06.40 Uhr und einer 20-minütigen Pause schon um 11.10 Uhr geschafft. Um 13.00 Uhr werden wir erst eingelassen. Wir – das sind zwei vor uns eingetroffene Österreicher und die hinter uns folgenden zwei aus Minden – folgen einem Hinweisschild zu einem Restaurant in dem überschaubaren Ort. Bei 130 Einwohnern wird das Restaurant sowieso nur von uns Pilgern leben können. Es ist aber geschlossen. Also kehren wir zur Herberge zurück und reihen unsere Rucksäcke auf. Michael und Roswita wollen dort Brotzeit machen; Walter und ich suchen eine Bar am Ortsein-gang auf.
Nachdem die zwei Österreicher doch weiter gegangen sind, stehen wir an der Spitze der Warteschlange. Das sichert auch den ersten Platz unter der Dusche. Ich muss hier aber noch im Laden der Herberge (auch das ist ein Novum) wegen des gestrigen Verlustes ein Duschgel kaufen.
Den Nachmittag verbringen wir weitgehend im schönen, terrassenartig angelegten Hinterhof. Max und Torsten gesellen sich später dazu. Beide haben kleine Blasen und müssen etwas zur Fußpflege tun, neben der obligatorischen Wäsche. Hier steht mal wieder eine Waschmaschine zur Verfügung.
Zusammen mit Michael und Roswita essen wir in der Bar zu Abend. Der Wirt managt anfangs Bar und Küche allein, kurz nach 18.00 Uhr erhält er aber Verstärkung aus der Familie. Da geht alles schneller.
Für unser Pilgermenü – ich wähle Bohnensuppe und Eier mit Speck, dazu wie immer Brot und eine halbe Flasche Rotwein pro Person – zahlen wir 6,50 €!
Rotwein genieße ich auch noch nach der Rückkehr in die Herberge, zusammen mit zwei anderen Pilgern, die ich in den folgenden Tagen näher kennen lernen werde: Kurt aus Schleswig-Holstein und ein Belgier mit Vornamen Raf. Er wird mir später sagen, dass ich einer der wenigen Deutschen sei, die seinen Namen richtig aussprechen. Von meinen Landsleuten werde er regelmäßig mit „Ralf“ angeredet.

Bürgerreporter:in:

Heinz Schumann aus Burgdorf

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