Bald geht´s wieder los: Tipps zur „Libellenjagd“ und Bestimmung am Beispiel der Großen Pechlibelle (Ischnura elegans)
Liebe Natur- und Insektenfreunde, liebe Leser von „myHeimat“,
wer sich auf diesem Portal einmal durch meine Schnappschüsse und Berichte geklickt hat, hat feststellen können, dass sich hier viele Libellen tummeln. Dies hat gleich mehrere Gründe:
Zum Einen geht von dieser filigranen und am meisten bedrohten Tierart unserer Heimat eine gewisse Faszination aus. Zum Anderen erhoffe ich mir, mit diesen Beiträgen einige neue Freunde der Libellen zu finden, was mir, dank Euren sehr netten Stellungnahmen und Kommentaren, persönlichen Nachrichten und eigenen Berichten die ich kommentieren durfte, auch gelungen ist.
Viele von Euch haben versucht, diese ultraschnellen Flieger mit ihrer Kamera einzufangen und mussten dabei feststellen, dass dies ein ziemlich schwieriges Unterfangen ist. Doch mit Geduld, etwas Übung und ein wenig Erfahrung kamen letztlich Bilder zustande, die Ihr hier veröffentlicht habt und die sich sehen lassen können. Euer persönlicher Erfolg und die damit verbundene Zufriedenheit spiegeln sich in den Berichten wider.
Mit der Libellenfotografie ist das jedoch so eine Sache. Alle Libellen stehen unter gesetzlichem Schutz. Die seltenen Arten, die in der Roten Liste besonders klassifiziert sind, sind sogar besonders streng geschützt. So leben die meisten Libellen in Naturschutzgebieten, dessen Betreten von Amtswegen verboten ist. Um sich auf legale Weise in diesen Gebieten frei bewegen zu können bedarf es einer Genehmigung, die von der jeweils zuständigen Unteren Landschaftbehörde ausgestellt wird.
Diese zu erhalten ist nahezu unmöglich, da man den Nachweis einer wissenschaftlich nachweisbaren Tätigkeit in den besagten Gebieten meist nicht erbringen kann. Der Gesetzgeber hat so Barrieren geschaffen, die jedem Naturfreund, Hobbyforscher und -entomologen, ja sogar jedem wissbegierigen Schüler alle Grundlagen entziehen, da diese schon das Fotografieren von Libellen mit beinhaltet.
Ich möchte niemanden dazu animieren, diese Ordnungsverfügungen zu ignorieren. Doch letztlich sind viele Entdeckungen von neuen und seltenen Spezia auf eben diese Personengruppen zurückzuführen, denen spektakuläre Funde gelangen und den zuständigen Dachverbänden meldeten.
Nun, da sich die neue Libellensaison mit Riesenschritten nähert, können sich Interessierte schon langsam darauf vorbereiten auf die Fotopirsch zu gehen. Bevor Ihr Euch mit den scheuen und schnellen Großlibellen befasst, ist es ratsam, sich zuerst sich den wesentlich langsameren und häufigeren Kleinlibellen anzunehmen.
Man findet viele Arten von Kleinlibellen auch außerhalb von Sperrzonen und kann sich daher im Grunde genommen in aller Ruhe mit ihnen beschäftigen. Dabei bedarf es keiner teuren Ausrüstung. Es taugt im Allgemeinen auch eine kleine Kompaktkamera, bei der eine Makrofunktion zugeschaltet werden kann.
Hat man dann eine schöne Fotoserie von einem oder mehreren dieser farbenprächtigen Tiere erstellt, möchte man in der Regel auch wissen, welche Art man gerade eben gefunden und dokumentiert hat. Spätestens hier stößt nicht nur der Anfänger, sondern auch mancher Fortgeschrittene auf Hindernisse, die eine Bestimmung des Tieres nicht gerade leicht machen. Hierzu später mehr.
Um zu verdeutlichen, zu welchen „Verwandlungen“ ein solch kleiner Organismus in der Lage ist, nehmen wir eine der am häufigsten bei uns vorkommenden Libellen als Beispiel:
Die Große Pechlibelle (Ischnura elegans)
Ihren Namen verdankt die nur etwa 30 Millimeter große und sehr schlanke Libelle ihrem pechschwarzen Hinterleib, den beide Geschlechter aufweisen. Die Anspruchslosigkeit an ihre Lebensräume geht mit ihrer großen Individuenzahl konform. Sie kommt fast an jedem beliebigen Gewässertyp vor. Ihre Flugzeit erstreckt sich fast über das gesamte Frühjahr bis zum Herbst. Männchen und Weibchen weisen die gleichen Flügelmale auf; außen schwarz und innen weiß, dabei spitz zulaufend. Die Hinterleibssegmente 7 und 9 sind unterseitig hellblau gefärbt.
