Wider die Nation – und warum wir die Vereinigten Staaten von Europa brauchen

« In unserer Familie ist ein Pass nur ein Stück Papier. Jeder hat einen anderen. » (Weltbürger Sir Peter Ustinov)

Nation – was ist das?

Manche behaupten es wäre ein Bindeglied für Menschen von gleicher Sprache und Kultur, Herkunft und ominösen « Werten » die jedoch zu benennen sich auch die lautesten Berufer schwer tun – und wenn sind es Werte die nicht wirklich einer Nation als Alleinstellungsmerkmal zuzuordnen sind, ja, oft nicht einmal einem Kulturkreis..

Nation umfasst weder eine herkunfts- noch kulturell identische Gruppe sondern tatsächlich verschiedene, die sich – wie unschwer am Beispiel Deutschland und Bayern erkennbar ist – keineswegs mit den anderen Gruppen wirklich solidarisch oder ihnen zugehörig fühlt, eher schon sich in gegenseitiger herzlicher Abneigung zugetan ist.

Tatsächlich ist jede Nation ein künstliches, ein politisches Gebilde das sich die Menschen nicht selbst gegeben haben – wie denn auch..
Oft sind die Grenzen einer Nation durch Hegemoniebestrebungen (kriegerisch oder durch Heirat..), Ergebnis eigener oder fremder Macht oder Mächte von aussen vorgegeben worden, politisch-willkürlich und lassen kaum einen Schluß auf ein eigenes Wollen oder Einwirken der Betroffenen zu, im Gegenteil – die (Süd)Badener waren mitnichten mit der Zwangsverheiratung zu Baden-Würtemberg einverstanden – genützt hat es ihnen freilich nichts.
Solche Zusammenschlüsse von der (Samt)Gemeinde- bis zur Landesebene werden von den Verwaltungsfürsten ja gern mit « Synergieeffekten » begründet die für die Bürger meist jedoch mit längeren Wegen, Entscheidern ohne regionale oder Ortskenntnisse und für die Führungsspitze oft genug mit einer höheren Besoldungsstufe verbunden ist.

Sind Elsässer französisch oder deutsch ?
Sind die Basken Franzosen oder Spanier – oder nichts von beidem ?

Diese Beispiele lassen sich auf fast jede Nation anwenden – ob auf die Abneigung bis hin zum Hass zwischen Nord- und Süditalienern, den Tirolern oder auch auf die Zwangsgemeinschaft von Flamen und Wallonen Namens Belgien.

Wer oder was sind US-Amerikaner oder Afghanen ?

Solidarisch-national ist man nur nach aussen; gegen (Fussball)Gegner oder Ausländer. Doch – geht es z.B. in Deutschland um den Länderfinanzausgleich – schon ist es aus mit der Solidarität, auch wenn die Steuereinnahmen um die es geht garnicht oder nur teilweise im eigenen (Bundes)land erwirtschaftet wurden oder es um die eigenen «Kompetenzen». beispielsweise in den Bildungsinhalten geht, da kocht jede Teilnation gern ihr eigenes Süppchen.

Sprache ?

Ja, « Deutsch » hat etwas mit Sprache zu tun; die Römer/Italiener nannten die Menschen die von Norden in wenig friedlichen Absichten über die Alpen kamen « Theodisci » (heute « Tedesci ») - was sich aus dem althochdeutschen « diutisc » ableitet und schlicht « volkssprachlich  bedeutet und damals nichts weiter hieß als « des Lateinischen nicht mächtig » - sprich : Mindergebildet.
Und daß Sprache und Nation nicht übereinstimmen (nie übereingestimmt haben) ist daran erkennbar wenn man sich vor Augen führt wo überall bis heute auch Deutsch bzw. ein deutscher Dialekt gesprochen wird : In Teilen Dänemarks, Polen, Tschechoslowakei, Österreich, Norditalien, Schweiz, Ostfrankreich, Belgien, Luxemburg, Niederlande. Dazu kommen natürlich Länder in die gruppenweise Deutsche ausgewandert sind, u.a. nach Afrika und natürlich Süd- und Nordamerika.
Wer also das beliebte « Ami-Bashing » spielt und und « Deutschland » dagegenstellt verkennt daß gut ein Viertel der US-Amerikaner deutschsprachiger Herkunft sind... dazu gehören auch Leute wie Schmidt-Freund Henry Kissinger oder der ehemalige US-Verteidigungsminister und Irakkriegstreiber Donald Rumsfeld – auch Donald Trump hat deutsche Großeltern. Hat er auch « deutsche Werte » ?
Der deutsche Sprachraum hat bei der Bildung Deutschlands und den nachfolgenden Änderungen bis zur heutigen Situation keine wirkliche Rolle gespielt.

