Mühlentag 2016 - Station 4: Die Windmühle in Wichtringhausen
Die vierte Station meiner Mühlentags-Tour 2016 war die Windmühle von Wichtringhausen.
Diese große Galerieholländermühle steht direkt an der B65 und ist eine markante Landmarke auf dem Weg zwischen Bad Nenndorf und Hannover. Die Windmühle wurde restauriert und zeigte sich am Mühlentag in voller Pracht mit drehenden Flügeln.
Das Mühlenfest war sehr gut besucht, aus Gesprächen konnte ich entnehmen das ein großer Teil der Besucher aus den umliegenden Ortschaften kam um hier wie jedes Jahr „Ihre“ Mühle zu feiern, Verwandte, Bekannte und Freunde zu treffen und natürlich die angebotenen Speisen und Getränke zu verzehren. Der Verkaufserlös ist für die Erneuerung der Mühlenböden angedacht, sehr schade das ein großer Teil des Geldes aufgrund von Auflagen der Stadt Barsinghausen für Verkehrssicherung-Maßnahmen (temporäres Halteverbot sowie 30 km/h-Zone während des Mühlentages) abgezweigt werden müssen.
Neben den Verkaufsständen gab es auf dem Mühlengrundstück natürlich auch Informationen zur Mühlengeschichte sowie eine Ausstellung von historischen Traktoren und Landmaschinen.
Der Andrang war am Nachmittag recht groß, in der Mühle wurde es teilweise ein wenig eng. Dank vieler freiwilliger Müller und Helfer wurden alle Fragen der Mühlenbesucher zu Historie und Technik ausführlich beantwortet.
Der ausliegende Flyer „Mühlen um die Ecke“ war sicherlich für viele Interessierte eine Anregung für weitere Mühlenbesuche in der Region an diesem Tag oder an den kommenden Öffnungstagen der jeweiligen Wind- und Wassermühlen.
Viel Spaß mit meinen Fotos vom Rundgang durch die Mühle, für Interessierte nun noch Informationen über die Geschichte der Windmühle Wichtringhausen:
1752 wurde für die Gutsherrschaft Langwerth von Simmern in Wichtringhausen eine Windmühle erbaut, diese brannte 1797 ab.
Das heutige Mühlengebäude wurde 1819-1826 erbaut, wobei Reste der abgebrannten Mühle verwendet wurden.
Seit 1835 ist die Müllerfamilie Weber in Wichtringhausen tätig, 1872 löste sie den Erbzins ab.
1873 erfolgte eine erste Modernisierung, durchgeführt durch die Peiner Mühlenbaufirma Tiedt.
Die Mühle erhielt eine Windrose, einen eisernen Wellkopf und Jalousieflügel.
1919 wurde, ebenfalls durch die Firma Tiedt, das hölzerne Räderwerk sowie die Königswelle durch gußeiserne Ausführungen ersetzt. Diese Bauteile sollen aus der zu diesem Zeitpunkt stillgelegten Windmühle in Rodenberg stammen.
1935 wurden durch die Wittenberger Mühlenbaufirma Wetzig Walzenmahlstühle installiert.
1939 wurden die Jalousieflügel durch die modernen Ventikantenflügel ersetzt, diese Flügelbauart machte sich die Erfahrungen aus dem Flugzeug-Propeller-Bau zunutze. Allerdings zerstörte ein Sturm 1941 zwei der neuen Flügel, als Ersatz wurden kurze Zeit später Voll-Jalousie-Flügel angebracht.
1954 bis 1958 erfolgte dann die letzte große Modernisierung der Mühlentechnik, wobei ein einzigartiges System aus Ölbadgetrieben mit Hill-Kupplungen zum Antrieb der Mahltechnik installiert wurde. Dieses moderne System wurde von den Wülfeler Eisenwerken ursprünglich für die Harenberger Windmühle geliefert, kam dort aber nicht mehr zum Einsatz wegen Stilllegung des Windantriebs. Mithilfe der Kupplungen konnten nun einzelne Antriebsstränge der Mahltechnik bei drehenden Flügeln zu- oder abgeschaltet werden ohne die Flügel zu stoppen. Leider kam dieses System, bedingt durch das Mühlensterben, nicht mehr bei weiteren Windmühlen zum Einsatz und stellt nun in der Wichtringhauser Windmühle ein Unikat dar.
1972 zerstörte ein großer Sturm die Mühlenflügel und Fritz Weber stellte den gewerblichen Mahlbetrieb ein.
1986, 1991/92 und 2006 erfolgte jeweils eine Erneuerung der Mühlenflügel.
1999 wurde ein Mühlenverein gegründet der seitdem die Müllerfamilie Weber tatkräftig beim Erhalt der Wichtringhauser Windmühle unterstützt.
Die Mühle ist heute als betriebsfähige Schauanlage erhalten und wird mehrmals im Jahr vorgeführt.
Bürgerreporter:in:Dieter Goldmann aus Seelze |
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