40 Jahre Heesseler SV: Vier HSV-Trimmer folgten dem Ruf des Berges!
Beschreibung einer erlebnisreichen Bergwanderung auf dem Meraner Höhenweg:
Am 07.09.2013 starteten André Griep, Werner Härtel, Willi Müller und Günter Pultermann zu einer Wanderung in Richtung des Ortes Algund, in der Nähe von Meran in Südtirol. Unser Ziel war der Meraner Höhenweg. Die magische Zahl war die "24"; die Wanderwegzahl für den Meraner Höhenweg.
Dies ist ein Rundweg um die Texel-Gruppe, rd. 100 km lang und befindet sich auf einem Höhenniveau zwischen 900 und 3.000 m.
Nach Ankunft mit dem Auto dort, galt es zunächst die mentalen Voraussetzungen zu schaffen, um den Anforderungen dieser Wanderung gerecht werden zu können. Dies gelang am Besten im Biergarten der ortsansässigen Brauerei „Forst“ bei zünftigem Essen und „Maßvollen“ Getränken.
Der Startschuss für die Wanderung fiel am 08.09.2013 um 9:00 Uhr. Zunächst ging es mit dem Sessellift Algund – Vellau und mit dem Korblift Vellau – Leiteralm auf eine Höhe von 1.450 m. Leider bewahrheitete sich die Wettervorhersage, die relativ gutes Wetter prognostiziert hatte, nicht (es ist halt nur eine Wettervorhersage).
Die ersten Meter mussten wir leider unter Regenbekleidung wandern. Dies hob nicht gerade die Stimmung, zumal wir gleich zu Beginn rd. 300 Höhenmeter (nach oben) absolvieren mussten. Vorteil dabei, man kam schnell auf Betriebstemperatur.
Nach ca. 1 Std. liess der Regen nach und kam für den Rest der Wanderung auch nicht wieder.
Obwohl wir im weiteren Tagesverlauf viel Schatten hatten (es war recht wolkig), ließen Wolkenlücken hin und wieder erahnen, wie schön der Ausblick ins Vinschgautal sein müsste. Unser erstes Ziel, den Berggasthof Giggelberg erreichten wir nach 6 Stunden Wanderung und nach diversen Auf- und Abstiegen und Ab- und Aufstiegen über Bachläufe gegen späten Nachmittag. Hier fand die erste teambildende Maßnahme statt: Wir bekamen als Quartier ein Vier-Bett-Zimmer zugewiesen. Leicht ermüdet genossen wir den Abend mit der üblichen Kalorien- und Mineralstoffzufuhr und suchten früh genug den Konzertsaal auf (ohne Instrumente, der Body war Resonanzkörper genug), um am nächsten Tag mehr oder weniger ausgeschlafen die 2. Etappe in Angriff nehmen zu können.
Die zweite Etappe führte uns bei herrlichem Sonnenschein (auch diesmal stimmte die Wettervorhersage - Gott-sei-Dank - nicht) von Giggelberg nach St. Katharinaberg u. a. durch die „1.000-Stufen-Schlucht“. Frohen Mutes und bei guter Aussicht auf das Vinschgautal machten wir uns auf den Weg. Dieser führte uns zunächst über grüne Almwiesen und durch Almhöfe zur Tagesherausforderung, d. h. der vorgenannten Schlucht, die wir nach ca. 2 Stunden erreichten.
Es ging zunächst viele Stufen nach unten, um anschließend wieder viele Stufen nach oben zu klettern. Wie groß war die Freude und Hoffnung, als wir die Schlucht durchquert hatten, auf einem dann hoffentlich weniger anstrengendem Weg die Wanderung fortsetzen zu können. Die Freude währte bis zur nächsten Kurve, denn dann kam erst die richtige Schlucht. Waren die Kraft- und Ausdauerpotenziale jedes Einzelnen schon bei der ersten Schlucht beansprucht, so wurden sie jetzt bis auf das letzte Prozent abgefordert. Am Rande sei erwähnt, dass nicht nur der eigene Körper zu bewegen war, sondern jeder auch einen Rucksack mit rd. 12 kg Gepäck zu schultern hatte. Sherpas waren einfach nicht zu finden.
Spätestens jetzt stellte man sich als Organisator der Wanderung die Frage, ob die bestehende Freundschaft zu den übrigen Teilnehmen auch nach der Wanderung Bestand haben würde. Die Stille der Bergwelt wurde nicht nur einmal durch laute Zurufe – es waren keine Jubelschreie – und Flüche durchbrochen. Die Sehnsucht nach der Heesseler Landschaft war groß.
