Jakobsweg - vor einem Jahr: ein Dorffest zuviel

die längste Brücke auf dem Jakobsweg
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Samstag, 17.05.2008
Villar de Mazarife – San Justo de la Vega 26 km

Es beginnt einer der langweiligsten Abschnitte unserer Wanderung. Fast 10 km schnurgeradeaus auf einer Asphaltstraße. Auf den flachen Wiesen beiderseits des Weges sind stolzierende Störche die einzige Abwechslung. Bei Villavente endlich biegen wir in das Dorf ab. Die Bar, in der wir einen Kaffee zu uns nehmen, ist aber erst noch die Fortsetzung der Trostlosigkeit des ersten Abschnitts. das Dorffest von gestern Abend hat seine Spuren hinterlassen.

Nun wird der Camino wieder landschaftlich schöner. Über eine Eisenbahnlinie geht es Richtung Hospital de Órbigo, den östlichen Teil einer Doppelgemeinde. Der westliche Teil Puente de Órbigo, liegt auf der anderen Seite des Río Órbigo. Beide Gemeinden verbindet die längste aller Brücken auf dem Jakobsweg.

Auf dem Weiterweg zum erklärten Tagesziel von heute treffen wir zum ersten Mal direkt auf „Buspilger“. Sie absolvieren eine kleine Strecke des Weges zu Fuß und werden ständig von einem Kleinbus begleitet, der die „Fußkranken“ aufnehmen kann. Sie tun sich mit ihrem kleinen Tagesrucksack oder Täschchen natürlich leichter als wir, die täglich über 20 – 30 km ihren 10 – 11 kg schweren Tourenrucksack tragen.

In Santibánez de Valdeiglesias, wo der Begleitbus dieser Gruppe den nächsten Wartehalt eingelegt hat, soll die heutige Etappe für uns eigentlich enden. Unmittelbar vor der Herberge kommen wir aber an einem vorbereiteten Festplatz vorbei. Ich fürchte Schlimmes. Walter will aber zunächst nicht weiter. Er werde schon ausreichend schlafen können. Nach einer kurzen Zeit des Wartens, wird ein Fenster der Albergue geöffnet und eine Frau erklärt, dass die Herberge in den nächsten 20 Minuten geöffnet wird. Sie weist aber auf das heutige Dorffest und den damit verbundenen Lärm in der unmittelbaren Nachbarschaft hin – es sind keine hundert Meter – und sagt wörtlich: „I cannot recommend to stay here overnight“. Für mich ist das die entscheidende Botschaft. Ich erkläre Walter, dass ich auf keinen Fall bleibe. Er könne das tun, wenn er das unter diesen Umständen wolle. Er lässt sich umstimmen, was ihm alles andere als leicht fällt, und wir brechen zum Weitermarsch auf.

Es folgt erfreulicherweise eine sehr abwechslungsreiche Strecke, die des Wanderns wirklich wert ist. Deshalb ist dieses Stück wohl auch durch den Reiseveranstalter der Buspilger ausgewählt worden. Mit dieser Art des Pilgerns kann man sich natürlich die Rosinenstücke des Jakobsweges heraus picken.
Von einem kleinen Hochplateau beim Wegkreuz Santo Toribio aus, sieht man in einiger Entfernung bereits Astorga. Man könnte die bis dort hin noch fehlenden 6 km eigentlich leicht schaffen, aber ich will Walters Kompromissbereitschaft nicht über Gebühr strapazieren. Es bleibt bei meiner Zusage, nur bis zur nächst möglichen Unterkunft zu gehen. Und das ist ein Hostal in San Justo de la Vega. Der Preis dafür ist, dass wir Astorga morgen früh im wahrsten Sinne des Wortes nur „im Vorübergehen“ sehen.
Im „Hostal Juli“ bekommen wir für zusammen 35 € ein Doppelzimmer nach hinten in ruhiger Lage. Ein 6-Bett-Zimmer für 6 € pro Bett hätte es auch gegeben. Beim Einchecken frage ich eher beiläufig, ob wir in der Bar auch etwas essen können. Das Resultat ist, dass für uns ein Menü für 9 € vorbereitet wird, das wir eigentlich noch gar nicht bestellt haben. Als wir uns zunächst nur zu einem Bier in die Bar setzen, ist das Essen schon fertig. Was soll´s! Es gibt Nudelsuppe, Lomo – das dünn geschnittene Kassler-Fleisch – mit patatas, und flan / helado (Pudding / Eis).

Bürgerreporter:in:

Heinz Schumann aus Burgdorf

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