Berlin in drei Tagen
Vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz

Das Brandenburger Tor war früher eines der Stadttore Berlins. (Foto: Katja Woidtke)
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  • Das Brandenburger Tor war früher eines der Stadttore Berlins. (Foto: Katja Woidtke)
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Imposant glitzert die Fassade des modernen Berliner Hauptbahnhofes in der Wintersonne. Reisende aus aller Welt kommen an diesem Verkehrsknotenpunkt in Berlin an, werden begrüßt in der gewaltigen, von Licht durchfluteten Halle des Turmbahnhofes und können von hier ihre Touren durch Berlin starten. Ob zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln - Berlin lässt sich auf viele Arten entdecken.

Wir haben uns zu einem gemütlichen Bummel Richtung Potsdamer Platz entschlossen und schlagen das Angebot einer Stadtrundfahrt mit dem Doppeldecker aus. Gleich gegenüber des Hauptbahnhofes schnuppern wir "Regierungsluft". Im Spreebogen liegt in einem Band mit dem Paul-Löbe-Haus und dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus das Bundeskanzleramt. Das von den Berlinern auch als "Waschmaschine" bezeichnete moderne Gebäude ist der Sitz des Bundeskanzleramtes und wohl das markanteste Bauwerk des Regierungsviertels. Im Paul-Löbe-Haus gleich gegenüber des Bundeskanzleramtes befinden sich Büros der Abgeordneten und Sitzungssäle. Durch die Glasfassaden könnt ihr den Volksvertreterinnen und -vertretern im wahrsten Sinne des Wortes bei der Arbeit auf die Finger schauen. Doch wir wollen Berlin erkunden und setzen unseren Weg Richtung Reichstagsgebäude fort. Vor den Containern neben dem Gebäude haben sich bereits lange Schlangen gebildet. Wer die aus Glas und Stahl gebaute Kuppel des Reichtstagsgebäudes einmal von innen sehen möchte, sollte früh auf den Beinen sein oder Geduld mitbringen.

TIPP: Der Besuch der Kuppel ist kostenlos. Ihr könnt euch über die Homepage des Bundestages online für einen Besuch anmelden. So spart ihr euch die Schlange vor der Außenstelle des Besucherdienstes bei einem Spontanbesuch.

Uns beeindruckt die Architektur des Ende des 19. Jahrhunderts im Stil der Neorenaissance errichteten Gebäudes auch von außen. Nehmt euch ruhig einmal die Zeit und entdeckt die Details an der Fassade des Reichstagsgebäudes. Wert auf Details wird in Berlin auch bei den Kanaldeckeln gelegt, die ein Relief mit Sehenswürdigkeiten der Stadt schmückt. Also lasst den Blick auch nach unten wandern. Dann entdeckt ihr auch einen Pflasterstreifen auf der Straße, der den ursprünglichen Verlauf der Berliner Mauer anzeigt. Kaum zu glauben, dass hier, wo heute Touristinnen und Touristen aus aller Welt gut gelaunt die Schönheiten der Stadt bestaunen, Berlin einmal getrennt war.

Am Rand des Tiergartens fällt uns eine Wurstbude auf, die Currywurst aus artgerechter Tierhaltung anbietet. Bei "Wurst :-)" zwischen dem Reichstagsgebäude und Brandenburger Tor können wir uns für unter 3,-€ mit leckerer Currywurst in leicht pikanter Sauce für die weitere Tour stärken. Lust auf eine Berliner Boulette? Kein Problem, auch die gibt es hier für den kleinen Hunger zwischendurch. Während die Doppeldecker mit Touristinnen und Touristen an uns vorbei fahren, beobachten wir Kleiber, Meisen und Co. die ihren Hunger an ihren Futterstellen bei der Wurstbude stillen. Mitten in der Hektik der Innenstadt Idylle pur!

Das im klassizistischen Stil erbaute Brandenburger Tor steht heute als Wahrzeichen für die Deutsche Einheit. Neben dem obligatorischen Foto vor dem Tor darf natürlich auch der Gang durch den eigentlich der königlichen Familie vorbehaltenen mittleren Durchgang nicht fehlen. Ende des 18. Jahrhunderts erbaut war das Brandenburger Tor einst ein Stadttor am Rande der Stadt. Napoleon ließ die Quadriga als Beutekunst Anfang des 19. Jahrhunderts nach Paris bringen. Schon bald fand sie ihren Weg zurück nach Berlin. Die heute von der Siegesgöttin Victoria gelenkte Quadriga sollte ursprünglich den Frieden in die Stadt bringen. Karl-Friedrich Schinkel (wir werden ihm bzw. seinen Bauten noch oft in Berlin begegnen) nahm der Friedensgöttin Eirene nach ihrer Rückkehr aus Frankreich ihre Insignien und verlieh ihr ein Eisernes Kreuz. Die meisten Touristinnen und Touristen kümmert das wenig - sie lassen sich mit Micky Maus oder Darth Vader vor dem Wahrzeichen der Stadt fotografieren. Disney-Land lässt grüßen.

