Der letzte Fischer von Pritzwald
Manchmal vermag eine Fotografie über einen Menschen mehr auszusagen, als dass es großartiger Worte bedarf. „Der alte Fischer sitzend auf einer Tonne“ ist eines dieser wunderbaren Zeugnisse. Diese Aufnahme stammt aus der Zeit um 1978 und erinnert an Hermann Blaudow, den letzten Fischer von Pritzwald. Der kleine Ort lag einst auf der Halbinsel Zudar die zur Insel Rügen gehört. Als Hermann Blaudow im Jahre 1901 geboren wurde, bestand Pritzwald lediglich aus einem etwa 200-jährigen Fischerhaus. Schon früh wurde der junge Hermann, von seinem Vater, an das harte Handwerk der Fischerei herangeführt. Dieses sollte prägend für sein ganzes Leben sein. Glücklich und unversehrt aus dem ersten Weltkrieg zurückkehrend, verdiente er sich fortan als Deputat Arbeiter beim Rittergutsbesitzer von Zicker, Otto Mauritz, Brot und Lohn. Als Fischer beschäftigt, war Hermann Blaudow für die wöchentliche Bereitstellung von Fisch an das Gut Zicker verantwortlich. Daneben war er zuständig für das einwandfreie Funktionieren der Abwassergräben in der näheren Umgebung. Das Rittergut Zicker war zu jener Zeit eine hochmoderne Hofanlage und gehörte zu den wirtschaftlichsten Gütern der Halbinsel. Nach dem harten Schicksalsjahr1928, Vater Albert Blaudow ertrank beim Eisfischen vor der Glewitzer Fähre, vermählte sich Hermann im Jahre 1932 mit seiner großen Liebe Else Ohl aus Zicker. Es folgte der zweite Weltkrieg, 1941 kam die Einberufung zur Marine, auf ein Minensuchboot. Jahre getrennt von der Familie kehrte er 1946 zu seiner Familie nach Pritzwald zurück. Zusammen mit seinem Bruder nahm Hermann Blaudow einen kleinen Fischereibetrieb wieder auf. Die alten Besitzer von Zicker waren enteignet und vertrieben, es folgten die NEUEN. Alles gehörte fortan dem Volke. Seine letzten Arbeitsjahre verbrachte Hermann in der Fischereiproduktionsgenossenschaft. Im Jahre 1980 mussten Hermann und Else Blaudow ihr geliebtes Fischerhaus in Pritzwald verlassen und nach Zudar ziehen. Zwei Jahre später starb Hermann Blaudow. Als letzter Fischer von Pritzwald ist er vielen heute noch in Erinnerung. An sein einst so geliebtes Zuhause erinnern heute nur noch zwei alte Eschen und der Klang der rauen See.
Bürgerreporter:in:Thomas Wendt aus Fahrenzhausen |
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