G e d i c h t
"Ein Wunder ist’s ... " - Theodor Altwasser (1824 - 1879)
Wie kommt es doch, du altes Menschenkind,
dass stets ein neuer Lenz dich muss entzücken
und dass dir ist, als wärst du wieder jung
und müsstest, wie ein Kind, rings Blumen pflücken?
Wie kommt es doch, dass stets im lieben Mai
die Seele schwillt von Klängen neuer Lieder?
Das Herz war ja so lange still und stumm,
nun flattern drin die losen Vögel wieder!
Wie kommt es doch, dass stets im holden Mai
sich neue Liebe schleicht in alte Herzen?
Sind etwa dran die Nachtigallen Schuld,
die uns vertrauen ihre süßen Schmerzen?
Sag’ an, betrübter, weiser Philosoph -
wie kommt’s? Schreib’ mir ein Schriftchen doch darüber;
wir lesen’s unterm duft’gen Fliederbaum
und reden klug herüber und hinüber.
Frau Liebste schilt: du Tor, frag’ nicht so dumm,
genieße doch den Lenz in vollen Zügen
und spare dir dein närrisches "Warum"!
Ein Wunder ist’s, das lasse dir genügen!
Bürgerreporter:in:Eugen Hermes aus Bochum |
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