Da die Tiere, wie erwähnt, sehr klein sind, gilt dies auch für ihre Bestimmungsmerkmale. Eines der deutlichsten sind die „Hinteraugenflecken“ sog. postokulare Flecken. Sie sind kleiner als der Kopf einer Stecknadel und bei der Großen Pechlibelle rund geformt. (Siehe Bild Nr. 1). Bei allen anderen Schlanklibellen, zu deren Familie auch die Große Pechlibelle zählt, sind diese Flecken tropfenförmig. Hier zum Vergleich das Foto einer Gemeinen Becherjungfer, Enallagma cyathigerum (siehe Bild Nr. 2).
Die weiblichen Tiere treten während ihres kurzen Lebens in fünf verschiedenen Farbvarianten auf. Als Jungtiere erscheinen sie ein paar Tage in einem kräftigen Rosa, welches später zu Beige wechselt. Alte, bzw. geschlechtsreife Tiere können braune Farbtöne haben, ein helles Grün zeigen oder sogenannte andochrome Färbungen aufweisen. Sie sind dann wie ein Männchen gefärbt. Diese diversen Farbvarianten werden - unter anderem - anhand der anliegenden Fotografien gezeigt.
Die Große Pechlibelle mag zwar sehr klein sein und viele Fressfeinde haben, doch ist sie in ihrem Metier ein nicht zu unterschätzender Räuber. Dieses nur etwa Streichholz große Insekt fällt über Heuschrecken, Grillen und manch andere Insekten her, die es schnell und mit großem Appetit verzehrt. Selbst kleine Spinnen (!) sind vor ihr nicht sicher. Nach längeren Schlechtwetterperioden, in denen die Tiere nicht fliegen können, machen sie auch vor der eigenen Art nicht halt, indem sie Jungtiere hinterrücks überfallen und binnen weniger Minuten bis auf die Flügel komplett auffressen. Wo die Tiere diese Nahrungsfülle hinstecken, ist weitestgehend unbekannt. So kann eine Libelle mehr als ihr eigenes Gewicht vertilgen, ohne dabei sichtlich zuzunehmen oder in der Bewegung beeinträchtigt zu sein. (Siehe Fotos).
Die Libellen leben in ständiger Gefahr. Neben der Metamorphose zur Imago, sprich die Entwicklung zum fertigen Fluginsekt, die den gefährlichsten Lebensabschnitt darstellt, werden nicht nur von größeren Feinden, wie Fröschen, Fischen oder Vögeln bedroht. Oft werden sie von viel kleineren Gegnern, wie z. B. Milben befallen. Diese Parasiten sorgen dann für einen langsamen Tod der Libelle. Wesentlich schneller schafft das eine Spinne, der die Pechlibelle im wahrsten Sinne des Wortes ins Netz ging. (Siehe Bild Nr. 18).
Abschließend noch ein paar Worte zur sicheren Libellenbestimmung. Am Beispiel dieser gezeigten Art haben sich viele „Insektenführer“ als wenig brauchbar erwiesen, da es ihnen an Fotomaterial mangelt. Zu viele Aufnahmen einer Art in ihren verschiedenen Stadien würden mit Sicherheit jedes Buchformat sprengen. Daher sei jedem Naturfotografen und Interessiertem das hier aufgezeigte Produkt empfohlen: http://waldschrat-online.de/Aktuell.html
Über 500, zum Teil bisher noch nicht veröffentlichte Makro – Aufnahmen mit entsprechendem Begleittext und Hinweisen auf besondere Merkmale, zeigen die meisten unserer heimischen Libellen formatfüllend auf dem Monitor Eures PCs und können so optimal zur Bestimmung der Insekten im Vergleich mit den selbst erstellten Schnappschüssen herangezogen werden.
Die Überschrift zu diesem Bericht lautet: „Tipps zur Libellenjagd“. Hierbei Erfolg zu haben bedeutet früh aufzustehen um in den Sommermonaten nach Möglichkeit um 06.00 Uhr morgens in der Natur vor Ort zu sein. Wer die Tiere im Einklang mit der Natur in ihrer Tagesphänologie beobachtet wird feststellen, dass sie zu verschiedenen Zeiten Dinge verrichten, die ihren Alltag bestimmen. Dabei erwecken sie den Eindruck, als könnten sie die Uhr lesen. Nach dem morgendlichen Aufwärmen stehen Jagdflüge an. Ist der erste Hunger gestillt, begibt man sich auf Partnersuche. Um die Mittagszeit, etwa gegen 12.00 Uhr +/- 5 Minuten erscheinen die ersten paarungsbereiten Weibchen am Gewässer. Jetzt kommt Hektik auf. Ab jetzt sind Revierkämpfe der Männchen verstärkt zu beobachten. Danach sieht man Paarungen, Eiablagen und manche lustigen und kuriose Szenen aus dem Leben der kleinen Kobolde.
Ich wünsche jedem, der sich diesem spannenden und überaus interessanten Wissensgebiet der Odonatologie (Libellenkunde) annimmt, viel Spaß und Erfolg. Trotz der manchmal aufzubringenden Geduld wird es bestimmt nicht langweilig. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden und ganz nebenbei kann man noch viel lernen.
Herzliche Grüße,
Willi der „Waldschrat“
Bürgerreporter:in:H. - Willi Wünsch aus Bergheim |
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