Nachdem wir diesen Teil der Wanderung mit Step-aerobic absolviert hatten, ging es für den Rest des Tages recht gemütlich mit einigen wenigen leichten Höhenveränderungen bis zum Tagesziel St. Katharinaberg weiter. Dort hatten wir im „Hotel am Fels“ zwei Konzertsäle mit Doppelbelegung gebucht.
Auch hier galt es, sich für den nächsten Tag zu stärken. Erfreulich war, dass es trotz der ungewohnten und körperlich anstrengenden Betätigung zu keinen Ausfällen kam.
Die nächst Etappe führte uns von Katharinaberg (1.245 m) zur Rableid-Alm (2.004 m). Da wir als 4. Etappe den Aufstieg zum Eisjöchl (2.909 m) auf dem Plan hatten, sollte es heute nur eine kurze und gemütliche Wanderung werden. Wiederum bei schönstem Wetter starteten wir, um mal gleich 250 Höhenmeter (noch oben) zu absolvieren. Der Weg führte jetzt weg vom besiedelten Schnalstal hinein in das Pfossental, das mehr alpinen Charakter hat. Die diversern Ab- und Aufstiege, Auf- und Abstiege durch kleine Täler und über Bachläufe brauchen nicht mehr erwähnt zu werden, man hatte sich ja daran gewöhnt. Unser Ziel, die Rableid-Alm erreichten wir recht früh, gegen 15:30 Uhr. Dies hatte den Vorteil, dass wir uns als erstes die Betten in einem Acht-Bett-Zimmer aussuchen konnten und sich auch noch keine Schlange vor der einzigen Dusche (für 26 Gäste, weiblich wie männlich) gebildet hatte.
Frisch geduscht und ausgeruht verbrachten wir den Rest des Tages in der Wirtsstube der Rableid-Alm und fanden dort auch Kontakt zu Dorfbewohnern, die mal kurz auf ein Bierchen und Schnäpschen (Zirbelschnaps) auf der Alm vorbeischauten. Halt wie in Heessel, mal kurz zu Tini auf ein Bier. Allerdings bedeutet es dort, vom Ende der Talstraße rd. eine Stunde Fußmarsch bergauf zur Alm.
Die Almwirtin Heidi und der Almwirt Stefan ließen es sich auch nicht nehmen, den selbst aufgesetzten Zirbelschnapes ausgiebig zu genießen. Gut, dass es den Tatbestand der Trunkenheit am Zapfhahn bzw. am Herd nicht gibt.
Im Laufe des Abends betraten dann noch zwei Jägersleut die Alm, um sich dort vom fröhlichen Stefan das frische Herz und die frische Leber einer geschossenen Gams zubereiten zu lassen.
Nachdem auch wir den Zirbelschnaps probiert hatten (schmeckt, als wenn man auf einem Kieferzweig herumlutscht) zogen wir uns zurück, denn wer zuerst schläft, hört das Schnarchen der Anderen nicht mehr.
Am nächsten Tag war frühes Aufstehen angesagt, denn die längste Tagesetappe war zu bewältigen. Nach einem zünftigen Frühstück (nicht nur der Schnaps, sondern auch Speck und Käse werden auf der Alm selbst gemacht) starteten wir um 8:00 Uhr bei 3 Grad Außentemperatur. In der Nacht hatte es Bodenfrost und leichten Schneefall auf den Bergspitzen gegeben. Unser Weg führte uns gen Osten, bei strahlend blauem Himmel der aufgehenden Sonne entgegen. Im Blick, ein herrliches Alpenpanorama und das von uns zu überquerende Eisjöchl. Jetzt waren wir im alpinen Bereich angekommen. Das war das, was wir erwartet und – bis auf einen - erhofft hatten.
Vorbei an einer weiteren Alm (dem Eishof) ging es für vier Stunden bergauf. Der Weg führte dabei in Serpentinen und zum Schluss über eine leicht schneebedeckte Landschaft über das Eisjöchl (2.909 m) bis zur Stettiner Hütte (2.875 m). Dort angekommen hatten wir einen sehr schönen Blick auf die östlich gelegene Alpenregion.
Hatten wir bisher rd. 900 Höhenmeter nach oben bewältigt, hieß es nun rd. 1.300 Höhenmeter nach unten zum Ort Pfelders (1.622 m) zu absolvieren. Auch dies kann anstrengend sein, denn der Weg war steiler und von der Beschaffenheit nicht so gut wie der der Aufstieg. Erwähnt sei auch, dass es tatsächlich Leute gibt, die meinen, diesen Wanderweg mit Mountainbikes befahren zu müssen.
