Stefan Morsch hatte die Idee für die erste deutsche Stammzellspenderdatei

Stefan Morsch war der erste Europäer, dem das Knochenmark eines fremden Spenders übertragen wurde.
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Im Dezember 2014 ist Stefan Morsch 30 Jahre verstorben. Und doch ist das fröhliche Gesicht des damals 16-jährigen Jungen all denen präsent, die sich in Deutschland mit der Behandlung von Blutkrebs beschäftigen. Stefan Morsch aus dem rheinland-pfälzischen Birkenfeld war 1984 der erste Europäer, dem das Knochenmark eines fremden Spenders übertragen wurde. Eine Therapie, die damals noch als chancenlos galt. Dass heute deutschlandweit jährlich mehr als 6000 Leukämiekranke durch eine Stammzelltransplantation eine Chance bekommen, die Krankheit zu besiegen, ist unter anderem auch Stefans Eltern zu verdanken. Denn Hiltrud und Emil Morsch wollten nach dem Tod ihres Kindes anderen Patienten und ihren Angehörigen das ersparen, was sie erlebt haben. Deshalb gründeten sie 1986 die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erste Stammzellspenderdatei

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Stefan ist bis heute in der Stiftung präsent. Schließlich war er es, der nach dieser ersten erfolgreichen Transplantation 1984 den Plan hatte, ein Computerprogramm zu schreiben – als Basis für eine Stammzellspenderdatei, die es weltweit noch nicht gab. Eine tödlich verlaufende Lungenentzündung in der Nachsorge verhinderte, dass er dieses Projekt umsetzen konnte. Aber: „Seine Idee war der zündende Funken zu dem, was heute weltweit passiert“, so Emil Morsch. Noch heute reist der 72-Jährige auf der Suche nach Menschen, die sich als Stammzellspender registrieren lassen, durch ganz Deutschland. Die Stiftung organisiert Typisierungsaktionen. Vertreter der Organisation halten Vorträge an Schulen und Universitäten und knüpfen an dem weltweiten Netzwerk mit, das inzwischen mehr als eine Million Mal eine Stammzelltransplantation ermöglicht hat.
Angefangen hat es im Wohnzimmer der Eltern mit der Beratung von Leukämiepatienten. Dann kam die Stammzellspenderdatei, das eigene Labor, um die Blutproben kostengünstig und effizient auf ihre Gewebemerkmale untersuchen zu können, und eine Knochenmarktransplantationseinheit am Idar-Obersteiner Klinikum, weil es an Transplantationsplätzen mangelte. Inzwischen hat die Stiftung nahezu eine halbe Million Menschen typisiert und mehr als 5.000 Spender vermittelt. In Berlin, Flensburg und Tübingen werden Transplantationszentren unter dem Namen „Stefan-Morsch-Station“ geführt. Am Sitz der Stiftung in Birkenfeld gibt es eine hauseigene Entnahmestation für periphere Blutstammzellen.
Stefans Transplanteur Edward Donnall Thomas erhielt 1990 als Pionier der Knochenmarktransplantation den Medizin-Nobelpreis. Stefans Eltern blieben auch nach dem Tod ihres Kindes mit dem Arzt in Verbindung. Sie hatten hart dafür kämpfen müssen, dass ihr Sohn eine Chance auf Leben bekam. Wenn Kinder Ende der 70er-Jahre an Leukämie erkrankten, dann war das statistisch gesehen für mehr als die Hälfte das Todesurteil. Damals gab es keine Spenderdateien. Es gab keine Krankenkasse, die die Kosten der Transplantation mit Fremdspendern übernehmen wollte, weil sie nicht als etablierte Heilmethode galt. Es gab keine digitale Vernetzung und keine wohnortnahen Transplantationszentren. Es gab nur für viele Eltern leukämiekranker Kinder den ärztlichen Rat: „Nehmen Sie Ihr Kind mit nach Hause. Es wird sterben!“
Heute gibt es in Deutschland fast 30 Stammzellspenderdateien. Heute gibt es die Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende (SKD), einen Zusammenschluss deutscher Dateien, bei der Stefans Schwester, Susanne Morsch, als Vorsitzende den nationalen und internationalen Austausch pflegt. Es gibt das deutsche Zentralregister ZKRD in Ulm, wo auf die Daten von weltweit mehr als 20 Millionen registrierten Stammzellspendern zugegriffen werden kann – auch auf die der Stefan-Morsch-Stiftung. Diese Vernetzung war und ist ein wichtiges Ziel. So hat die Stiftung den Auf- und Ausbau des Netzwerkes stets finanzielle und mit Know-how unterstützt. Bis heute werden Forschungsvorhaben zur Verbesserung der Heilungschancen für Leukämie- und Tumorkranke gefördert. So trägt Stefans Idee noch immer dazu bei, dass Menschenleben gerettet werden.

Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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