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Kurt Knoblauch ist stinkig
Kurt Knoblauch ist stinkig
hochgeladen von Hildegard Grygierek
Jeder weiß, dass man Knoblauch nicht im Kühlschrank lagert. Nur Frau Grünhuber schien noch nichts davon gehört zu haben.
So kam es, dass Herr Kurt Knoblauch in ihrem Kühlschrank schweren Anschuldigungen ausgesetzt war.
Frau Grünhuber, offen gestanden nicht sehr viel Ahnung von jungem Gemüse, legte nach ihrem Einkauf die Knolle in das Gemüsefach ihres Kühlschranks, direkt neben der zierlichen Rosa Möhre.
„Äh, Bäh“, zeterte sie, „wie kann man nur so stinken? Sie sollten sich mal zwischen den Zehen waschen!“
Herr Knoblauch, zutiefst bestürzt, rollte etwas näher an das Möhrchen heran. „Ich brauche mich nicht waschen, sie – sie Möhre sie. Sie eingebildete Wurzel haben wohl vergessen wo sie hergekommen sind?“
Verlegen zupfte das Möhrchen an ihrem Grün. „Nein - das habe ich nicht. Meine Wurzeln liegen im Münsterland, bei einem Ökobauern mit bestem Ruf“.
„Das ändert aber nichts an der Tatsache“, meinte Kurt Knoblauch, „dass sie aus dem Dreck kommen. Sie haben ihn ja sogar noch am Kinn!“
Schamröte schoss der Wurzel ins Gesicht. „Das kann nicht sein, ich bin gründlich gewaschen worden“, erwiderte Frau Rosa Möhre und reckte sich ein wenig, damit sie sich in dem blanken Boden der über ihr stehenden Milchdose spiegeln konnte. Da, tatsächlich, ein Krümelchen Münsterländer Erdreich schmückte ihr winziges Kinn wie ein Muttermal.
„Das ist ein Schönheitsfleck, sie stinkendes Ungeheuer. Oben Hui und unten Pfui, das sind mir die Richtigen“, wetterte Frau Möhre.
„Was sind sie doch für eine ungehobelte Möhre. Ach was sage ich, sie kann man ja nicht einmal hobeln, dafür sind sie viel zu dünn und zu klein“, regte sich die runde Knolle auf.
Das Geplänkel im Gemüsefach wollte einfach nicht enden, bis sich eine schmächtige Schlangengurke einmischte.
„Also, ich bin zwar ziemlich grün hinter den Ohren, aber das kann man sich ja nicht mit anhören. Bevor Frau Grünhuber mich zu einem mickerigen Salat verarbeitet, werde ich ihr ganz gehörig die Meinung sagen. Knoblauchknollen haben im Kühlschrank nichts verloren und Tomaten dort nichts zu suchen.“
„Ja, ja, ja,“ schnatterten die kleinen Kirschtomaten, „das ist eine gute Idee, wir wollen hier raus. Unsere Kleinste ist schon fast eingefroren und verduftet ist auch unser schöner Duft“.
Frau Rosa Möhre schmollte noch ein wenig über die Frechheiten von Herrn Kurt Knoblauch, aber letztendlich gab sie sich zufrieden.
Der Gurke sagte man neben Dauerhaftigkeit Verlässlichkeit nach, was die Fleischwurst im oberen Fach bestätigte. Somit konnten sie darauf hoffen, vom ausgehenden Dunst der Knoblauchknolle in nächster Zeit befreit zu sein.
Bei der Annäherung des Kühlschranks sollte Frau Grünhuber ihr blaues Wunder erleben. Indem sie den Griff betätigte, schlugen ihr Endlosbeschwerden nur so entgegen.
Aber einsichtig wie sie war, war sie auch sogleich bereit das Gemüse korrekt zu lagern. Unverzüglich brachte sie die Streithähne auseinander. Die Gemüse-Zwiebeln legte sie zusammen mit Herrn Knoblauch ins Körbchen, die holländischen Tomaten und die spanischen Kirschtomaten kamen in eine Schüssel und die dicken Kartoffeln in den Keller. Nur die Möhre sollte in die frische Suppe kommen und bekam, wenn auch sachte, eins mit dem Hobel drüber.
© 2003 Hildegard Grygierek
Bürgerreporter:in:Hildegard Grygierek aus Bochum |
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