War der Aufstieg ein Erlebnis, so war der steile Abstieg bis zur Lazinser Alm (1.882 m) eine Pflicht. Von dort ging es nach einer kurzen Pause weiter bis nach Pfelders (1.622 m) zum Gasthof Pöhl. Auch nach diesem Tag hielt die Freundschaft. Der lange Streckenabschnitt und die vielen Höhenmeter konnten bei einem Saunabesuch verarbeitet werden. War die Verpflegung auf der Rableid-Alm zünftig und gediegen, so war sie im Gasthof Pöhl (Betreiber ist die Familie Günther Pöhl – Europameister 1995 im Slalom) exzellent. Es gab ein Fünf-Gänge-Menü. Es begann mit einem Anti-Pasti-Buffet und mit einem zweifarbigen Paprikaschaumsüppchen. Als Zwischen-gang wurden u. a. Ravioli mit Pilzfüllung gereicht. Als Hauptgericht gab es eine Schnitzelvariation mit Tomatenmark und Mozzarella, dazu mediterranes Gemüse und Kartoffelplätzchen, als Nachtisch weiße und schwarze Maus aus Schokolade.
Die fünfte Etappe führte uns von Pfelders (1.622 m) nach Magdfeld (1.150 m). Dieser Abschnitt der Wanderung ist nicht so spektakulär wie die Etappen zuvor. Zwar hat man auch hier schöne Aussichten, allerdings verläuft der Weg oft auf asphaltierten Wirtschaftswegen, was das Wandergefühl etwas einschränkt. Auch an diesem Tag war der eine oder andere Bergeinschnitt mit dem üblichen Auf und Ab zu bewältigen, was mit mehr oder weniger Begeisterung zur Kenntnis genommen wurde. Mit 800 m am tiefsten Punkt der Wanderung angekommen, entpuppte sich der am Schluss dieses Tages eher scherzhaft gemeinte Hinweis, dass ein ca. 300 m höher gelegenes Haus unser Tagesziel sei, leider als Wahrheit. Wer schon gut 7 Stunden Wanderung hinter sich hat, kann auf einen steilen Anstieg am Schluss des Tages gut verzichten. Aber was half es, dass Quartier war gebucht, also auf ging´s. Auch am Ende dieses Tages hielt die Freundschaft.
Da sich das Wetter als Konstante präsentierte, konnten wir auch den letzten Teil der Wanderung von Magdfeld (1.150 m) über Hochmuth (1.361 m) zur Leiteralm (1.450 m) bei schönem Wetter absolvieren. Eine weitere Konstante war das Auf und Ab durch diverse Taleinschnitte.
Nach einer Pause in einem Berggasthof nutzte ein kleiner Mischling die Gelegenheit und schloss sich als fünfter Wanderer unserer Gruppe an und machte auch nach mehreren Kilometern keine Anstalten, umzukehren. Er lief mit Begeisterung mit und war offensichtlich froh, Anschluss gefunden zu haben. Wir hatten zwar vor, kleine Präsente für unsere Familien mitzubringen, aber keinen Hund, auch wenn er noch so niedlich war. Die Trennung wurde an einem Tor zu einem Viehgatter vollzogen. Die Begeisterung für diese Aktion war einseitig, das Kläffen und Winseln des Hundes noch einige Zeit zu hören (was waren wir grausam).
Als Höhepunkt des Tages entpuppte sich dann noch einmal ein richtig steiler Aufstieg über eine Stunde nach Hochmuth, mit anschließendem Auslaufen zur Leiteralm. Dort wartete wieder der Korblift bzw. der Sessellift auf uns, diesmal in die andere Richtung.
Nach 6 anstrengenden, wie ich meine aber schönen Etappen, viel vergossenem Schweiß und diversen Flüchen trafen wir wieder in Algund ein.
Der Tag nach dem Zieleinlauf diente der Entspannung und Erkundung von Meran sowie dem Shopping (Obstler, Speck, Wurzen und Käse) dort.
Am darauf folgenden Tag stand die Heimreise auf dem Programm. Nicht auf dem Programm stand allerdings ein Plattfuß, der uns bei Memmingen ereilte, so dass wir mit Verspätung in Heessel eintrafen.
Damit war für uns Flachlandtiroler ein richtiges Abenteuer beendet und es können neue Ziele ins Auge gefasst werden, wie z. B. Ostfriesland, soll ja auch sehr schon sein (wegen der Berge).
Bürgerreporter:in:Michael Winkelmann aus Burgdorf |
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