TIPP: Achtet am Brandenburger Tor auf eure Wertsachen. Da hier viele Touristinnen und Touristen anzutreffen sind, laufen hier auch Leute herum, die euch raffiniert ablenken und bestehlen wollen.

Direkt neben dem Brandenburger Tor am Pariser Platz findet ihr eine Tourist-Information. Hier könnt ihr neben Souvenirs auch Stadtplan und Stadtführer kaufen und euch beraten lassen.

Am Pariser Platz werfen wir einen Blick auf das Hotel Adlon. Auch heute noch steht das nach dem Krieg ausgebrannte und nun neu errichtete Hotel für Luxus pur. Während unseres Besuches in Berlin wartet die Presse am Roten Teppich auf Stars, die zur Verleihung der Goldenen Kamera nach Berlin gekommen sind. Stand das Brandenburger Tor während der Teilung der Stadt einsam am Ende des Platzes, ist mit dem Bau der Botschaften und des Hotels wieder ein stimmiges Gesamtbild am Pariser Platz entstanden.

Nur eine Straßenecke weiter halten wir am Holocaust-Denkmal inne. 2.711 Stelen erinnern hier an die ermordeten Juden Europas. Im "Ort der Information" dokumentiert eine Ausstellung die Verfolgung und Vernichtung der Juden in Europa. Das Stelenfeld aus unterschiedlich hohen Betonpfeilern ist frei zugänglich und bietet durch die wellenförmige Bodenbeschaffenheit immer neue Ausblicke, regt durch seine Schlichtheit zum Nachdenken an.

Durch einen Zaun auf der anderen Straßenseite blitzen uns bekannte goldene Figuren hervor. Die Niedersächsische Landesvertretung wirbt mit Figuren des Heckentheaters der Herrenhäuser Gärten für Niedersachsen. Ob Original oder Kopie - ein echter Hingucker sind sie auf jeden Fall!

Modernes am Potsdamer Platz

Richtige Hingucker sind auch die modernen Glaspaläste entlang der Ebertstraße Richtung Potsdamer Platz. Wer hier arbeitet, hat garantiert einen Ausblick der Extraklasse auf die Stadt. Einen Hauch von New York verbreiten die drei Türme am Potsdamer Platz, die bei dem trüben Wetter während unserer Tour scheinbar wirklich an den Wolken kratzen. Auf dem gepflasterten Streifen, der an den Verlauf der Berliner Mauer erinnert und quer über den Potsdamer Platz verläuft, wurden Reste dieser Trennung von Ost- und West-Berlin wieder aufgestellt. Bei als Grenzbeamte verkleideten Studierenden könnt ihr hier Stempel für den Grenzübergang als Souvenir mitnehmen oder auf der anderen Straßenseite die Rekonstruktion der ersten Ampel Berlins fotografieren. Wir bewundern die scheinbare Leichtigkeit der Dachkonstruktion des Sony Centers und das Aufeinandertreffen von Moderne des Centers und Geschichte durch den historischen Kaisersaal. Filmfans kommen auf dem Boulevard der Stars auf ihre Kosten. Zwischen Sony Center und den Potsdamer-Platz-Arkaden werden deutsche Filmgrößen mit einem Stern geehrt, Besucherinnen und Besucher können sich an interaktiven Stationen mit ihrem Star fotografieren lassen. Wenn ihr die Berlinale besucht, solltet ihr auch einen Abstecher zum Boulevard der Stars machen und auf Entdeckungstour von Mario Adorf bis Hans Zimmer gehen.

Lust auf eine Shopping-Tour? In den Potsdamer-Platz-Arkaden könnt ihr in 120 Geschäften nach Herzenslust einkaufen oder eure qualmenden Füße in einem der Restaurants oder Cafés ausruhen.

Für uns endet die erste Tour durch Berlin hier und wir nutzen die gute Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel, um uns auf den Weg zurück zu unserer Unterkunft in Moabit zu machen. Schon an Tag 1 steht für uns fest: Berlin ist knorke!

Länge der Tour mit kleinen Abstechern: ca. 2,4km

TIPP: Bevor ihr Bus oder Bahn in Berlin nutzt, solltet ihr euch in den Service-Stellen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) beraten lassen, welcher Tarif passend für euch ist. Vielen Dank an dieser Stelle für die tollen Tipps des Mitarbeiters der BVG in der Turmstraße! Die Welcome-Card hätte sich bei unserem gewählten Programm wirklich nicht für uns gelohnt, so dass wir mit den Kleingruppen-Tageskarten sprichwörtlich besser gefahren sind.

Informationen zu den Tarifen erhaltet ihr auch auf der Homepage der BVG.

Quellen:

"Berlin erkunden" von Constanze Haselbauer, via reise verlag, ISBN 978-3-935029-37-7
"Vis-à-vis Berlin" Dorling Kindersley, ISBN 978-3-8310-1852-9
"Berlin - Früher und Heute" von Christa Pöppelmann, Komet-Verlag, ISBN 978-3-869-411-880
Wikipedia
Homepage der BVG, Homepage der Stiftung-Denkmal

Berlin in drei Tagen

Bürgerreporter:in:

Katja Woidtke aus Langenhagen

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