12 Bar Double Drive

Wohnzimmeratmosphäre und viel los
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Wer kennt sie nicht?

Ich gebe zu, ich kannte sich nicht, aber jetzt! 

Stille lag über Blankenberg. Einsam leuchteten die Straßenlaternen an der menschenleeren Lindenstraße zwischen Bäumen und parkenden Autos hindurch. Ein kalter Novemberabend. Ich schaute mich um. Kein Mensch zu sehen. Ich hatte jetzt viel Trubel erwartet, denn nach 2 Jahren Zwangspause öffnete das Kino heute endlich wieder die Türen zu einem Rockkonzert. Ich war gespannt, wie der Saal aussah, denn drin gewesen war ich noch nie – schließlich bin ich erst letztes Jahr von Hamburg hierhergezogen und hatte seitdem schon viel Gutes über das Kino gehört.

Ich kam der Location näher und lauschte auf Musik, aber der Ort schien wie ausgestorben. Ob wir dort die Einzigen wären?

Heute brannte zum ersten Mal Licht am Eingang mit dem Schriftzug „Filmtheater“. Man hatte mich eingeladen, und darüber hatte ich mich sehr gefreut. „Königin der Texte“ hatte bei der Kirbe im Oktober für Aufmerksamkeit gesorgt und zu einem langen Gespräch geführt, das mit der Einladung endete.

Heute spielte also eine Rockband. „12 Bar Double Drive“ sagte mir zwar nichts, aber ich habe schon viele gute Musiker kennengelernt, die mir vorher nicht bekannt gewesen waren. Und Rockmusik mag ich auch. Zu Rockmusik passte am besten ein Rock. Folglich hatte ich das Kleid, das ich ursprünglich anziehen wollte, wieder in den Schrank gehängt.
Schon an der Tür wurden wir herzlich empfangen. Im Eingang wurde kassiert. Wir betraten einen großen Saal voller Menschen. Gleich links eine Bar. Aus den Lautsprechern erklang Musik.

Viele Sitzmöglichkeiten, sogar mit super bequemem Plüschsofa!

Vorne eine große Bühne, auf der die Instrumente aufgebaut waren.

Was man von mir heute erwartete, wusste ich nicht. Ich hatte mir vorsichtshalber einen kurzen eigenen Text rausgesucht, den ich ggf. vorlesen könnte. Und ich hatte ein bisschen Beleuchtung mitgebracht.

Es war schließlich die dunkle Jahreszeit, und wenn ich mit Schärpe und Krone schon auffalle, dann kann ich auch richtig auffallen; dann kommt man ins Gespräch, und als Kulturbotschafterin ist es das, was mir immer am meisten gibt. So lernt man Leute kennen und die mich. In der Großstadt mag das unerheblich sein, aber in einem kleinen Ort möchte man wissen, wer mit einem zusammenwohnt. Und man kann Freunde auch nur kennenlernen, wenn man auf die Menschen zugeht und offen und ehrlich mit ihnen redet. Ich mache das seit 9 Jahren, und es gehört zu meinen Erfolgsrezepten.
Den Lutzi hatte ich natürlich auch dabei.

Er war etwas unsicher, ob das gut würde, falls da jetzt womöglich so ein paar junge Kerle raus kämen, die die Zeit der ursprünglichen Rockmusik nicht selbst erlebt hatten.
Und dann begann das Konzert. 4 gestandene Musiker, denen man sofort anmerkte, dass sie ihr Handwerk seit Jahrzehnten beherrschen, und von Anfang an fetzten bekannte Rocksongs durch den Saal. Die Bässe ließen Boden, Wände, das Sofa und uns vibrieren. Das hatte Power! Die Leute sprangen von den Sitzen und rockten auf der Tanzfläche, und es war eine Schau, den Lead-Gitarristen zu beobachten, der bei jedem Ton, den er anschlug, eine andere Miene machte.

Bei den schwierigen Lichtverhältnissen im Saal war es schwierig, brauchbare Fotos zu schießen. Mit dem Blitz wollte ich die Atmosphäre aber nicht zerreißen.

Die Post ging richtig ab. Gute alte Rockmusik vom Feinsten. Selbst für den, der eigentlich eine andere Musikrichtung bevorzugt, wäre klar geworden, hier spielt eine richtig gute Truppe. Erstaunlich, dass man über diese saustarke Band aus Berlin im Internet so gar nichts findet. Na ja, das ändert sich ja vielleicht jetzt. Im Kino waren auch Leute, die von weit herkamen, und die werden ihre Begeisterung mit nach Hause nehmen und weitererzählen, wie toll es in Blankenberg ist, wie hier das Kino rockt, und dass der Albtraum der Corona-Lockdowns offenbar überwunden ist.

Der Verein musik-film-theater e. V. plant weiter und will bald wieder regelmäßig zu Veranstaltungen einladen, wobei man sich auch neue Formate überlegt, um wieder mehr Kulturangebote machen zu können.

Dabei schweben auch Ideen von Lesungen und Filmen im Raum. Man hat mich als die Königin der Texte schon mal gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, etwas dazu beizutragen. Noch sind wir in einem frühen Stadium, aber hier ist etwas in Bewegung geraten, das wieder wachsen kann. Das Filmtheater in Blankenberg war sehr gut besucht, und das bis zum Konzertende um ein Uhr früh.

Für den Rückweg war ich froh, dass ich meine Beleuchtung hatte und eine Taschenlampe dazu. Die Straßenlaternen gehen nämlich nachts aus. Aber eigentlich hätten sie viel früher ausgehen können, wenn schon um 21 Uhr praktisch niemand mehr draußen in der ungemütlichen Kälte herumläuft. Wer mit dem Auto kommt, hat selber Licht, und die wenigen Hundegänger haben Lämpchen an ihren Hunden. Wenn jeder nächtliche Passant eine Taschenlampe mitnimmt, könnte viel Energie gespart werden in diesen Krisenzeiten.

Ich wurde stark erinnert an Ludger Skibowski, der in Hamburg-Bergedorf seit vielen Jahren unter dem Label „Soundyard“ sehr erfolgreich beliebte und gut besuchte Konzerte organisiert. Man sieht, was in der Großstadt funktioniert, das geht auch hier im wunderschönen Thüringen

Bürgerreporter:in:

Charlene Wolff aus Blankenberg

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