Erste Anzeichen für russischen Rückzug?
Russische Schiffe verlassen syrischen Hafen Tartus
Der syrische Hafen Tartus ist Russlands einziger Hafen außerhalb der eigenen Grenzen. Seit 1971 unterhält Russland- damals noch als Sowjetunion- diesen strategisch wichtigen Mittelmeerhafen, der jedoch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zunächst keine Rolle mehr spielte. Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2012 hat sich die russische Nutzung dieses Hafens deutlich intensiviert und wurde so zum wichtigsten Marinestützpunkt Russlands in Übersee.
Insbesondere nach dem groß angelegten russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine im Jahr 2022 gewann der Hafen für Russland erheblich an Bedeutung. Vor Beginn der Invasion verstärkte Russland dort seine Präsenz, um bei einer eventuellen Beteiligung der NATO- insbesondere durch Flugzeugträger im Mittelmeer- ein Gegengewicht aufzubauen.
Durch die überraschende Rebellion in Syrien steht nun dieser Hafen im Fokus. Russische Luftwaffe und iranische Milizen versuchen zwar, die Aufständischen zurückzuwerfen, aber entscheidende Erfolge konnten bislang noch nicht vermeldet werden. Bekommt Russland kalte Füße? Die russische Marine verfügt dort zur Zeit über fünf Einheiten: Zwei Fregatten der Admiral-Gorschkow-Klasse (Projekt 22350) , einer Fregatte der Admiral-Grigorowitsch-Klasse (Projekt 11356) , zwei Hilfsschiffen und einem U-Boot der Kilo-Klasse ( Projekt 877 Paltus).
Eines dieser Hilfsschiffe, der Tanker YELNJA, ist am gestrigen Montag ausgelaufen. Interessant dabei: Offenbar haben auch die Fregatten und das Uboot den Hafen von Tartus verlassen. Möglich, dass sie präventiv einen algerischen oder einen libyschen Hafen anlaufen, um erst gar nicht in Kampfhandlungen verwickelt zu werden. Sollte daraus eine dauerhafte Verlegung werden, werden wir diese Einheiten bald in der Ostsee beobachten können, auf dem Weg zurück nach Russland.
Entscheidend wird sein, ob der Vormarsch der Rebellen gestoppt und zurückgeworfen werden kann. Dazu wären Bodentruppen in ausreichender Zahl nötig, auf die Russland nicht zurückgreifen kann. Und ob die vom Iran entsandten Milizen die nötige Feuerkraft mitbringen, wird sich zeigen.
Bürgerreporter:in:Peter Gross aus Bochum |
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