Bettler..

Fest in Gommern, im August 2008

BETTLER ---- Anlaß für diesen Text [Mitte Februar 2009]:
in einem BLOG von Ende Januar schrieb Siebenstein total erschüttert, wie sie in Italien auf Machenschaften von berufsmäßigen Bettlern hereingefallen war --

..BETTLER ..

.. Bettler kannte ich in meiner Kindheit, als Einbeinige, ehemalige Soldaten auf den Bahnhofstufen saßen.. irgendwann verschwanden sie aus dem Straßenbild und es gab Bettler nur noch in der Literatur, besonders im Gedächtnis geblieben ist mir die Szene bei Victor Hugo im „Glöckner von Notre Dame“, Oliver Twist sicher auch – DAS waren Profis, dahinter können sich alle römischen Damen mit den roten Eimerchen verstecken ---
Es gab Armut in unserem Land, sicher, aber es gab keinen Hunger.. und schon gar keine Profibettlerei.
Meine allererste Begegnung DAMIT hatte ich 1988 im März in Koblenz am Bahnhof, dort stand eine Gruppe von, nun ja, etwas seltsam gekleideten Menschen und ich frage sie nach dem Weg zur xvz-Straße. Ich trug einen Rucksack und wurde deswegen als zur „Gilde“ gehörig angesehen.. es waren Obdachlose und ich war fassungslos, daß es so etwas überhaupt in Wirklichkeit gibt.
Sicher wußten wir davon aus den Medien, aber die Realität war schockierend..
Dann kam die Wende, und in Blitzesschnelle war Berlin von Bettlern und Bettlerinnen überschwemmt – nach 2,3 Erlebnissen ähnlicher Art wie mit den „roten Eimerchen“ lernte ich sehr schnell zu unterscheiden…

S-BAHN-ERLEBIS – ein zottelhaariger übriggebliebener Hippie sang uns Countrysongs vor und weil er sympathisch war, hab ich ihm sogar einen Euro als Dank in seinen Hut gegeben –---
[das kann man nicht immer machen, innerhalb von zwei Tagen wäre man arm – die Bettelei in den S-U-Bahnen ist verrückt – von Mitleidheischend über schön bis superaufdringlich ist alles dabei – und wenn auf einer langen Strecke alle paar Stationen neue Leute auftauchen – also neulich brach der ganze Waggon in lautes Gelächter aus, als uns das 4.x die gleiche Zeitung, der „Straßenfeger“ zum Kauf angeboten wurde.]
NACH diesem SÄNGER war die Stimmung bei allen sehr gelöst und ich hab ich mich mit einem schnurrbärtigen wildfremden Manne über die Kneipen im Szene-Viertel unterhalten und als er ausstieg, sagte er zu mir "Gott behüte Sie!" – schön sind solche kleinen Perlen im Alltag.

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.. ich werde OFT um ZIGARETTEN angegangen … und DIE gebe ich selbstverständlich immer! Nach ESSEN wird oft gefragt in der S-Bahn, meist aber habe ich nichts oder wenig dabei – einmal aber hatte ich viel, Reste aus dem Garten am Sonntag spät abends.
Ich war froh, sie loszuwerden und nicht weiter tragen zu müssen und der junge Mann war echt dankbar dafür . .

GELD gebe ich NUR, wenn ich überzeugt bin, daß das auch wirklich gebraucht wird . . ODER. wenn ein Mensch eine derart unwahrscheinliche Lüge auftischt, daß er allein für diese Anstrengung eine Belohnung verdient -- .-))

IRGENDWO.. existierte ein paar Zeilen, die ich erst vor wenigen Tagen geschrieben habe .. aber an wen??
Und die vielgeschmähten Penner – spricht man sie mal einzeln an Haltestellen in Wartehäuschen an – sind meist ganz vernünftige Menschen, die halt an irgendeiner Stelle ein handicap haben – wir NORMALBÜRGER haben auch meist ein, verstecken es nur besser.
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AUS SIEBENSTENS BLOG:
„ES WAR IN ROM …
… vor einer kirche. ein altes, ganz in schwarze lumpen gehülltes weiblein kam mit tapsenden schritten auf mich zu. in ihrer zitternden rechten hand hielt sie ein rotes eimerchen.
tief gebückt, das gesicht unter einem schwarzen kopftuch verborgen, wackelte sie mit ihrem eimerchen, in dem ein paar geldmünzen lagen. dabei wiegte sie beständig ihren oberkörper hin und her. sie weinte laut und klagte.
ich war entsetzt und schockiert ob der armut dieser alten frau.
sofort legte ich meine kamera zur seite und kramte in meiner tasche nach geld. beschämt über meinen eigenen wohlstand und konfrontiert mit der bettlerin gab ich ihr geld. viel geld.
mein mann rollte mit den augen, wie immer, wenn ich bettlern geld gab.
aber das war mir egal.
ich setzte mich auf die stufen vor der kirche und dachte über diese frau nach. wie sie tagein tagaus bettelte.
mein mann indes folgte der alten. kurze zeit später fragte er mich, ob er mir etwas interessantes zeigen dürfe. ich folgte ihm.
hinter der kirche, in einer kleinen seitengasse stand ein schwarzer glänzender mercedes geländewagen mit offener heckklappe. der wagen war neu. ein mann,klein, schwarzes hintergegeltes haar, strenger blick, stand davor.
um den wagen scharte sich eine gruppe junger mädchen in alten schwarzen lumpen. sie lieferten ihre roten eimerchen ab.
eine nach der anderen.
einige von ihnen hatten ihre kopftücher in den nacken geschoben. so konnte ich ihre jugendlichen gesichter sehen.
manche von ihnen entledigten sich der lumpen und darunter kamen jeans und was junge leute halt so tragen hervor.
in kürzester zeit verwandelten sich vor meinen augen, arme gebückte weinende alte gebrechliche bemitleidenswerte bettlerinnen zu teenagern.
der tag war mir verleidet. ich wusste keine antwort auf meine frage. wer mir mehr leid tat.
die alte bettlerin oder der teenager...“

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Story aus dem gleichen Blog – Türkeiurlaub – selten so gelacht:
„Über die Geschäftstüchtigkeit der Türken erzählte unser Reiseleiter:
„.. führt über diese Brücke ein beliebter Wanderweg.
Am Brückenanfang sitzt eine alte Frau, die dem Wanderer gewürztes, belegtes Brot verkauft. Meist wird es dankbar genommen und sofort gegessen.
Aber die Wirkung des Pulbiber (der scharfen Peperoni ähnlich) nimmt den Touristen die Luft und lässt sie die Brücke sehr schnell überqueren.
Am anderen Ende wartet die Erlösung:
eine Menge selbstgepreßter, sehr teurer Apfelsinensaft. Er wird IMMER gekauft.
Es sind die Kinder der alten Dame, die dieses zweite Geschäft erfolgreich führen…“
:-)))
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Bürgerreporter:in:

Romi Romberg aus Berlin

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