Kultur – und damit auch Herkunft – sind ebenfalls kein Bindeglied,

denn « die Deutschen » gibt es in dieser Hinsicht nicht, auch wenn dies vielen « Patrioten » nicht gefällt.... denn sie haben wohl nicht einmal die «Feuerzangenbowle» gesehen (oder verstanden) in der die Völkerwanderung humorvoll beschrieben wird.. Neben den Kelten u.a. Sachsen, Franken, Bajuwaren, Böhmen und noch einige andere...
Alle diese waren völlig verschiedene Völker und Stämme mit ihrer eigenen Kultur die zum Teil bis heute fortlebt ; wer einen Badener oder Franken als Schwaben bzw. Bayern anredet bekommt einen kleinen Eindruck davon wie « Deutsch » dieser ist.

Und was nicht sonst noch alles als « Kultur » herhalten muss... und dann noch als « deutsche » Kultur – dabei ist dem Bremer die Schweinhaxe so wie dem Münchner das Labskaus!

Festzuhalten ist daraus: Es gibt kein «Deutsches Volk» im kulturell-geschichtlichen Sinne, ebenso wenig wie alle deutschsprachigen Menschen Deutsche sind oder sich dazugehörig fühlen – im Gegenteil !.
Vielmehr besteht Deutschland aus einer Ansammlung unterschiedlicher Ethnien die sich bis heute ihre Eigenarten bewahrt haben und deren Zusammengehörigkeitsgefühl sich bestenfalls auf Kreis- oder allerhöchstens Landesebene bezieht und die nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs in einen neuen, duch die Ereignisse perägten politischen Verbund, eine Verwaltungseinheit aufgenommen wurden.
Daran ändern auch Ereignisse wie eine Europa- oder Weltmeisterschaft nichts; allenfalls verkümmert Schwarz-Rot-Gold zur Fußballfahne die dann irgendwann am Straßenrand im Dreck endet – was kaum jemanden von den « guten Deutschen » zu kümmern scheint.

Warum sich also verzweifelt am Begriff der Nation festklammern?
Was ist die Alternative ?

Es wäre weder sinnvoll noch wünschenswert separatistische Bewegungen zu stärken die eine Kleinstaat-Lösung wollen ; die Zeit der Flickenteppiche ist vorbei, im Gegenteil : gerade das jetzige Europa zeigt die Uneinigkeit und den Egoismus der Nationalstaaten und ihrer Bürger deutlich auf – und wie selbst ein kleiner Hemmschuh den Fortgang des Einigungsprozesses blockieren kann.
Andererseits zeigt es auf daß das hemmungslose Zusammennageln verschiedener Volksgruppen selbst über Jahrhunderte stets ein Gefühl der Unterwerfung und der Verweigerung der Selbstbestimmung nach sich zieht.

Es wäre also darüber nachzudenken diesen Volksgruppen in Regionalregierungen selbstgezogener Begrenzungen ihre Eigenständigkeit und Selbstbestimmung in den ureigendsten Bereichen zurückzugeben und dabei die eigenen Resourcen sich entwickeln zu lassen. So könnte es statt bisheriger nationaler Grenzen – um nur einige zu nennen - Regionen der Tiroler, der Basken, der Wallonen, der Waliser und der Schotten geben,
das Ganze aber innerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten von Europa die den Status einer Nation bekommen und für alle gemeinsamen Belange zuständig sind – zuallererst die Eigenständigkeit der Regionen zu schützen und auszubauen.

Beginnen sollte dies mit einer Zwei-, maximal Dreistaatenlösung – die Wiege der EU stand in Deutschland und Frankreich ; und auch die Wiege der VSE sollte sich dort befinden.
Und die Bürger sollen entscheiden welche Regionen es geben und welchen Umfang sie haben sollen.

Nach einer angemessenen Zeit der Konsolidierung soll in diesen Staatenbund nur aufgenommen werden der zum Einen NACH der Anpassung des nationalen Rechts, der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, des Sozial- und Steuersystems an das der VSE – und der den Schutz der Menschenrechte, seiner eigenen Minderheiten und deren Sprache nachweislich garantiert.

Laßt uns aus den Erfahrungen in der EU lernen, ihre Stärken nutzen und ihre Fehler vermeiden.

Bürgerreporter:in:

Edgard Fuß aus Tessin

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