Besondere Raritäten unter den „Juwelen der Lüfte“ Teil 2: Die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis)

Schönes und schwieriges Gelände musste auf dem Weg zur Großen Moosjungfer überwunden werden.
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  • Schönes und schwieriges Gelände musste auf dem Weg zur Großen Moosjungfer überwunden werden.
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Fortsetzung des Exkursionsberichtes:

Nachdem wir im ersten Teil der Kleinen Moosjungfer einen Besuch abgestattet haben, machen wir uns auf die Suche nach ihrer „Großen Schwester“, der Großen Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis), die schon um einiges seltener ist.

Wir befinden uns an einem Ort, weit im Osten der Bundesrepublik. Unser Fahrzeug musste selbstverständlich am Rande des Naturschutzgebietes, welches wir vor geraumer Zeit betreten haben auf einem Parkplatz abgestellt werden. Mit unserer Ausrüstung bepackt, geht es nun immer tiefer in zunehmend unwegsames Gelände hinein, das wir zuvor noch nie betreten haben.

Unter sengender Sonne, bei über 30°C, benutzen wir teilweise schmale Wege, doch manchmal auch Wildwechsel und alte Trampelpfade, um einigermaßen vorwärts zu kommen. Dann folgt wieder ein kleines Stück Waldweg, der aber kaum noch als solcher zu erkennen ist. Hin und wieder entdecken wir Überreste von Hinterlassenschaften der Roten Armee. Dies hier war mal ein Teil eines riesigen Truppenübungsplatzes wo sicherlich auch scharf geschossen wurde. Entsprechende Hinweisschilder liegen schon einige Kilometer hinter uns. Wir sind vorsichtig. Wir erkennen alte Schützengräben, die nun, voller Wasser, wertvolle Lebensräume für seltene Organismen bilden. An dem Fundament einer Baracke ist sogar noch eine Schnur zum Aufziehen einer Mauer gespannt. Sehr seltsam, da hier seit Jahren niemand mehr einen Fuß hingesetzt hat.

Wir dringen weiter vor.

In unregelmäßigen Abständen stehen wir vor kleinen bis mittelgroßen Tümpeln, und Weihern, die wir umgehen und deren Ufervegetation wir absuchen. Suchen ist ein gutes Stichwort denn zuweilen gilt die Suche nicht mehr den Moosjungfern, sondern nach passierbaren Geländeabschnitten, denn das Terrain wird zunehmend sumpfig und irgendwie müssen wir ja auch wieder hier raus finden.

Nach einigen weiteren Kilometern scheinen wir unser Ziel erreicht zu haben. Vor uns liegt, von hohem Mischwald aus Kiefern und Birken umgeben, ein kleiner, mooriger See. Völlig isoliert, voller Seerosen und mit reichlich Aktivität im Luftraum.

„Luftraum“ ist wieder ein gutes Stichwort, denn über uns braute sich in der Luft etwas zusammen. Wie aus dem Nichts und binnen Minuten zog ein Gewitter auf. Toll! Keine Regensachen dabei, weit weg von jeder Zivilisation, nicht mal einen Schirm und die Bäume bieten auch keinen wirklich guten Unterschlupf.

Alsbald prasselt der Regen in Form eines gewaltigen Wolkenbruchs auf uns herab. Die Sicht beträgt keine 10 Meter mehr und nach weniger als einer Minute sind wir nass bis auf die Knochen. Auf den Blitz folgte nach einer Sekunde ein gewaltiger Donner, sintflutartige Wassermassen fallen zu Boden. Nach etwa einer Viertelstunde ist der Platzregen vorbei und die Sonne kommt wieder zum Vorschein so, als sei nichts geschehen.

Wie zwei begossene Pudel stehen wir da, mitten in der Wildnis, keinen Gedanken daran verschwendend, die Exkursion abzubrechen. Es wird schnell wieder warm und so trocknet die leichte Kleidung am Leib. Wenig später sollten wir das finden, weswegen wir hergekommen sind.

Frisch geschlüpfte Große Moosjungfern hängen an Binsenhalmen dicht über dem Boden. Nur mit Glück haben sie den Wolkenbruch überlebt.

Wenig später haben auch die erwachsenen Tiere ihre „Schutzräume“ verlassen und setzen ihre tägliche Lebensweise fort. Zahlreiche andere Libellenarten bevölkern das Areal. Immer mehr kommen zum Vorschein und somit wird das Fotografieren und Dokumentieren der Großen Moosjungfer zum Vabanquespiel. Denn die pausenlosen Revierduelle lassen sie kaum zur Ruhe kommen.

Nach geraumer Zeit hatten wir einige Aufnahmen „im Kasten“ von denen wir hier einige zeigen.

Hier nun ein kleines Artenprofil der Großen Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis):

Die Große Moosjungfer ist, wie ihr Name schon sagt, die größte unter den "Weißnasen". Sie erreicht eine Körperlänge von bis zu 4,5 Zentimetern, wobei ihr Körperbau wesentlich kräftiger ist als der der anderen Moosjungfern. Die Flügelspannweite misst in etwa 6,5 Zentimeter.

Die jungen Männchen erkennt man an den ausgedehnten gelben Flecken, die sich über die Hinterleibssegmente 2 bis 7 verteilen. Färbt das Männchen aus und wird erwachsen, so dunkeln die gelben Flecken allmählich nach. Nur der gelbe Fleck auf dem 7. Segment bleibt in seiner Ursprungsfarbe erhalten.

Die Weibchen wirken noch kräftiger und weisen große, dottergelbe Hinterleibsflecken auf. Die Große Moosjungfer ist eine ausgesprochene Hochmoorlibelle. Ihre Entwicklung vollzieht sich vorzugsweise in nährstoffreichen Zwischenmoortümpeln und Torfseen, die mit dem schwimmenden Laichkraut, einer Unterwasserpflanze, ausgestattet sind.

Die Männchen sind keine sehr ausdauernden Flieger. Auf der Suche nach Weibchen fliegen sie den Gewässerrand auf und ab. Feste Reviere scheinen sie nicht zu kennen. Kämpfe unter ihres Gleichen sowie mit anderen Arten wie der Kleinen Moosjungfer, dem Vierfleck oder dem Großen Blaupfeil sind dabei an der Tagesordnung. Den Edellibellen, wie der Keilfleck - Mosaikjungfer oder der Kleinen Königslibelle, mit denen sie vergesellschaftet lebt, hat sie nichts entgegen zu setzen.

Die Große Moosjungfer ist zwar weit verbreitet, doch insgesamt sehr selten, da sie dort, wo sie vorkommt, nur in geringer Individuenzahl angetroffen wird.

Durch ihre hohen Habitatansprüche findet sie in letzter Zeit kaum noch entsprechende Lebensräume. Über die Entwicklung der Großen Moosjungfer ist allgemein wenig bekannt. Vermutlich braucht die Larve bis zur fertigen Libelle drei Jahre Zeit.

Auch heute bedanke ich mich schon jetzt für Eure Kommentare zu diesem 2. Teil des Exkursionsberichtes ins Land der „Weißnasen“ und hoffe, dass Ihr regen Gebrauch davon macht.
Fragen zum Thema werden gerne beantwortet. Weiterführende Infos zu diesem und anderen Themen findet Ihr hier:http://waldschrat-online.de/

Fortsetzung folgt!

Liebe Grüße an alle Natur- und Libellenfreunde und solche, die es noch werden wollen,

Willi, der „Waldschrat“

Bürgerreporter:in:

H. - Willi Wünsch aus Bergheim

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